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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ihn in eine goldene Schale. Das Schriftstück war bar jedes Zeichens und löste sich in kürzester Zeit auf.
    Nun reichte die junge Frau die Schale dem König.
    »Ich trinke die Worte der Kraft, die im Geheimnis der Schwemme verzeichnet sind, damit sie durch meine Stimme Fleisch werden und ihre Energie spenden können.«
     
     
    In Gegenwart von Sarenput, Uakha, den Würdenträgern der Provinz und einer aufmerksamen Menschenmenge brachte Sesostris der wachsenden Nilschwemme das große Opfer dar. Er warf die von der Macht der geheimen Quellen durchtränkte kleine Statue von Hapi, einen versiegelten Papyrus, Blumen, Früchte, Brot und Kuchen in den Fluss.
    Hoch oben am Himmel strahlte Sothis. In sämtlichen Tempeln Ägyptens waren die Lampen angezündet worden. Es gab keinen Zweifel mehr: Wenn man sah, wie kraftvoll und schnell der Nil anstieg, musste die Schwemme großartig werden.
    »Hapi, du, dessen Wasser die himmlische Flüssigkeit widerspiegelt, sei erneut unser Vater und unsere Mutter. Nur die Berge sollen noch aus dem Wasser ragen, wenn du, wie zu Anbeginn dieser Erde, aus dem Nun auftauchst, dem Ozean der Kraft, um dies Land zu neuem Leben zu erwecken.«
    Freudenschreie begrüßten diese letzte Bemerkung von Sesostris, der sich an der Spitze des Zugs zum Tempel von Elephantine begab, wo nun mehrere Tage lang die Worte der Macht gesprochen werden würden, die das Hochwasser stärken sollten.
    »Er hat es vollbracht«, sagte Sarenput bewundernd, »dieser König ist ein wahrer Pharao.«
    »Ja, und du musst jetzt dein Versprechen einlösen«, erinnerte ihn Uakha. »Ab sofort steht deine Provinz – so wie meine – Sesostris zu Diensten.«

 
41
     
     
     
    Trotz der harten Arbeitsbedingungen beklagte sich der junge Bauer nicht. Mit Hilfe seiner Frau und dreier weiterer, tatkräftiger Bauern führte er einen kleinen Betrieb, der so viel einbrachte, dass sie genug zum Essen hatten, sich Möbel und Kleidung kaufen konnten und sogar an eine Erweiterung dachten. In ein oder zwei Jahren wollte er noch jemand einstellen und sich ein neues Haus bauen. Und wenn es ihm gelingen sollte, das Sumpfland urbar zu machen, das an seine Äcker grenzte, bekam er eine Unterstützung von der Regierung.
    Hungrig betrat er die Schilfhütte, in die seine Frau immer den Korb mit dem Mittagessen für ihn stellte. Doch diesmal war nichts da. So gründlich er auch suchte, er fand nicht den kleinsten Korb!
    Erst war er verärgert, doch dann machte er sich Sorgen und verließ die Hütte. An der Tür begegnete er einem haarigen Ungeheuer, das ihn unsanft zurückstieß.
    »Wohin denn so eilig, mein Freund? Wir haben etwas zu bereden.«
    Der Bauer wollte nach einer Mistgabel greifen, kriegte stattdessen aber einen Fußtritt in die Rippen, der ihn zu Boden warf. Er bekam keine Luft mehr, versuchte jedoch wieder aufzustehen. Schiefmaul hielt ihn fest.
    »Jetzt beruhig dich erst mal, Freundchen. Sonst töten meine Leute einen deiner Arbeiter. Erst mal, für den Anfang…«
    »Meine Frau… Wo ist meine Frau?«
    »In guten Händen, das kannst du mir glauben! Aber so lange ich es nicht befehle, rührt sie keiner an.«
    »Was willst du von mir?«
    »Eine Abmachung unter vernünftigen Leuten«, antwortete Schiefmaul. »Dein Hof ist sehr abgelegen, du wirst Schutz brauchen. Und diesen Schutz kann ich dir bieten. Dann brauchst du keine Angst mehr vor Überfällen zu haben und kannst beruhigt deiner Arbeit nachgehen. Wenn ich ›bieten‹ sage, stimmt das allerdings nur zum Teil; jede Mühe muss entlohnt werden, und ich verlange dafür ein Zehntel von deinen Einkünften.«
    Der Bauer wollte empört aufspringen.
    »Das wäre ja doppelt so viel, wie ich jetzt an Steuern zahle, und die sind schon unerträglich!«
    »Sicherheit hat eben ihren Preis, mein Freund!«
    »Ich weigere mich.«
    »Wie du willst, aber das wäre ein großer Fehler. Dann schneiden wir deinen Leuten die Kehle durch, vergewaltigen und verbrennen deine Frau. Und du landest mitsamt deinen Kindern ebenfalls im Feuer. Du verstehst doch bestimmt, dass ich dazu verpflichtet bin.«
    »Tut das nicht, ich flehe euch an!«
    »Pass auf, guter Mann«, sagte Schiefmaul und half ihm auf, »ich kann zwar sehr nett sein, aber Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Entweder gehorchst du mir aufs Wort, oder wir fangen sofort an.«
    Jetzt gab sich der Bauer geschlagen.
    »Na siehst du, endlich wirst du vernünftig! Meine Männer und ich werden ein paar Tage bei dir wohnen, damit wir sehen, wie du

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