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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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nach Unfehlbarkeit nur eine Verteidigungshaltung; sie nährte ihn wie ein inneres Feuer, das ihm den Weg erleuchtete.
    Nachts träumte er von ihr. Alles, was er erreichte, tat er nur für sie. Eines Tages würde er sie Wiedersehen, und dann durfte er sich nicht wie ein Dummkopf oder Nichtsnutz aufführen. Vielleicht stellte ihn das Schicksal ja vor diese Prüfungen, damit er sich mit sich selbst auseinander setzte und seine Fähigkeiten unter Beweis stellte, indem er der beste Schreiber überhaupt wurde? Vielleicht war das aber noch nicht genug für die Frau, die er liebte… Er musste sein Bestes geben, um ihr zu beweisen, dass er nur für sie lebte.
    Dann waren da noch die Albträume von Mördern und Ungeheuern, von Fragen, auf die es keine Antwort gab, und von dem dringenden Bedürfnis, sich an denen zu rächen, die seinen Lebensfaden hatten durchtrennen wollen. Ahnungslos und untätig zu bleiben, erschien ihm schlichtweg unerträglich.
    Mitten aus diesen bösen Träumen kam ihm irgendwann ein abwegiger Verdacht. Diese Vermutung erschien so widerwärtig, dass er sie gleich verwerfen wollte. Aber sie kam hartnäckig wieder, und Iker konnte sie nicht mehr loswerden. Sie machte ihn schwermütig und schweigsam und trennte ihn noch mehr von den anderen.
    Glücklicherweise spürte sein Esel immer genau, in welcher Stimmung Iker sich befand, und hörte sich unermüdlich an, was ihm der Freund anvertraute. Stellte ihm Iker eine Frage, antwortete Nordwind – wenn er »nein« sagen wollte, stellte er das linke Ohr auf, bei »ja« das rechte.
    Diesem treuen Gefährten durfte Iker vollkommenes Vertrauen schenken. Deshalb sprach er schließlich die Vermutung aus, die ihn so quälte, und fragte den Esel nach seiner Meinung.
    Und Nordwind stellte das rechte Ohr auf.
     
     
    Gua war außer sich. »Nach zwei Wochen Schlemmerei ist Eure Leber dicker geschwollen als die einer Stopfgans! Aus ärztlicher Sicht kommt Euer Verhalten einem Selbstmordversuch gleich.«
    Djehuti zuckte nur mit den Schultern. »Es geht mir aber ausgezeichnet.«
    »Gegen Leichtsinn habe ich kein Mittel. Wenn Ihr jetzt nicht etwa zwanzig Pillen am Tag nehmt, um Eure Leber zu kräftigen, sind mir die Hände gebunden.«
    Verärgert klappte Gua seine lederne Tasche zu und verließ den Raum.
    Bald darauf erschien Iker, dessen ernste Miene die Höflinge erschreckte, die um Djehuti versammelt waren.
    »Lasst uns allein!«, befahl der Provinzfürst.
    Iker stand unbeweglich vor Djehuti und hielt den Blick auf ihn gerichtet.
    »Was ist geschehen, mein Junge?«
    »Ich will die Wahrheit wissen.«
    Der Fürst lehnte sich in seinen Sessel zurück, legte die Arme auf die Lehnen und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Die Wahrheit! Ist dein Herz auch groß genug für sie? Weißt du überhaupt, was ein wahrhaftes Herz ist, das den Göttern als Kapelle dienen soll? Alles wird aus dem Herzen geboren, das Herz schenkt dir den Verstand, der denkt und plant. Deshalb muss es groß sein, sehr groß sogar, und sich frei bewegen können, aber es muss auch sanft sein. Und du, Iker, du bist zu deinen Mitmenschen und zu dir selbst viel zu streng! Wenn dein Herz unruhig ist, wird es schwer und kann Maat nicht mehr empfangen. Der Kreislauf der spirituellen Energie wird unterbrochen und dein Bewusstsein verwirrt.«
    »Herr, in meiner Lehrzeit als Schreiber habe ich gelernt, dass man nicht eine Sache mit einer anderen durcheinander bringen darf und man bemüht sein soll, unter allen Umständen bei wachem Verstand zu bleiben. Und ich bin inzwischen überzeugt, dass Eure Großzügigkeit mir gegenüber nicht umsonst ist. Ihr steht irgendwie in meiner Schuld, habe ich Recht?«
    »Deine Vorstellungskraft macht dich blind, mein Junge. Ich weiß deinen Wert zu schätzen, weiter nichts. Und dass du so erfolgreich bist, hast du dir selbst zuzuschreiben.«
    »Das glaube ich nicht, Herr. Ich bin mir ganz sicher, dass Ihr viel mehr über die Leute wisst, die mich umbringen wollten, als Ihr zugebt. Und dass Ihr mich beschützen wollt, indem Ihr mich zu einem der wichtigsten Schreiber Eurer Provinz macht. Jetzt will ich aber die ganze Wahrheit wissen. Warum wurde ich als Opfer ausgewählt, wer ist dafür verantwortlich, und diene ich noch immer einem bösen Geist als Spielzeug, der sich im Reich der Finsternis verbirgt? Und wo liegt das Land Punt, dessen Duft den guten Schreiber rettet?«
    »Das sind ziemlich viele Fragen, findest du nicht?«
    »Nein, das finde ich nicht.«
    Djehuti war außer sich und

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