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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fürsten Balthasar, Johann und Wilhelm von Wenden stets mit solchem Rathe gedient, aber sie wollen mich nicht hören. Da zog ich zu dem Markgrafen, um mit ihm über diese Sachen zu verkehren. Ich nahm keine Diener mit, um unerkannt zu bleiben und mein Vorhaben geheim zu halten, und wurde auf dem Rückwege überfallen und nach Garlosen geschleppt, wo ich ein Lösegeld zahlen sollte. Auch wollte man daselbst wissen, wer ich sei, und als ich mich weigerte, dies zu sagen, warf man mich in jenes Verließ, aus dem Ihr Beide mich befreiet habt. Da ich nun einmal länger, als ich es mir vorgenommen hatte, von Waren weggeblieben war, so setzte ich noch etwelche Tage hinzu, um mit den Fürsten von Pommern zu sprechen. Denn sobald diese sich bewegen lassen, der Klugheit Gehör zu schenken und die Feindschaft mit den Marken aufzuheben, so werden sich auch meine Vettern bewegen, oder gezwungen sehen, ein Gleiches zu thun. Das Gefängniß hatte meine Kräfte so geschwächt, daß ich diese Reise nicht allein machen konnte, und so war es mir lieb, daß Herr Bismarck sich entschloß, auf seine bisherige Begleitung zu verzichten.«

    Jetzt lenkten sie nach Herzsprung ein und kamen auf die Eberswalder Heerstraße, wo es der Wanderer so viele zu sehen gab, daß die Unterhaltung stockte und sie ihren Augen ungehinderte Beschäftigung gaben. In Angermünde angekommen, verzichteten sie, in einer Herberge einzukehren, und ritten nach dem Schlosse, wo der Fürst den Hauptmann Johann von Briesen aufsuchen wollte.
    Er fand in demselben einen verständigen Mann, welcher seine Ansichten theilte und ihm zu seinem Vorhaben ein gutes Gelingen wünschte. Währenddessen ging Detlev durch die Straßen und Gassen der Stadt, um dieselbe so genau als möglich kennen zu lernen. Seine Gedanken schweiften dabei in die Zukunft und ließen ihm Dinge voraussehen, welche seinem natürlichen Scharfblicke nicht verborgen bleiben konnten.
    »Es wird die Zeit kommen,« dachte er, »in welcher die Entscheidung zwischen Brandenburg und Pommern in und um Angermünde toben und das Blut in Strömen fließen wird. Ich liebe den kräftigen Streit, welcher offen und ehrlich den Gegner sucht, aber die List hat auch ihre gute und volle Berechtigung, und wenn der Menschen und ihrer Güter geschont werden kann, so muß die Klugheit dem blanken Schwerte vorgezogen werden. Ich will mir die Befestigungen genau anschauen; vielleicht, daß es mir in späterer Zeit von Nutzen ist.«
    Indem er so dahinwanderte und mit Aufmerksamkeit alle Baulichkeiten betrachtete, kam er in eine Gasse, welche durch eine ungewöhnliche Anzahl von Menschen gesperrt wurde, die sich vor einem Hause zusammengefunden hatten. Vor der Thür desselben waren eine Menge Gegenstände aufgestellt, wie sie zu einem gewöhnlichen bürgerlichen Hausrathe gehören; an einem alten Tische saß ein Rathsbeamter, und neben ihm stand der Büttel, welcher den versammelten Leuten die Wirthschaftsgeräthe vorzuzeigen und überhaupt das laute Wort zu führen hatte. Es war eine Auction, welche soeben beginnen sollte. Da trat eine kleine, dünne, bewegliche Gestalt aus der Thür, warf einen zornigen Blick über die Menge und sprang auf einen Stuhl.
    »Hört Ihr Leutchen,« rief der Mann, in welchem wir den Berlinischen Gewandschneider Zademack, einen alten Bekannten aus »Fürst und Junker« erkennen, »laßt Euch einmal Etwas sagen!«
    »Er hat hier gar nichts zu sagen,« gebot ihm der Beamte. »Steige Er vom Stuhle herab! Wir brauchen Seine Rede nicht!«
    »Das Stühlchen ist jetzt noch mein und ich kann mich darauf stellen, bis es an die Reihe kommt!« entgegnete der Schneider. »Und das Reden kann mir Niemand verbieten, so lange ich kein Wörtchen sage, wodurch sich die Väterchen der Stadt und die Herrchen vom Rathe beleidigt fühlen.«
    »Aber Er hält die Versteigerung auf und das darf ich nicht leiden!«
    »Das wird so arg nicht sein, denn ich bin in einem kleinen Minutchen fertig. Also, hört Ihr Leutchen! Wir, als die Innungen der Schneider, Schuster und Kürschner, sind, wie Jedermann weiß, beflissen, den Menschen zu verschönern und die Ungerechtigkeiten des Körpers zu verdecken. Darum wäre es billig und lobenswerth, wenn die Männer und Weibchens, denen wir Gutes erweisen, sich uns auch dankbar zeigten. Aber da ist der lüderliche Borg eingerissen und wir Innungen und Gilden müssen arbeiten, ohne daß wir ein ordentliches Geldchen zu sehen bekommen.«
    »Hört, hört, das Schneiderlein will auf uns schimpfen!«

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