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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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abzusterben, der Herr der Nilschwemme gibt uns auf diese Weise sein Missfallen zu verstehen. Ich muss auf die Insel Elephantine und ihm die Ehre erweisen und ihn anbeten, damit das Gleichgewicht der Kräfte wiederhergestellt wird.«
    Das war genau der Plan, den die beiden Minister befürchtet hatten.
    »Diese Gegend ist sehr unsicher, Majestät«, erlaubte sich Senânkh zu bemerken. »Der Herr über diese Provinz ist einer Eurer entschiedensten Gegner und verfügt über eine Streitmacht, die für ihre Schlagkraft gefürchtet ist. Außerdem müsst Ihr, um zur Insel Elephantine zu gelangen, mehrere feindliche Gebiete durchqueren. Wir müssen damit rechnen, dass Euer Schiff angegriffen wird.«
    »Glaubst du etwa, dass ich diese Gefahren unterschätze? Aber es gibt noch eine andere, viel größere: die drohende Hungersnot. Wie gefährlich es auch immer sein mag, ich muss versuchen, dieses Unheil zu verhindern.«
    »Dann müssen wir unsere gesamten Truppen zu den Waffen rufen, Majestät«, empfahl Sehotep.
    »Schon, aber wir dürfen die Garnison in Sichern nicht auflösen. Nur so lässt sich dort der Frieden sicherstellen, den wir eben erst wiederhergestellt haben. Ein leichter Schiffsverband wird mir genügen. Er soll so schnell wie möglich startbereit sein.«
    General Nesmontu hatte die zwanzig Schiffe und ihre Besatzung persönlich ausgesucht, dennoch missfiel ihm dieses Unternehmen zutiefst, was er dem Herrscher auch sagen musste: »Nur mal angenommen, Euer neuer Verbündeter Uakha ist kein Lügner und mischt sich wirklich nicht ein. Das ist aber noch lange kein Grund, die anderen fünf zu vergessen! Zuerst die Dreiergruppe: Chnum-Hotep, Djehuti und Uakha. Obwohl sie hotep, den Frieden, in ihrem Namen tragen, haben sie nur eins im Sinn, nämlich ihre Truppen zu vergrößern. Zum Glück hängen sie so an den Vorrechten ihrer jeweiligen Familien, dass sie sich nicht zusammentun können. Vorausgesetzt, Ihr übersteht dieses Hindernis, stoßt Ihr auf Upuaut, den Herrn über die Provinz Assiut. Und er ist ein echter Krieger, der sich ohne zu zögern in einen Angriff stürzen würde! Und wenn wir dann, wie durch ein Wunder, in Sichtweite der Insel Elephantine gelangen sollten, erwartet uns noch der Schlimmste von allen, Sarenput, und seine bewaffneten Banden mit der Verstärkung von Nubiern, die grausamer sind als jedes Raubtier. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt, Majestät.«
    »Man hätte es nicht besser machen können, General. Sind meine Schiffe bereit?«
    »Aber, Majestät…«
    »In jedem Leben kommt einmal der Augenblick, in dem ein Mensch, gleichgültig welchen Rang er hat, seinen wahren Wert unter Beweis stellen muss. Für mich ist dieser Augenblick jetzt gekommen, und das spüren alle. Entweder kann ich Ägypten vor der Hungersnot retten, oder ich bin nicht würdig, über dieses Land zu herrschen.«
    »Ihr wisst aber hoffentlich, dass dieses Unternehmen unweigerlich in einer Katastrophe enden muss.«
    »Wenn uns der Nordwind gewogen ist und unsere Seeleute geschickt sind, können wir einen nicht zu unterschätzenden Vorteil nutzen: die Schnelligkeit.«
    »Ich habe die besten Leute ausgesucht. Und ihre Angst vor dem Sterben wird sie noch stärker machen.«
    Befehl ist Befehl – also stellte der alte General keine weiteren Fragen.
     
     
    Medes litt an Durchfall, der weder auf die Hitze, noch auf das, was er gegessen hatte, zurückzuführen war, sondern auf seine Angst vor dem Auftauchen feindlicher Schiffe. Bei der Vorstellung, von einem Pfeil durchbohrt oder einem Schwert niedergemacht zu werden, ließen ihn seine Eingeweide im Stich. Und auch die Anwesenheit von Sobek dem Beschützer wollte ihn nicht beruhigen. Was konnte der schon gegen einen geballten Angriff der Provinzfürsten ausrichten?
    Seine erste Teilnahme an einer Reise mit dem König hatte sich Medes eigentlich etwas anders vorgestellt; trotzdem musste er gute Miene zum bösen Spiel machen und durfte nicht den kleinsten Einwand gegen dieses wahnsinnige Unternehmen äußern, das die gesamte Regierung von Ägypten ins Verderben stürzen würde.
    »Geht es Euch nicht gut?«, fragte Sehotep, der Träger des königlichen Siegels, und lächelte boshaft.
    »Doch, doch, aber bei dem schlechten Wetter dreht es mir den Magen um.«
    »Ich habe das Gefühl, dass es bald einen Sturm gibt.«
    »Dann sollten wir aber anlegen. Unsere Schiffe sind nicht dafür gebaut, den Zorn des Nil zu überstehen.«
    »Ja, gewiss. Ihr solltet ein wenig

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