Der beiden Quitzows letzte Fahrten
befehligte.
Von Neustadt-Eberswalde zog sich eine vielbesuchte Straße nach Angermünde, welche dem Reisenden alle nur irgend gewohnten Bequemlichkeiten bot. Daher war es billig zu verwundern, wenn irgend Jemand die schlechten Waldpfade benutzte, welche über Werbellin-Golzow und Ziethen führten, und doch gab es heut zwei Reiterpaare, welche diese einsamen Gegenden benutzten, um aus dem Brandenburgischen auf pommersches Gebiet zu kommen.
Zur Morgenzeit ritt ein Mann aus Werbellin, dessen finsteres Wesen jedem Begegnenden auffallen mußte, und sein Aeußeres war ganz darnach beschaffen, jede unberufene Annäherung abzuwehren. Er trug die Kleidung eines gewöhnlichen Knechtes, aber seine Haltung und Bewegungsweise wollte mit dem unscheinbaren und vielfach defecten Gewande nicht gut harmoniren. Von ihm am Zügel geführt, trollte neben ihm ein kleiner, magerer Klepper her, auf welchem ein Jüngling saß, dessen trübe Gesichtszüge von einer tiefen Herzenstrauer zeugten. Er trug eine vormals schmucke Panzerkleidung, welche jetzt aber sehr beschädigt erschien, und hielt den müden Blick starr auf den Hals des Pferdes gesenkt, eine Theilnahmlosigkeit zeigend, wie sie den Jahren seiner Jugend sonst nicht eigen zu sein pflegt. Endlich hob er den schönen Kopf ein wenig in die Höhe und blickte seinen Begleiter verstohlen von der Seite an.
»Herr Dietrich!« klang es zögernd aus seinem Munde.
Der Andere wandte sich zu ihm und blickte ihm fragend in das Gesicht.
»Hat unsere Reise noch nicht bald ihr Ende erreicht?«
»Warum?«
»Ich bin des ungewohnten Irrens müde.«
Es erfolgte keine Antwort. Dietrich von Quitzow, welchen wir in dem Einen erkannt haben, war mit seinen eigenen Gedanken und Plänen zu sehr beschäftigt, als daß er die Klage des jungen Mannes viel hätte beachten mögen.
»Warum steht Ihr mir nicht Rede und Antwort?« fragte dieser nach einer Weile mit sichtbarem Unmuthe. »Ich bin es nicht gewohnt, daß meine Worte beharrlich überhört werden.«
Ein verächtlicher Seitenblick streifte den Sprecher.
»Und ich bin nicht gewohnt, mich zu unnützen Plaudereien bewegen zu lassen. Was wollt Ihr?«
»Warum gebt Ihr mir nicht Speise und Trank und eine ordentliche Herberge des Nachts? Ich habe Euch ja mein Wort gegeben, Euch nicht zu verrathen, sondern Euch vielmehr freiwillig zu folgen, wohin Ihr mich führt. Glaubt Ihr, daß ich es brechen werde?«
Wieder verging eine Weile; dann klang es kurz:
»Wartet noch bis morgen, dann hat alle Mühsal ihr Ende erreicht. Herr Johann von Briesen wird uns Alles geben, dessen wir zu unserem Wohlbefinden bedürfen.«
»Johann von Briesen? Der ist doch Hauptmann in Angermünde! So wollet Ihr mich nach Pommern führen?«
Statt der erhofften Antwort wurde ihm neues Schweigen zu Theil. Er senkte traurig den Kopf und versank wieder in das vorige trübe Sinnen. –
Zu derselben Zeit verließen zwei andere Reiter Ziethen; auch hier war der Eine alt und der Andere jung, aber ihre Mienen drückten ganz andere Gefühle aus, und das lebhafte Gespräch, welches sie mit einander führten, zeugte von dem guten Einvernehmen, in welchem sie mit einander standen.
»Nun ist das Ziel unserer Reise in kurzer Zeit erreicht,« sprach der Aeltere, »und ich werde Euch gar bald verabschieden müssen. Doch einige Tage müßt Ihr in Angermünde noch bei mir verweilen, Detlev!«
»Verzeiht, Herr Fürst, daß ich Euch dieses abschlagen muß. Mein Vater wird Euch mit Schmerzen erwarten und Ihr habt Eure Kräfte wieder erlangt, so daß Ihr nun des Beistandes nicht mehr bedürft.«
»Das ist wohl wahr, allein diese Begleitung ist mir nun fast lieb und theuer geworden, so daß ich gern so spät wie möglich auf sie verzichten möchte.«
»Ich danke Euch; aber ich denke, daß ich nicht für immer von Euch scheiden werde, sondern daß mir das Glück zu Theil werden wird, Euch wieder zu sehen. Möchten nur Eure Bestrebungen bei den Herzögen von Pommern einen guten Erfolg haben! Ich bin ein unerfahrener Jüngling, der von der Kunst des Regierens noch nicht gar viel zu hören bekommen hat, jedoch denke ich immer, daß es den Pommern und Mecklenburgern niemals gelingen werde, ihren feindseligen Stand gegen unseren erlauchten Herrn, den Markgrafen, festzuhalten. Vielmehr scheint es mir, daß er diejenige Kraft und Klugheit besitze, welche durch Güte oder ernsten Zwang die Anschläge der Feinde zu nichte zu machen versteht.«
»Das mag ein wahres Wort sein. Ich habe meinen Vettern, den
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