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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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…”
    Das Krachen der schweren Gittertür ließ sie abrupt verstummen. Plötzliche Stille, und dann ein metallisches Ratschen: Ein Schloss schnappte zu.
    Mit einem Ruck fuhren Meer und ihr Vater herum und blickten hinüber zu Sebastian, der auf der anderen Seite des Gitters stand.

80. KAPITEL
    D onnerstag, 1. Mai – 11:39 Uhr
    Was hatte das zu bedeuten? Seit ihrem ersten Tag in Wien stand Sebastian ihr mit Rat und Tat zur Seite. An welchem Punkt mochte seine Hilfsbereitschaft wohl ins Gegenteil umgeschlagen sein? Wann hatte er begonnen, sie auszunutzen? Mit ihrem Vater als Köder hatte er sie hierhergelockt, in diese Falle, ohne dass sie auf den Gedanken gekommen wäre, ihm unlautere Motive zu unterstellen. Wieso auch? Anzeichen dafür, dass er ihr etwas vormachte, hatte es doch gar keine gegeben! Sie sah ihm forschend ins Gesicht, fassungslos darüber, dass sie sich so in ihm getäuscht hatte. In den vergangenen Tagen hatten sie sich so vorzüglich aufeinander eingespielt – das konnte doch nicht mit einem Schlage vorbei sein! Und tatsächlich, in dieser Hinsicht wurde sie nicht enttäuscht, denn schon gab Sebastian ihr die Antwort auf ihre unausgesprochenen Fragen.
    “Hätten Sie mir heute Morgen doch bloß die Melodie vorgespielt …”, klagte er und streckte ihr dabei die Flöte entgegen. “Dann wäre das alles nicht passiert. Bitte, spielen Sie es jetzt! Mehr will ich doch nicht!”
    Mit einem Male ging ihr auf, wovor sie ihr Leben lang weggelaufen war: vor diesem Augenblick! Nicht vor der Musik, nicht vor dem Regen, nicht vor ihren Schreckgespenstern. Nein, vor ihrem eigenen Versagen, das unausweichlich kommen musste. Damals, vor langer Zeit, da hatte sie sich in Major Wells getäuscht, und nun in Sebastian.
    “Was?”, fragte Jeremy Logan, an seine Tochter gewandt. “Du hast die Melodie entschlüsselt?”
    “Gestern Abend”, bestätigte sie, den Blick nach wie vor auf Sebastians Gesicht geheftet.
    “Und? Ist das dieselbe Musik, die du dauernd gehört hast?” Jeremy schien derart hingerissen von ihrer Entdeckung, dass er die Gefahr, in der sie schwebten, gar nicht mehr wahrnahm.
    “Ja. Mehr noch: All die Gedanken, die du versucht hast, mir näherzubringen – der Baum des Lebens, Übertonreihen, binaurale Takte … sie alle hängen mit der Melodie und ihren Schwingungen zusammen. Du hattest mit allem recht.”
    Jeremys Augen leuchteten vor Stolz. “Mehr habe ich nie gewollt, als dir zu helfen. Dich an etwas heranzuführen, das es dir leichter macht, dein Leben in den Griff zu bekommen.”
    Genau so, so mahnte Meer sich, verhielt es sich mit Sebastian. Auch er war ein Vater, der alles in seiner Macht Stehende tat, um seinem Kind zu helfen – ohne Rücksicht darauf, dass er damit womöglich genau das Gleiche Jeremy und Meer verweigerte. Zunächst aber musste sie wissen, wie sehr sie sich von ihm hatte täuschen lassen.
    “Wie lange geht das alles schon? Haben Sie etwa den Beethoven-Brief geraubt? Und die Spieleschatulle im Auktionshaus?”
    “Nein, natürlich nicht! Ich habe noch nie etwas gestohlen, geschweige denn jemandem etwas angetan.”
    “Bis jetzt?”
    “Ich habe es auch jetzt nicht vor. Ich will die Flöte nicht stehlen – ich will nur meinem Sohn die Melodie vorspielen!”
    “Aber wie? Sie dürfen ihn doch gar nicht besuchen!”
    “Da fällt mir schon was ein.”
    Meer kam ein Gedanke. “Ich fahre zum Steinhof und spiele Nicolas vor. Wir bringen meinen Vater nur schnell vorher ins Krankenhaus. Falls wir sofort aufbrechen, müssten wir es doch in knapp einer Stunde zum Steinhof schaffen, oder? Wir können den Jungen von der Vergangenheit befreien, Sebastian!”
    “Rebecca wird Sie nicht zu ihm lassen.”
    “Ich werde sie schon überzeugen. Ganz bestimmt. Ich weiß doch, was mit ihm los ist! Ich kann es ihr erklären.”
    Er winkte ab. “Sie wird gar nicht mit Ihnen reden. Sie nimmt ja nicht einmal meine Anrufe an!” Er war so aufgewühlt, dass ihm beinahe die Stimme versagte.
    “Wie wollen Sie dem Jungen denn dann vorspielen, wenn …”
    Er ließ sie nicht ausreden. “Ich habe eine Vereinbarung getroffen.”
    “Sebastian, Sie riskieren Kopf und Kragen!” Meer blickte ihn direkt an. “Was soll aus Nicolas werden, wenn Sie wegen Entführung und Freiheitsberaubung ins Gefängnis wandern? Dann sind Sie doch erst recht von Ihrem Sohn getrennt! Das wäre doch durch nichts zu rechtfertigen!”
    “Nicolas hat diese Chance verdient, und damit er sie kriegt, ist mir jedes Mittel

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