Der Befehl aus dem Dunkel
Singapur …«
»Ah! Wegg schwer verwundet … Das wäre unangenehm.«
»Warum, Turi Chan?«
»Wollte es der Teufel, daß er nicht transportfähig wäre, entginge uns der Triumph, ihn gefangen nach China zu bringen.«
Ein verächtliches Lächeln zuckte über Chamuras Gesicht. So, dachte er, das wäre für dich das Höchste, den unterlegenen Feind noch zu demütigen. —
Turi Chan kam aus dem Stabsgebäude des Oberbefehlshabers. Ganz entfernt im Süden vernahm er dumpfes Grollen: Die Schlacht um Singapur! Noch immer hielt sich die gewaltige Feste. Wie lange noch?
In grausamer Befriedigung funkelten seine Augen. Er dachte an den bevorstehenden sicheren Sieg!
Die Sonne sank. Dabei steigerte sich das Gefühl, daß nur seine Kraft, geschärft durch Allgermissens Kunst, dies alles vollbrachte. War es sein übersteigertes Selbstgefühl, waren es seine überreizten Nerven … Er begann laut zu sprechen. Erst langsam, dann immer schneller entströmten seinem Munde wirre Sätze … Worte. Dabei wurde seine Stimme immer lauter, bis sie weithin in die stille Nacht erklang.
Ein Offizier, der mit einer Patrouille vorüberkam und Turi Chan nicht kannte, nahm ihn mit und schaffte ihn trotz seines Widerstandes in das Stabslazarett.
Ein Adjutant Chamuras, der gerade dort weilte, benachrichtigte sofort den Admiral. —
Nachdenklich saß Jemitsu vor der Depesche, die ihm die Erkrankung Turi Chans meldete. Ein bitterer Tropfen in den Becher der Freude! dachte er. Es wäre nicht gut, wenn uns Turi Chans Hilfe in der kommenden Zeit fehlte. Seine Krankheit … Möge es das Schicksal verhüten, daß ihn die Götter strafen, wie sie Allgermissen gestraft haben.
*
In atemloser Spannung erwartete alle Welt die chinesische Invasion in Australien. —
Georg und Clennan waren auf dem Weg zum Kriegsministerium.
»Das wird ein harter Kampf werden, Herr Clennan.«
»Fürchte ich auch! Der Plan Trenchhams hat auf den ersten Blick viel für sich. Die Idee, daß Sie mit Ihren Wellen einfach die ganze chinesische Invasionsflotte auf die Riffe des Korallenmeeres jagen, ist sehr bestechend.«
»Gut, daß uns Dale schon vorher etwas davon erzählte«, meinte Georg. »So konnten wir uns für unsere Ablehnung gut vorbereiten. Ich bin froh, daß ich Sie bei mir habe. Es ist doch eine alte Geschichte: Zweien glaubt man mehr als einem. Nun, wir werden sehen.«
Georg überdachte noch einmal alles, was er mit Clennan besprochen hatte. Was ihn von vornherein hauptsächlich gegen den Plan Trenchhams einnahm, war die Tatsache, daß dabei unendlich viele Menschen zu Tode kommen mußten. Ein Militär mochte darüber anders denken. Er, Georg, konnte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, von sicherer, unangreifbarer Position aus unzählige Wehrlose zu vernichten, indem er die Schiffsführer einfach beeinflußte, in voller Fahrt auf die Riffe zu jagen. Eine Tat, die für alle Zeiten mit seinem Namen verbunden sein würde.
Da er aber voraussah, daß er mit solchen Erwägungen bei Scott und Trenchham nicht durchkommen würde, hatte er sich mit Clennan einen Plan gemacht, wie sie die Militärs aus mehr oder weniger begründeten physikalischen Erwägungen heraus von ihrer Idee abbringen könnten. Er wollte sich auf Argumente stützen, die, wenn auch vielleicht etwas übertrieben, doch keineswegs eines realen Kerns entbehrten.
Es war ja durchaus denkbar, daß seine Strahlungen bei den chinesischen Kampffliegern nur wenig wirkten. Die metallische Umhüllung dieser Flugzeuge konnte vielleicht so abschirmen, daß der Pilot unbeeinflußt blieb. Ein feindlicher Treffer konnte sein eigenes Flugzeug zum Absturz bringen, und dann wäre alles verloren gewesen. Auch bei den Wasserfahrzeugen war es hinsichtlich der Kriegsschiffe wahrscheinlich, hinsichtlich der Transportschiffe möglich, daß die ganze oder teilweise metallische Ummantelung der Kommandostände die Wirkung der Gedankenstrahlung zunichte machte. —
Major Dale saß schon in Erwartung Georgs mit General Scott in Trenchhams Arbeitszimmer.
»Sie meinen also, Herr Major, daß unsere Pläne bei Herrn Astenryk keinen Anklang finden werden?«
»So ist es, Herr Oberst. Er sowohl wie Clennan haben aus physikalischen Gründen Bedenken.«
Da meldete eine Ordonnanz die Herren Astenryk und Clennan.
Die Unterhaltung der fünf Männer dauerte bis tief in die Nacht hinein. Georg beglückwünschte sich, Clennan bei sich zu haben, der all die vielen Einwände, die er zu machen hatte, aufs nachdrücklichste
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