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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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ersichtlich ist, wie oft diese Akten und Bücher ausgeliehen wurden? Es wäre für mich hilfreich, wenn ich sehen könnte, wie groß die Nachfrage ist.”
    Diese Art von literarischer Schnitzeljagd schien der Bibliothekarin offenbar großen Spaß zu machen. Doch statt einfach im Computer nachzuschauen und David die letzten Eintragungen zu zeigen, winkte sie ihn in eine staubige, fensterlose Abstellkammer mit Dutzenden von hölzernen Aktenschränken.
    “Fangen wir mal hier an.” Sie wies auf einen Abschnitt an der Rückwand. “Und dann arbeiten wir uns aus der Vergangenheit zur Gegenwart vor. Mit welchem Jahr möchten Sie beginnen? Unsere Unterlagen reichen mehr als zwei Jahrhunderte zurück.”
    “Wir fangen am besten mit 1930 an. Das ist etwa die Zeit, in der Broch hier recherchierte.”
    Freilich, das war erheblich früher als notwendig. Im Grunde ging es ihm nur darum, ob jemand sich in den letzten Jahren die Karte angesehen hatte. Aber eine derartige Anfrage hätte nicht gut zu seiner angeblichen Forschung gepasst.
    Am Ende erwies sich, dass die Karte seit dem Jahre 1939 nicht angefordert worden war, und zwischen 1930 und 1939 auch nur ein einziges Mal. Sie war also in der Tat so gut wie unbekannt.
    David blieben noch fünfundzwanzig Minuten, bevor die Bibliothek die Pforten schloss. In dieser Zeit musste er dafür sorgen, dass die Karte für jeden, der sie nun noch sehen wollte, unauffindbar war. Ein Diebstahl war ausgeschlossen, die Bibliothek dafür viel zu gut überwacht. Taschen und Beutel der Besucher wurden beim Verlassen des Gebäudes gründlich kontrolliert.
    Wieder zurück an seinem Tisch, wühlte er sich demonstrativ auffällig durch die vor ihm ausgebreiteten Bände und machte sich weit mehr Notizen als nötig, bis die Bibliothekarin ankündigte, sie schließe in zehn Minuten. Auch während der nachfolgenden Aufbruchsstimmung und Hektik, als andere Forschende ihre Unterlagen zurückbrachten, blieb er seelenruhig sitzen und nahm noch einmal die Karte mit dem Gelände unter dem Musikverein. Er prägte sich das Aktenzeichen ein, verglich es mit der Markierung der Archivschachtel, die ihm am nächsten stand, und steckte die Karte hinein. Dasselbe tat er mit der nächsten Karte und dann mit der dritten …
    “Was tun Sie da?”
    David verstand die Worte zwar nicht, hörte jedoch den scharfen, missfälligen Ton. Als er aufsah, stand vor ihm die zweite Bibliothekarin, eine Frau mittleren Alters, mit der er sich nicht unterhalten hatte. Die zeigte nun auf die Karte, die er gerade in die Schachtel stecken wollte. Außerdem fiel ihm auf, dass der am Eingang sitzende Wächter aufgestanden war und aufmerksam herüberguckte.
    “Ich … äh … ich nicht sprechen Deutsch”, nuschelte David unsicher.
    “Sie dürfen diese Karten nicht einordnen!”, blaffte die Frau auf Englisch. “Das machen wir!”
    Der Posten kam etwas näher, was bei David sogleich einen Adrenalinstoß auslöste. Die Bibliothekarin streckte die Hand aus, und David reichte ihr die letzte Karte. Sie nahm die Archivalienkiste, überprüfte die Nummer auf Übereinstimmung und legte die Karte hinein.
    “Sorry, ich wollte nicht …”
    Sie ließ ihn nicht ausreden. “Lassen Sie nur, ich kümmere mich schon um den Rest”, fauchte sie. “Wir schließen jetzt!”
    Am Eingang wurde David von dem Wächter abgefangen. “Ich muss Ihre Sachen kontrollieren. Sicherheitsüberprüfung.”
    David nickte, reichte dem Mann den Spiralblock und sah zu, wie alles genau in Augenschein genommen wurde.
    “Wir müssen vorsichtig sein, wissen Sie”, erklärte der Mann und gab ihm den Block zurück. “Wir haben hier sehr wertvolle Dinge.”
    “Klar, versteht sich.” David nahm seinen Notizblock entgegen und verließ das Gebäude, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Als er die Marmortreppe hinunterging, konzentrierte er sich erneut auf die leichten Dellen in den Stufen und fragte sich dabei, ob sich die ganze Mühe wohl gelohnt hatte. Das hing zum einen davon ab, ob die Bibliothekarin wohl nachsah, ob er die beiden ersten Karten korrekt eingeordnet hatte. Er zählte jedoch darauf, dass sie es an einem solch schönen Samstagnachmittag und dem anstehenden Wochenende wohl eilig haben werde. Nach Überwindung dieser Hürde sah sein Plan ferner vor, dass für die nächsten fünf Tage niemand sonst die beiden Karten anfordern durfte. Denn in der Schachtel, die normalerweise die Karte der Höhle unter dem Konzertsaal enthielt, befand sich nun eine mit einem Plan der

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