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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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    Als sie sich trennten, hielt Trenchham Georg bei der Hand fest. »Seien Sie froh, daß es Ihnen gelungen ist, General Scott auf Ihre Seite zu bringen. Daß der Teufel Sie reiten mußte, zuallerletzt noch dem gutherzigen General mit Ihren Humanitätsduseleien zu kommen! Aber denken Sie nicht, mein Lieber …«, er lachte Georg versöhnlich zu, »daß Sie gleich wieder nach Ihrem geliebten Paulinenaue zurückfahren können. Dafür, daß Sie Ihren Willen durchgesetzt haben, sollen Sie jetzt auch etwas tun.
    Wir können natürlich nicht genau voraussehen, wo die Chinesen landen werden. Aber wir dürfen immerhin aus guten Gründen einige Orte als wahrscheinlich ins Auge fassen.
    Kommen Sie bitte morgen früh wieder hierher. Wir werden dann anhand von Spezialkarten geeignete Stellen suchen, von wo aus Sie mit Ihrem Apparat wirksam und dabei ungefährdet operieren können.«
    Es war schon spät in der Nacht, als Jemitsu den Weg zu Turi Chans Wohnung einschlug. Die Freunde begrüßten sich in langer Umarmung. Immer wieder betrachtete Jemitsu mit banger Sorge das verfallene Gesicht Turi Chans. Das starke, schmale Kinn schob sich leise zitternd auf und nieder, als könnten die Muskeln den Kiefer nicht mehr halten.
    »Ja, ja, Jemitsu … ein anderer Turi Chan, den du vor Monden in Gartok trafst, ein anderer, den du heute siehst.«
    Jemitsu ergriff dessen Hand und drückte sie. »Ich kann es begreifen, Turi Chan. Der Anfall vor Singapur, deine Krankheit sind es, die deine Seele bedrücken. Du bist niedergeschlagen, daß du, der immer Starke, schwach wurdest, zweifelst gar daran, deine Kraft wiederzugewinnen, der Alte zu werden. Doch da täuschest du dich. Warte, bis der Sieg fest in unserer Hand ist. Dann wirst du anders denken, wirst gesunden. Zuviel war es, was du in dieser langen Zeit tatest, für unsere Sache. Körper und Geist opfertest du Tag und Nacht unserem Werk. Wo wären wir ohne dich!«
    Bei Jemitsus Worten hatte es in Turi Chans Augen ein paarmal kurz in Freude und Stolz aufgeblitzt. Dann lagen sie wieder unter dem trüben, dunklen Schleier.
    »Ich danke dir, Jemitsu. Ob deine Worte sich erfüllen werden, steht bei den Himmlischen. Ob sie mir verzeihen, daß ich mich an ihrer Macht vergriff? Ich fürchte, ich gehe Allgermissens Weg.«
    »Turi Chan!« Jemitsus Hand umschloß die Rechte des Freundes in angstvollem Griff. »Du fürchtest die Strafe der Götter?«
    Turi Chan richtete sich auf und warf den Kopf zurück.
    »Mögen sie mich strafen, die Götter!« rief er mit starker Stimme. »Ich will ihre Strafe annehmen, will alles dulden, was sie über mich verhängen, wenn sie’s mir nur vergönnen, unseren Triumph zu erleben.«
    »Du wirst es, Turi Chan. Und an unserm Sieg wirst du genesen. Nimm meinen Rat an. Unsere Flotte steht auf der Höhe von Brisbane. Morgen schon wird die Nachricht kommen, daß der Hafen von Brisbane blockiert ist. Drei Tage später werden auch Sydney und Melbourne unser sein. Laß dir raten und nimm ein gutes, schnelles Flugzeug. Fliege selbst dorthin. Sei Zeuge unseres Triumphs, dann wirst du neue Kraft schöpfen, wirst du genesen.«
    Turi Chan schaute sinnend in die Weite.
    »So mag es sein!« Er richtete sich auf.
    »Ich fliege, Jemitsu. Mögen mir die Götter gnädig sein!« —
    Mit unbeschreiblichen Gefühlen hatte Turi Chan die Landung der Zwanzigtausend hart südlich von Melbourne erlebt. Nach kurzem, schwächlichem Widerstand waren die australischen Truppen zurückgewichen. Melbourne war jetzt fest in chinesischer Hand. Man wartete nur noch auf den bevorstehenden Fall von Sydney, um auf Canberra vorzustoßen.
    In Sydney leisteten die Forts noch heftigen Widerstand. Um ihn zu brechen, waren nördlich der Stadt Truppen gelandet, die sie nach Süden umgehen sollten. Die in dieser Seefestung stationierten englisch-australischen Seestreitkräfte hatten vor der Ankunft der chinesischen Schlachtschiffe den Hafen verlassen und waren nach Süden entwichen. Man war darüber erstaunt, denn der Widerstand der Landbefestigungen wäre bei Gegenwart dieser Schiffe viel wirkungsvoller gewesen.
    Im chinesischen Hauptquartier erklärte man sich das Verhalten der australischen Heeresleitung dahin, daß überhaupt keine längere Verteidigung beabsichtigt war. In dieser Annahme wurde man bestärkt, als die Befestigungswerke, noch ehe die Umgehung der Stadt vollendet war, ihr Feuer einstellten und deren Besatzungen zurückgenommen wurden. —
    Es war am Abend nach der Besetzung Sydneys.

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