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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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Vater war. Nein, sie kannte die in der Küche liegende Frau nicht. Nein, sie konnte nicht sagen, ob irgendetwas abhanden gekommen war. Nein, sie war nie zuvor in dem Haus gewesen; dies war ihr erster Besuch in Wien.
    Schließlich gab er es auf und ließ sie im Wohnzimmer ihres Vaters zurück. Dort blieb sie einige Minuten sitzen, ohne recht zu wissen, wie es nun weitergehen sollte. Gleichzeitig wieselte die Spurensicherung durch sämtliche Zimmer des kleinen Hauses und fotografierte, sicherte Fingerabdrücke, riss sämtliche Türen auf, spähte in alle Winkel und Wandschränke. Nach ihrem Gefühl wäre das alles ihrem Vater zuwider gewesen, aber sie konnte die Polizei ja nicht aufhalten.
    “Ich habe mich eben mit dem Inspektor unterhalten. Er meinte, es stünde Ihnen nun frei zu gehen.”
    Meer blickte auf. Vor ihr stand der Mann, dem sie direkt nach dem Auffinden der auf dem Boden liegenden Frau die Tür geöffnet hatte.
    “Sie hat keinen Puls! Ich weiß nicht, was ich tun soll!”, hatte sie ihm zugerufen. Er hatte nicht lange gefackelt, umgehend den Notdienst alarmiert, dann mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen und diese bis zur Ankunft des Rettungswagens fortgesetzt. Möglicherweise war es Meer anzulasten, dass die Frau tot war. Hätte sie gleich in den ersten kritischen Momenten lebensrettende Maßnahmen eingeleitet, wäre die Frau vielleicht noch am Leben.
    “Es war zu spät”, sagte der Mann nun zu ihr. “Schon als Sie sie fanden.”
    Er kam ihr auf unangenehme Weise paradox vor: unbekannt und vertraut zugleich. Alles an ihm war ihr fremd: die sanfte Stimme, die hohe Stirn, das goldbraune, über den hellgelben Hemdkragen wellende Haar, die etwas kühlen blauen Augen und auch der Mund, der entweder einen geheimnisvollen oder einen grausamen Zug andeutete. Sie war sicher, dass sie ihm bis heute nie begegnet war – und doch kannte sie ihn. Und er sie. Hatte er nicht gerade eine Frage beantwortet, die sie gar nicht laut geäußert hatte?
    Zwei Sanitäter gingen mit einer leeren Trage in Richtung Küche, und der Fremde stellte sich absichtlich so, dass er Meer die Sicht versperrte. “Sie haben keinen Anlass, hier noch zu bleiben. Kann ich Sie irgendwo absetzen? In Ihrem Hotel etwa?”
    Sie wollte schon dankend annehmen, hielt aber inne. “Ich weiß ja nicht einmal, wie Sie heißen. Oder warum Sie hier aufgetaucht sind.” In einer hilflosen Geste hob sie die Hände und ließ sie gleich wieder sinken. “Oder sonst irgendwas.”
    “Entschuldigen Sie.” Jetzt verzog er die Mundwinkel zu einem Lächeln. Das Geheimnisvolle verschwand. “Sebastian Otto. Ich bin ein Freund Ihres Vaters. Er rief mich heute Morgen an und sagte, Sie würden vor seiner Rückkehr hier eintreffen. Seine Haushälterin würde Sie zwar hereinlassen, aber da sie kein Englisch spricht, fragte er mich, ob es mir etwas ausmachen würde, mal kurz vorbeizuschauen. Ich sollte mich vergewissern, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist, und seine Abwesenheit erklären.”
    “Ob mit mir alles in Ordnung ist? Seine Worte?”
    Sebastian nickte.
    “Der Inspektor wollte es mir vorhin nicht sagen – hat denn die Polizei schon eine Vorstellung, was hier passiert sein könnte? Wissen Sie das? Ein fehlgeschlagener Einbruch vielleicht? Oder etwas Komplizierteres?”
    “Wenn ich das wüsste! Aber Ihr Vater, der ist ein so gescheiter Mann – der weiß sich bestimmt zu schützen, egal, wo er stecken mag. Der ist gewiss wohlauf.”
    “Haben Sie Kinder?”
    Er bejahte. Ihr war jedoch, als sähe sie in seinen Augen ein schmerzliches Aufblitzen. “Warum fragen Sie?”
    “Sie klingen so väterlich, wie Sie versuchen, mich zu beruhigen.”
    “Ich glaube, ich wollte mich auch selber beruhigen.”
    “Sie haben schon recht, mein Vater ist bestimmt wohlauf. Den wirft nichts um.” So pflegte sie ihn immer zu sehen: als Abenteurer und Drachentöter, als verwegenen Piraten, der gestohlene Schätze zurückeroberte. Aber sie durfte nicht vergessen, dass er fünfundsechzig war – ein sehr religiöser, ein wenig exzentrischer Kurator, der sich viel zu gern in Risiken stürzte. Sie machte sich selber nervös.
    Inzwischen kamen die beiden Rettungssanitäter mit der Trage aus der Küche. Obwohl Sebastian ihr im Wege stand, sah Meer doch mit einem Frösteln die Konturen der Toten unter dem Laken.
    “Ich habe mein Auto draußen”, bemerkte Sebastian. “Also, noch einmal: Kann ich Sie irgendwo absetzen?”
    “Der Inspektor erwähnte, er wolle, sobald er hier fertig

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