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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Lebens aus, das der Südwind verschenkte.
    Sie war es. Ohne jeden Zweifel! Er erkannte sie trotz ihrer ungewohnten Kleidung und Frisur.
    »Halte den Schirm richtig«, beklagte sich Techat, »ich bin in der Sonne!«
    Iker veränderte seine Haltung, ohne den Blick von der geliebten Frau zu lassen, deren Tanz ihm schrecklich kurz vorkam.
    Die vier Winde rührten sich jetzt nicht mehr, und die Zeremonienmeisterin schmückte ihre Stirn mit einer Lotosblüte.
    »So werden die göttlichen Worte offenbart, die sich in der Natur verbergen. Mögen diese Blumen, deren lieblicher Duft das Licht belebt, das Wunder der Auferstehung sicherstellen.«
    Und aus jeder der vier Lotosblüten blitzte blendende Helligkeit.
    Die fünf Priesterinnen gingen an Bord eines Schiffs und verließen den heiligen Bereich der Göttin Pachet, an dem nun ein Festmahl zu Ehren der Gattinnen der Würdenträger gefeiert wurde. Iker und die anderen Diener speisten für sich.
    »Du wirkst irgendwie verstört«, stellte Techat fest.
    »Nein, eigentlich nicht, oder doch… Dieses Ritual war sehr verwirrend für mich!«
    »Solltest du etwa für die Schönheit der Tänzerinnen empfänglich sein?«
    »Wer wäre das nicht? Die Tänzerin, die den Südwind verkörpert hat, war unvergleichlich. Wisst Ihr, wer sie ist und wie sie heißt?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung. Diese Priesterinnen kommen nur aus Abydos hierher, um das Ritual zu Ehren der Göttin Pachet zu zelebrieren, dann kehren sie in ihren Tempel zurück.«
    »Habt Ihr sie schon vorher einmal gesehen?«
    »Nein, sie muss neu sein. Vergiss sie einfach!«
    »Warum? Weil sie zum Goldenen Kreis von Abydos gehört?«
    Techat runzelte die Stirn. »Wer hat dir davon erzählt?«
    »Ein Gärtner.«
    »Das ist weiter nichts als eine bildhafte Umschreibung, der du nicht zu viel Bedeutung beimessen solltest, Iker. Und ich sage dir noch einmal: Vergiss diese junge Frau. Sie lebt in einer Welt, die du nie kennen lernen wirst. Wenn dir Tänzerinnen gefallen – es gibt andere, die noch viel verführerischer und nicht so unerreichbar sind.«
    So schnell hatte Iker die Archive des Gazellengaus geordnet, ohne auch nur den kleinsten Hinweis auf die beiden Seeleute und ihr Schiff zu entdecken. Also vertraute ihm Techat eine neue Aufgabe an, damit er etwas Sinnvolles zu tun hatte.
    Und auch ihre Nachforschungen waren weiter ergebnislos verlaufen: Niemand hatte ihr irgendwelche zuverlässigen Angaben machen können. Irgendwie musste sie diesem außergewöhnlichen jungen Mann seine Rachegelüste ausreden und ihn dazu bringen, sich hier in der Gegend niederzulassen, wo er gute Aussichten hatte, ein hochrangiger Schreiber zu werden.
    Oben auf ihrer Terrasse suchte sie gerade nach weiteren Argumenten, während sie den Neumond, den Triumph des Osiris, betrachtete, und fuhr erschrocken zusammen, als sie plötzlich von hinten angesprochen wurde.
    »Kann ich mit Euch reden, Techat? Seid unbesorgt, ich will Euch nichts tun! Aber dreht Euch auf keinen Fall um. Solltet Ihr versuchen, mich zu sehen, müsste ich Euch töten.«
    »Was… was willst du denn von mir?«
    »Es geht um die beiden Seeleute und ihr Schiff, ich habe vielleicht eine Spur. Sie führt durch die Provinz der Hohen Priester von Thot. Ihr solltet Iker dorthin gehen lassen.«
    »Wie kannst du es wagen, mir Befehle zu erteilen?«
    »Ich bin ein Verbündeter.«
    »Du lügst! Sag die Wahrheit, oder ich lasse dich festnehmen.«
    »Wenn ich Euch die Wahrheit sage, werft Ihr mich ins Gefängnis.«
    »Ich schlage einen Tauschhandel vor: die Wahrheit gegen deine Freiheit.«
    »Habe ich Euer Wort?«
    »Ich verspreche es.«
    »Ich handle auf Befehl von Pharao Sesostris. Dass Ihr Iker unterstützt habt, war mir eine große Hilfe. Jetzt benötigt er jedoch die Erlaubnis, seine Suche fortzusetzen.«
    »Ich möchte aber, dass Iker seine Vergangenheit vergisst und glücklich wird.«
    »Wenn Ihr ihn davon überzeugen könnt, bitte, warum nicht? Aber seid offen mit ihm, verheimlicht ihm nicht diese Spur, von der ich Euch berichtet habe.«
     
     
    »Wir müssen über deine Zukunft sprechen«, sagte Techat zu Iker. »Was hältst du davon, dich hier niederzulassen und deine Ausbildung zum Schreiber zu beenden?«
    »Euer Angebot ist sehr großzügig, aber ich muss es leider ablehnen. Nachdem Ihr nichts in Erfahrung bringen konntet, werde ich anderswo weitersuchen.«
    »Und was, wenn deine Irrfahrt zu nichts führt?«
    »Man wollte mir das Leben nehmen, ich will es wiederfinden und mein

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