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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sollen.«
    »Ich glaube, ich habe tatsächlich allen Grund, mich zu freuen«, antwortete Georg, und seine Miene heiterte sich auf.
    »Oh, dann erlauben Sie mir, mich mitzufreuen«, rief Dale, der gerade in die Tür trat. »Was haben Sie da?«
    Georg reichte Dale das Telegramm.
    »Ah! Das ist eine ebenso merkwürdige wie glückliche Fügung. Das freut mich für Sie und für Ihre Verlobte.« —
    Das Heulen der Sirenen der »James Cook« rief die drei auf Deck. Das Schiff war im Begriff, in den Hafen von Penang einzulaufen. Ein Tender, der den Passagierwechsel besorgte, machte längsseits fest.
    Neue Reisende kamen an Bord. Darunter zwei englische Kolonialoffiziere, die mit Sir Reginald Wegg eine längere Unterredung hatten. Als die Offiziere wieder von Bord gingen, schien das ernste Gesicht des Gouverneurs noch um einige Nuancen düsterer zu sein. Ein paar merkwürdige Fälle militärischen Verrats in Penang, die sehr nachteilige Folgen gehabt hätten, konnten gerade noch im letzten Augenblick aufgedeckt werden.
    Sir Reginald wollte sich unter Deck begeben, da trat ihm einer der neuen Passagiere in den Weg und begrüßte ihn wie einen alten Bekannten. Der Gouverneur schien sich einen Augenblick zu besinnen und gab dann den Gruß mit kühler Freundlichkeit zurück. Sie machten noch ein paar Schritte auf dem Deck hin und her, dann ging Sir Reginald Wegg nach unten.
    Georg, der zufällig vorbeikam, hörte noch, wie der Gouverneur sich von dem Herrn mit den Worten verabschiedete: »Auf Wiedersehen, Mr. Turi.«
    Bei den Worten »Mr. Turi« gab es Georg innerlich einen Ruck. Es war ihm, als fiele ein Schleier von seinen Augen. Mr. Turi … Turi Chan …, die Gedanken des Mannes auf dem chinesischen Kreuzer, die er in jener Nacht, da die »Brisbane« unterging, vernommen hatte, konnten wohl zu diesem Kopf passen.
    Lange stand er und überdachte eine Idee, die sich ihm bei seinen Überlegungen immer wieder aufdrängte. Dann war sein Entschluß gefaßt. Er suchte Clennan auf und bat ihn um eine kurze Unterredung.
    Alles, was er an Verdachtsgründen hatte, legte er ihm dar und bat ihn zum Schluß, ihm bei der Ausführung seines Planes zu helfen. Es handelte sich darum, eine kleine Vorrichtung zu schaffen, die nur Clennan ausführen konnte.
    Der war ohne Zögern bereit, zu tun, was Georg wünschte. Und das war, während des Mittagessens in der Kabine des Mr. Turi unauffällig einen isolierten Draht zu verlegen, der bis zu der drei Türen entfernten Kabine Georgs führte. Dale, der immer in Gesellschaft Gamps war, konnte er erst im letzten Augenblick, als man sich schon zu Tisch setzte, von seinem Vorhaben verständigen.
    Wie erwartet, saßen Wegg und Turi am gleichen Tisch. Georg hatte seinen Platz zu weit entfernt, um ein Wort ihrer Unterhaltung zu verstehen, doch betrachtete er immer wieder diese beiden Männer. Neben dem dunklen Eurasier der schmale, blonde Kopf des Angelsachsen. Wenn er lebhafter sprach und die Lippen das starke Gebiß enthüllten, legte sich ein brutaler Zug um den Mund. Wenn diese Köpfe einmal zusammenstießen, dann mochten wohl Funken sprühen.
    Mit Ungeduld erwartete Georg das Ende der Mahlzeit. Ob es wohl Clennan gelungen war, unbemerkt die Leitung zu legen? Ob Dale, der mit Gamp näher an dem Tisch Weggs saß, etwas zu berichten wußte? Als endlich Oberst Gamp aufstand, machte sich Dale frei und ging zu Georg. Er wollte mit ihm auf Deck gehen, doch Georg zog ihn mit zu seiner Kabine. Hier fanden sie Clennan, der eben sein vollendetes Werk betrachtete.
    »So! Das wäre in Ordnung. Aber ich habe auch noch eine andere gute Nachricht. Während Sie beim Mittagessen saßen, ließ ich in Penang anfragen, ob man sagen könne, wann ein gewisser Mr. Turi dort angekommen sei. Die Antwort lautete: ›Gestern oder vorgestern.‹ Jedenfalls hat er gestern eine chiffrierte Depesche nach Peking gegeben …«
    »Und jetzt komme ich, meine Herren«, sagte Dale. »Ich lauschte natürlich gespannt auf die Unterhaltung am Tische Weggs. Mr. Turi erzählte von seinem Aufenthalt in England und nannte verschiedene Namen, die auch mir bekannt sind. Nehmen wir alles zusammen, so kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß der Passagier Turi oder Turi Chan identisch ist mit dem bewußten Manne auf dem chinesischen Kreuzer. Jetzt wäre die Frage: Was will dieser Teufel hier an Bord? Weswegen hat er den chinesischen Kreuzer verlassen?«
    »Wie ich vom Zahlmeister erfuhr«, sagte Clennan, »hat er Passage bis Singapur und will

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