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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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War das nicht das Entscheidende?
    Und während sich die wunderbare Neuigkeit in allen Stockwerken seines Hauses und im ganzen Viertel verbreitete, zog sich Medes in sein Arbeitszimmer zurück, in dem er wenige Minuten später Gergu empfing.
    Als Gergu erschien, kaute er gerade an zwei Pastillen aus wohlriechendem Zyperngras und Terpentinbaum-Harz. Diese Pastillen reinigten den Mund und erfrischten den Atem.
    »Ich gratuliere Euch zu Eurer Ernennung. Jetzt haben wir noch mehr freie Hand, stimmt’s?«
    Medes öffnete eine Papyrusrolle. »Gegen dich liegt eine Klage vor.«
    »Eine Klage? Von wem denn?«
    »Von einer deiner Exfrauen, die du verprügelt hast, als du besoffen warst.«
    »Kann schon sein…«
    »Nein, es ist sicher! Es gibt einen Zeugen. Du hast ihre Tür eingetreten, du hast sie bedroht und du hast sie geohrfeigt.«
    »Das ist doch nicht so tragisch.«
    »In Ägypten schon.«
    »Dieser Zeuge… wer ist das?«
    »Ihr Zimmermädchen, ein junges Ding vom Land.«
    »Könnte man nicht vielleicht…«
    »Ich habe mich bereits darum gekümmert«, schnitt ihm Medes das Wort ab. »Sie ist mit einer stattlichen Abfindung in ihr gottverlassenes Nest zurückgegangen, und deine Gattin hat einige neue Möbelstücke bekommen, zusammen mit einem Entschuldigungsschreiben von dir, das ich persönlich verfasst habe. Die Klage wurde zurückgezogen.«
    Gergu ließ sich in einen niedrigen Sessel fallen. »Dafür bin ich Euch wenigstens einen Krug Starkbier schuldig, Herr!«
    »Vergiss deine alten Eroberungen und zügle deinen Hass auf die Frauen, Gergu. Ein leitender Getreideaufseher hat sich ordentlich zu verhalten.«
    »Was denn, ich bin leitender Aufseher?«
    »Ja, Senânkh, mein Vorgesetzter, hat deine Ernennung bereits unterzeichnet.«
    »Gleich morgen geh ich auf die Jagd! Ich werde meine lieben Untergebenen schröpfen und ein Vermögen für Euch machen.«
    »Genau das wirst du eben nicht tun.«
    Gergu starrte ihn verblüfft an. »Aber – ich habe doch jetzt den Auftrag, ich…«
    »Wir beide bewegen uns ab sofort in anderen Bereichen. Wir haben jetzt einige Jahre gut, aber bescheiden gearbeitet. Unsere neue Stellung lässt auf mehr hoffen. Allerdings wird man uns nun auch viel mehr im Auge haben, und wir müssen deshalb noch vorsichtiger sein.«
    »Das verstehe ich nicht ganz«, gestand Gergu und rieb seine Amulette, um sich zu beruhigen und seinen Verstand anzukurbeln.
    Medes ging nervös im Zimmer auf und ab. »Ich werde jetzt als Erster über alle Entscheidungen auf höchster Regierungsebene benachrichtigt. Ich muss die Entschlüsse und Bestimmungen abschreiben, die der Pharao beschließt, und sie veröffentlichen. Jeder Fehler, jede ungeschickte Äußerung würden sofort darauf hindeuten, dass ich der Schuldige bin.
    Deshalb wird es in Zukunft sehr schwierig sein, zu meinem persönlichen Vorteil zu handeln, weil der König und seine Berater mein Vorgehen aus nächster Nähe überwachen können.«
    »Aber… Dann ist diese Beförderung ja verhängnisvoll!«
    »Nicht, wenn ich entsprechend damit umgehe. Da du zum Glück deine Bewegungsfreiheit behältst, kann ich über dich unser Zuträgernetz weiter pflegen. Und ich werde neue Kontakte zu den obersten Verwaltungsbeamten knüpfen.«
    »Aber was wird dann aus unserem neuen Schiff, das wir brauchen, um nach Punt zu kommen und das Gold zu holen?«
    »Daran ist augenblicklich nicht zu denken. Sesostris hat einen merkwürdigen Befehl ausgegeben: Er hat angeordnet, dass alle Tempelschätze aufgelistet werden sollen, um zu erfahren, welche Reichtümer es tatsächlich gibt.«
    »Was ist daran so merkwürdig?«
    »Dass der König bereits über dieses Wissen verfügt! Ich bin überzeugt, dass er etwas anderes sucht, ich weiß nur nicht was. Da du ebenfalls in diesen Auftrag verwickelt bist, versuche mehr darüber herauszufinden. Bei dieser Gelegenheit lernst du auch gleich alle wichtigen Heiligtümer kennen. Und das ist noch nicht alles – der Pharao hat die Mobilmachung angeordnet.«
    »Dann will er jetzt also die Provinzfürsten angreifen!«
    »Du bist nicht auf dem Laufenden, Gergu. In Kanaan hat sich gerade ein Zwischenfall ereignet, dessen Ausmaß und Bedeutung ich noch nicht kenne.«
    »Wenn er einen derartigen Befehl auslöst, muss es ein ernster Zwischenfall sein!«
    »Das nehme ich auch an. Noch weiß ich nicht, ob General Nesmontu die Truppen allein anführt oder ob der Pharao sich persönlich daran beteiligen wird.«
    »Mit anderen Worten, wenn Sesostris im Kampf

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