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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.j. Rose
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dass es ihr schon peinlich wurde und sie sich umsah, ob Sebastian sie nicht beobachtete. Aber sie war allein – sozusagen in Wartestellung, als sei eine Verständigung über die Jahrhunderte möglich.
    Im nächsten Zimmer gelangte sie an des Meisters Klavier. Wie einfach es war, sich vorzustellen, wie er über das Instrument gebeugt dasaß, die Finger über die Klaviatur tanzen ließ und den weißen und schwarzen Tasten kunstvolle Melodien entlockte! Ein Frösteln überlief Meer; kalte Schauer schüttelten ihren Körper; ihr Kopf begann zu dröhnen. Das Zimmer zerfloss; sämtliche Gegenstände wurden durchscheinend. Zahnschmerzen setzten ein, hervorgerufen wieder von dem vertrauten metallischen Geschmack, der ihren Mund ausfüllte. Der Rücken puckerte. Schwindelig von der Musik, die in ihrem Kopf widerhallte, stieß Meer den Atem aus und spürte, wie vom Grunde ihres Unterbewusstseins ein Empfinden emporstieg, dem sie sich nicht zu widersetzen vermochte: ein Gefühl innigster Zuneigung.

28. KAPITEL
    W ien, Österreich
    14. Oktober 1814
    “Ihr Fingersatz stimmt nicht. Versuchen Sie’s noch mal! Schneller! Als wäre der Wind hinter Ihnen her!” Beethoven sprach zu laut – er hörte sich selber zu schlecht, um die Stimme entsprechend anpassen zu können.
    Margaux versuchte, sich zu konzentrieren. Doch dieser Tage dachte sie andauernd über ihr Handeln nach. Darüber, wie furchtbar ihr Vorhaben war und doch wie notwendig. Ob der Plan auch funktionierte? Fasste Beethoven allmählich Vertrauen zu ihr? Wie mochte es Caspar wohl gehen? Schlechter oder besser? Ihr war, als habe sie seit der Abreise ihres Mannes vor neun Monaten kein einziges Mal richtig durchgeatmet.
    “Schon viel besser. Aber noch einmal von vorn. Noch schneller. Noch mehr Wind!”
    Sie ließ die Finger hurtiger sausen, dann immer rascher, bis es wahre Musik wurde. Eigentlich gehörte es sich ja nicht, dass sie ihre Leidenschaft zum Klavier ausgerechnet jetzt entdecken musste – wo sie doch gleichzeitig ein falsches, betrügerisches Spiel trieb.
    Nachdem sie geendet hatte, schaute sie von der Klaviatur auf und sah, dass Beethoven ihr zunickte.
    “Ja, genau so! Wunderbar, wie schnell Sie lernen! Schönheit und Talent. Da sind Sie doppelt gesegnet. Und ich desgleichen, dass ich Sie als Schülerin habe.”
    Seine Komplimente waren so aufrichtig, dass es Margaux regelrecht entwaffnete. “Danke”, sagte sie, wobei sie ihn bewusst anschaute, damit er ihr von den Lippen ablesen konnte.
    “Und Ihr Gatte … der ist ein richtiger Glückspilz.”
    Gerührt und von Herzen dankbar legte sie sanft ihre Hand auf die seine.
    “Ich habe oft überlegt”, fuhr der Komponist fort, “ob ich wohl etwas verpasse, weil ich nicht verheiratet bin. Doch was ich auf der einen Seite aufgab, das habe ich andererseits gewonnen, denn ich hatte ja Zeit, nach Höherem zu streben.” In seiner Stimme lag Stolz, aber auch ein wehmütiger Ton. Margaux ließ die Hand auf der seinen ruhen.
    Toller hatte gestanden: Er hatte die Flöte, die eigentlich Margaux gehörte, Beethoven anvertraut – in der Hoffnung, der Komponist würde die Tonfolge des uralten Instruments enträtseln. Daraufhin hatte der britische Major Wells einen Plan vorgelegt.
    Margaux sollte bei Beethoven Klavierstunden nehmen. Dadurch würde sie Zugang zu seiner Wohnung erhalten und damit die Möglichkeit, die Flöte zu entwenden, sobald der Maestro die Melodie entschlüsselt hatte. Anschließend wollte der Major sie im Auftrag des Hauses Rothschild käuflich erwerben. Die Bankiersfamilie war so erpicht auf das Instrument, dass sie eine Summe geboten hatte, die ausreichen würde, um Caspars Rettungsexpedition zu finanzieren.
    Der Plan hing natürlich davon ab, ob der Komponist Margaux überhaupt als Schülerin annahm. Genau das war nach ihrer Ansicht der Pferdefuß.
    “Margaux!”, hatte der Offizier kokett gerufen. “Wie soll Beethoven Ihnen denn etwas abschlagen? Welches männliche Wesen könnte Ihnen widerstehen?” Das Kompliment hatte ihr ihren Mann ins Gedächtnis gerufen und ihren letzten gemeinsamen Opernbesuch. Da hatte er ihr verstohlen zugeraunt: “Du bist die schönste Frau hier, weißt du das eigentlich?” Noch jetzt spürte sie seinen Atem an ihrem Ohr.
    Den Blick noch auf ihrem Dekolleté, hatte der Major dann gespöttelt: “Beethoven umgibt sich gern mit schönen Schülerinnen. Mit begüterten erst recht. In den letzten drei Jahren hat er zwei seiner drei Geldgeber verloren. Erst Fürst

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