Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Windgeistern in den Mund gelegt hatte, war so ohrenbetäubend, dass es nur noch möglich war, sich schreiend zu verständigen.
    Einige der Gefährten fanden zwischendurch zu einem unruhigen Schlaf der Erschöpfung.
    Arvan schreckte aus diesem hoch, als er spürte, wie ein handgroßer Käfer über sein Gesicht kroch. Mit einer abwehrenden Handbewegung schlug er ihn von sich. Ein energischer Gedanke sorgte dann dafür, dass die Kreatur sich rasch davonmachte.
    Arvan stellte fest, dass einiges an Kleingetier über den Boden kroch. Käferartige Kreaturen, deren Größe zwischen der einer Menschenhand und eines Fingernagels variierte, stellten die Mehrheit. Aber da waren auch wurmartige Geschöpfe, die aus den kleinen Spalten im Gestein hervorquollen. Der tote Wolfsmensch schien sie anzuziehen. Der Geruch seines Blutes hatte offenbar eine sehr starke Wirkung auf sie. Ein energischer Gedanke von Arvan scheuchte sie jedoch durcheinander. Der eigene Wille der Geschöpfe war zum Teil nur sehr schwach ausgeprägt, wie Arvan sofort erkannte.
    Lass sie!, erreichte Arvan ein Gedanke von Lirandil, der nicht schlief. Sie tun nichts anderes, als ihr Leben zu erhalten. Aber vielleicht lenkst du die Aufmerksamkeit deines besonderen Sinnes für den Willen anderer Kreaturen mal auf etwas anderes …
    Der Elb sah Arvan an. Im ersten Moment wusste der Sohn der Halblinge nicht so recht, worauf der Gedanke des Fährtensuchers anspielte. Aber dann spürte er es.
    Und er erschauderte bis ins tiefste Mark.
    Tausende und Abertausende von mächtigen, kraftvollen Geschöpfen, deren eigener Wille weniger ausgeprägt ist als selbst bei dem zahmsten Baumschaf, erkannte er. Drachenkinder!
    Lirandil senkte leicht den Kopf, während der Kampfgesang aus den magischen Mündern der Windgeister so schrill wurde, dass jetzt sogar Borro wieder wach wurde, der eigentlich sonst den ruhigsten Schlaf von ihnen allen hatte. Ein magisches, grünliches Leuchten erfüllte die Luft über dem Felsspalt, in dem sie sich verborgen hielten. Es war heller als am hellsten Tag, und man konnte jetzt nicht mehr den Blick heben, ohne geblendet zu werden.
    Abertausende von Drachenkindern, deren eigener Wille sich erst noch bilden muss – wie auch ihre Flügel und der Zahn, mit dem sie ihr Ei öffnen werden, erreichte Arvan ein weiterer Gedanke des elbischen Fährtensuchers. Aber bevor sich dieser Wille herausgebildet hat, werden sie Ghools Dienergeschöpfe sein!

Drachenbezwinger
    Die Stille kam gegen Mittag des folgenden Tages. Zumindest glaubte Arvan, dass es Mittag sein musste, denn die Sonne stand annähernd senkrecht am Himmel über dem Felsspalt, nachdem sich der Sandstaub verzogen hatte und das magische Leuchten, das bis dahin alles erfüllt hatte, verschwunden war.
    » Jetzt werden wir sehen, was geschehen ist « , erklärte Lirandil und machte sich sofort auf den Weg, die Spalte zu verlassen.
    » Dann werden wir mal diesem hektisch gewordenen Elb folgen « , meinte Borro dazu.
    Der Weg aus der Felsspalte führte über einen sehr schmalen, rutschigen Pfad. Überall war aufgewirbelter Wüstensand zu finden, der zum Teil in einer fingerdicken Schicht das Gestein bedeckte.
    » So einen Sturm werden wir hoffentlich nie wieder erleben « , meinte Zalea.
    » Ich fürchte, das ist erst der Anfang der Schrecken, denen wir begegnen müssen « , meldete sich nun überraschenderweise Neldo zu Wort.
    » Richtig– wer wird sich schon über ein bisschen Wind beklagen wollen, solange Ghool noch sein Unwesen treibt « , sagte Borro daraufhin.
    Arvan erreichte zusammen mit Lirandil zuerst das Plateau, auf dem sie zuvor gelagert hatten und von wo aus man einen freien, weiten Blick über die Ödnis der Hornechsenwüste hatte. Die Landschaft hatte sich vollkommen verändert. Große Sandmassen waren gegen die äußeren Ausläufer des Gebirges geweht worden, sodass sie nun aufgeschütteten Rampen glichen. Flache Hänge waren durch diese Verwehungen entstanden. Manche der Felsmassive ragten kaum noch daraus hervor.
    Dafür war eine weite, trockene Ebene entstanden, auf der Abertausende von versteinerten Dracheneiern jeder Größe lagen. Die größten von ihnen übertrafen an Ausmaß selbst die gewaltigen Transportschiffe, auf denen Waldkönig Haraban seine Kriegselefanten über den Langen See bringen ließ.
    Die kleinsten hatten wohl nur die Größe einer Orkfaust und wären gar nicht weiter aufgefallen, wenn sie nicht auf magische Weise geleuchtet hätten.
    Grünliches Licht wurde von all