Der Befehl aus dem Dunkel
»Turi Chan!« —
In dem Wäldchen an der Straße nach Georgetown lag ein Mann auf den Knien. Den Gebetkranz in den Händen, murmelte er Dankgebete zum Himmel. Doch nur schlecht paßten die demütigen Worte zu den in wildem Triumph glühenden Augen. Während seine Lippen Gebete sprachen, waren seine Gedanken dort drüben in der Autohalle… Der Verstärker zertrümmert! Oh, wie wohlig war das Krachen der Schläge von weitem her an sein Ohr gedrungen. Fortan war jede Gefahr aus der Welt geschafft. Georg Astenryk hatte ja in seinem Banne eingestanden, daß es nicht möglich wäre, einen zweiten derartigen Verstärker zu bauen … Und dann der Schuß.
Wie dieser Knecht wohl seinen Herrn getroffen haben mochte? Und der zweite Schuß, mit dem er sich selbst den Tod geben sollte …
Mögen die Himmlischen mein Werk auch weiter segnen! Jetzt will ich zurück zu Jemitsu. Mir ist, als wenn sich meine Kräfte verdoppelt hätten, seit ich weiß, daß ich diesen stärksten aller Gegner vernichtet habe.
Er erhob sich und sprang in den Kraftwagen, der ihn nach Brisbane führte. Mit triumphierender Freude vernahm er auf dem Flugplatz die Nachrichten vom Fortgang der Schlacht bei Singapur … überall die Chinesen im Vorteil. Wie lange noch, dann war die stolze Feste in ihrer Hand.
Es war ein ganz anderer Mann, der am nächsten Morgen Jemitsu gegenüberstand. In fester Zuversicht ging Turi Chan auf Jemitsu zu und legte ihm die Hände auf die Schulter. So standen sie sich gegenüber.
»Der Sieg wird unser sein!« Fast gleichzeitig kamen die Worte von ihren Lippen. —
In kurzer, gedrängter Darstellung gab Jemitsu dem Freund einen Bericht von dem bisherigen Verlauf der Schlacht.
»Wie werden sie überall in der Welt erstaunen, erzittern!« kam es fast jauchzend aus Turi Chans Mund. »Mit Neid und Schrecken werden sie unsere Siege erleben.«
Einen Augenblick huschte ein dunkler Schatten über Jemitsus Gesicht. »Die Vereinigten Staaten …«, begann er langsam, »die Stimmung dort ist bedenklich. Presse und Publikum drängen die Regierung einzugreifen. Wenn diese doch nachgiebig würde?«
Turi Chan machte eine verächtliche Handbewegung. »Laß sie kommen!«
»Du vergißt die anderen großen Staaten der Welt«, warf Jemitsu ein. »Ein Zusammenschluß …«
»… wird niemals kommen«, vollendete Turi Chan den Satz. »Ihre Uneinigkeit ist zu groß, als daß sie sich zu einer solchen Tat aufraffen könnten.
Wann erwartest du den Fall Singapurs, Jemitsu?«
Der wiegte nachdenklich den Kopf. »Wäre ein anderer Mann als Sir Reginald Wegg Kommandant von Singapur, ich würde sagen, in drei Tagen. Wegg ist ein zäher, tapferer Krieger, ein echter Repräsentant seines Volkes, er wird bis zum letzten Blutstropfen ausharren. So wird es länger dauern.«
Turi Chan runzelte die Stirn. »Das wird doch wohl nicht bedeuten, daß die Transporte nach Australien sich verzögern?«
Jemitsu verneinte. »Wir werden nicht warten, bis Singapur gefallen ist. Aber ehe wir nicht den Fall der Festung sicher erwarten können, wird unsere Australienflotte nicht auslaufen.«
Turi Chan ging mit unruhigen Schritten durch das Zimmer. »Unerträglich die kommenden Stunden untätigen Harrens! Ich vermag nicht, hier länger müßig zu sitzen. Laß Weisung geben, das nächste Großflugzeug, das an die Front geht, soll mich mitnehmen.«
*
Es war der dritte Tag der Belagerung von Singapur. Dale kam im Flugzeug nach Paulinenaue. Am Haustor empfing ihn Jan, doch nicht in seiner gewöhnten polternden Art. Still reichte er ihm die Hand.
»Gut, daß Sie kommen. Jetzt werden die drei da oben im Laboratorium mal raus müssen aus ihrer Höhle. Mit Mühe habe ich durchgesetzt, daß sie jetzt in Schichten arbeiten. Die ersten Tage und Nächte sind sie nicht aus den Kleidern, viel weniger aus dem Laboratorium gekommen.«
»Was macht Marian, der Unglückliche?« fragte Dale. Jan machte eine bedauernde Handbewegung. »Nicht besonders, Herr Dale. Es ist gut, sehr gut, daß er so scharf arbeiten kann. Das lenkt ihn von seinen Gedanken ab, zwingt ihn zu anderer, stärkster Konzentration. Wäre das nicht, er würde sich vielleicht ein Leid antun.«
»Das ist doch Unsinn, Herr Valverde. Habt ihr nicht alle un ter dem Bann dieses Teufels gestanden?«
»Gewiß!« erwiderte Jan. »Und doch, wenn man bedenkt …
Marian, Freund, Bruder Georgs von Jugend auf, zerstört dessen Werk, will Georg ermorden … welch furchtbare Verstrickung!«
»Wissen Sie jetzt die näheren
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