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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hatte sich gelegt, die Ruderer kamen nur langsam vorwärts, und die Soldaten hatten Herzklopfen. Sich mit den örtlichen Truppen anzulegen, die zahlenmäßig stark und gut ausgerüstet waren, bedeutete kein Kinderspiel. Wenn nicht ein Wunder geschah, war der Kampf bereits verloren, bevor er überhaupt angefangen hatte.
    Nach einer leidlich ruhigen Phase, in der sich Medes’ Gesundheitszustand wieder gebessert hatte, bekam er jetzt erneut schmerzhafte Magenkrämpfe. Sarenputs Truppen waren für ihre Grausamkeit berüchtigt. Was aber, wenn sich die unausweichliche Niederlage von Sesostris, dem die Überlegenheit des Gegners anscheinend nicht bewusst war, in einen Sieg für Medes verwandeln würde? Er musste eigentlich nur im richtigen Moment ans Ufer springen, sich den Soldaten Sarenputs ergeben, ihm die Ehre erweisen, die Geheimnisse vom Hof in Memphis verraten und ein Bündnis vorschlagen.
    Sobeks Nerven lagen blank, aber er war fest entschlossen, seinen König zu verteidigen, zur Not würde er dafür auch sein Leben geben. Ehe er näher kommen konnte, sollte der Feind so viele Verluste beklagen müssen, dass er sich vielleicht doch zurückzog. Man musste jedenfalls daran glauben.
    Sehotep wirkte so entspannt wie ein Gast, der zu einem üppigen Festmahl geladen war und dies auf keinen Fall verpassen wollte. Wenn man ihn so sah, hätte man nicht gedacht, dass er fast vor Angst verging.
    »Da sind sie, Majestät«, verkündete General Nesmontu mit ernster Miene.
    Gaufürst Sarenput hatte die Herausforderung nicht auf die leichte Schulter genommen und seine gesamte Flotte auf den Nil geschickt.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er so viele Schiffe besitzt«, klagte der alte General.
    »Seine Provinz ist die größte von ganz Oberägypten. Verwaltet Sarenput ihre Reichtümer etwa nicht gut? Hier haben wir es wieder einmal mit einem herausragenden Machthaber zu tun, der das Wesentliche nicht aus den Augen verliert: Eine gute Verwaltung genügt nicht, um die Verbindung zwischen Himmel und Erde lebendig zu erhalten, für deren Sicherheit der Pharao bürgt.«
    »Wenn es sein muss, werden wir kämpfen, Majestät. Aber ist es denn wirklich nötig, dass wir uns abschlachten lassen?«

 
40
     
     
     
    Pharao Sesostris sah zu, wie sich ihm das Schiff des Provinzfürsten mit Sarenput im Bug näherte. Der Fürst hatte ein breites Gesicht, eine niedrige Stirn, weit auseinander stehende Augen, ausgeprägte Wangenknochen, einen energischen Zug um den Mund, ein markantes Kinn und die muskulöse Statur eines unerbittlichen Mannes.
    Ohne lange Umschweife kam er an Bord des königlichen Schiffes.
    »Majestät«, sagte er gereizt. »Ich bedaure, dass ich über Euren Besuch nicht rechtzeitig unterrichtet worden bin. Da Ihr persönlich hierher gekommen seid, nehme ich an, dass der Anlass für diese Reise sehr wichtig ist. Deshalb lade ich Euch ein, mir in meinen Palast zu folgen, damit wir ungestört sprechen können.«
    Der König nickte zustimmend.
    Sarenput begab sich wieder auf sein Schiff, und der Geleitzug machte sich auf den Weg zur Hauptanlegestelle von Elephantine.
    »Ihr müsst euch weigern«, riet General Nesmontu. »An Land können wir Euch unmöglich verteidigen. Das ist ganz bestimmt ein Hinterhalt.«
    Bis die Schiffe anlegten, schwieg Sesostris.
    »Keiner folgt mir«, befahl der König, als er das Schiff über die Brücke verließ.
    Umgeben von Soldaten, die er um gut einen Kopf überragte, wurde der Monarch vor dem Palast von zwei Hunden begrüßt, die Sarenput gehörten. Der eine war ein schlankes Männchen mit einem schönen Kopf und großen Pfoten, der andere ein Weibchen, viel kleiner, ziemlich rundlich und mit langen Zitzen.
    »Sie heißt Gazelle«, erklärte Sarenput, »und genießt den besonderen Schutz von Guter Gefährte. Er behütet sie, als wäre sie seine Mutter.«
    Guter Gefährte kam zum König und leckte ihm die Hand. Da wurde auch Gazelle zutraulich und rieb sich an seinem Bein.
    »Es ist sehr ungewöhnlich, dass meine Hunde so freundlich zu einem Unbekannten sind«, bemerkte Sarenput erstaunt.
    »Ich bin ja auch kein Unbekannter, sondern der Pharao von Ober- und Unterägypten.«
    Für einen kurzen Augenblick hielt Sarenput dem Blick des Königs stand.
    »Tretet ein, Majestät.«
    Sesostris folgte den beiden Hunden, die ihm den Weg zeigten, betrat den prächtigen Palast und gelangte in den Sitzungssaal mit seinen beiden, mit Blumenmustern bemalten Säulen, in dem sie von Uakha, dem Herrn über den

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