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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sie sich so vertrauensvoll an ihn lehnte. Unwillkürlich drückte er ihren Arm fester an sich. In seinem Herzen wallte es heiß auf. Sollte er jetzt sprechen?
    Seine Gedanken überstürzten sich, dann war’s ihm, als lege sich ein Panzer aus Eis um sein Herz. Nichts fühlte er mehr von Lydias Nähe. Ein anderer, stärkerer, furchtbarer Geist war über ihn gekommen, der ihn zwang, alles um sich herum zu vergessen, sich sklavisch zu beugen einem fremden Willen.
    Auch Lydia – wie hätte Arngrim gejubelt, wenn er noch eben in ihr Herz hätte sehen können – war es, als versänke ein schöner, seliger Traum plötzlich in Bangen und Angst. Willenlos machte sie ihre Schritte neben denen Arngrims. Sie fühlte es kaum, wie dieser jetzt stehenblieb, sich von ihrem Arm frei machte, sich umwandte und zur Stadt zurückging.
    In ihrer hilflosen Verwirrung, in ihrer geistigen Betäubtheit hatte sie kaum den Mann bemerkt, der ihnen bisher unbemerkt gefolgt war und jetzt neben Arngrim ging …
    Sie kam nach Hause; Dr. Musterton erschrak, als er sie sah. »Was ist dir, Lydia, was ist geschehen? Wo ist Arngrim?« Bei dem Wort Arngrim zuckte sie zusammen, schaute ihn einen Augenblick starr an und brach in lautes Weinen aus. Musterton wollte beruhigend den Arm um sie legen, da brach sie zusammen und fiel in eine tiefe Ohnmacht. —
    *
    Kurze Zeit später stand der Arzt an Lydias Lager. Was Musterton dem berichtete, konnte ihm natürlich nicht den geringsten Anhaltspunkt darüber geben, was mit dem jungen Mädchen vorgegangen war. Daß eine schwere Nervenerschütterung vorlag, war klar erkennbar. Da aber Lydia bisher kein Wort gesprochen hatte – Arngrim war immer noch nicht zurückgekehrt –, standen beide Männer vor einem Rätsel.
    Für alle Fälle rief Musterton die Polizeiverwaltung an und bat um eventuelle Nachforschung. —
    Mehrere Tage und Nächte lag Lydia in wirren Fieberträumen. Nur das eine konnte Musterton immer wieder zu seinem Erstaunen feststellen, daß sie eine heiße Liebe zu Arngrim im Herzen trug. Was sie im Fieber sprach, entzog sich jedem Verständnis. Bald schien es, als habe Arngrim sie von sich gestoßen, bald wieder, als habe ein fremder, finsterer Mann ihn mit Gewalt von ihr gerissen.
    Dieser Mann – wer konnte das sein? Daß er nicht nur in den Fieberträumen Lydias existierte, hatte sich am nächsten Tag herausgestellt. Zwei Personen hatten auf der Polizei ausgesagt, daß sie Rochus Arngrim in Begleitung eines Fremden zu einem Kraftwagen hätten gehen sehen. Das Auto sei dann nach Süden fortgefahren.
    Auch nach Paulinenaue kam die Nachricht von Lydias Krankheit und Arngrims rätselhaftem Verschwinden. Georg begab sich nach Georgetown, um Musterton aufzusuchen. Lydia selbst konnte er nicht sprechen. Sie war zwar wieder zum Bewußtsein gekommen, aber noch so schwach, daß nicht einmal Musterton es wagen konnte, mit ihr über die geheimnisvollen Vorgänge an jenem Abend zu sprechen.
    Mit großer Teilnahme und Spannung hörte Georg Mustertons Erzählung. Dieser wunderte sich, daß Georg so viel Interesse für die doch ganz unverständlichen Fieberreden Lydias bekundete, fragte aber nicht nach dem Grund. —
    Nachdem Georg sich von Musterton verabschiedet, begab er sich zur Polizeiverwaltung und ließ sich dort die Aussage der beiden Zeugen vorlegen, welche Arngrim zusammen mit dem Fremden gesehen hatten. Wie erwartet, hatten die Zeugen eine ungefähre Beschreibung des Mannes zu Protokoll gegeben. Als Georg fortging, war es für ihn ziemlich gewiß, daß jener Mann Turi Chan gewesen sein müsse.
    Wohin hatte er Arngrim gebracht? Was hatte er mit ihm vor? Tausend Gedanken gingen Georg durch den Kopf. Er beschloß, um sich Gewißheit darüber zu verschaffen, daß er keinen falschen Verdacht hege, alles, was er von Musterton gehört hatte, mit Marian zu besprechen.
    Zu Hause angekommen, berichtete er Marian alles so, wie es Dr. Musterton ihm gesagt hatte. Kaum, daß er geendet, sagte Marian: »Das war Turi Chans Werk.«
    Georg nickte nur. Eine Zeitlang saßen sie in grübelndem Nachdenken, was man wohl tun könne. Doch nirgends zeigte sich ein Weg, wie man Turi Chans und Arngrims Spur folgen könne.
    »Ich sehe eine Möglichkeit!« Georg sprang auf, griff nach dem Telefonhörer und bat um eine Verbindung mit Major Dale in Canberra. —
    Es war eine sehr lange Unterredung zwischen Georg und Dale. Dann, nachdem Dale informiert war, schloß er das Gespräch, er werde alles tun, um von Regierungsseite aus den

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