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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wohlthäter nicht entziehen konnte.
    »Könnte ich Euch Eure Güte doch nur um ein Weniges vergelten!« rief Zademack. »Ich habe in Berlin gar viel Noth und Sorge erlebt und immer geglaubt, es müsse hier besser werden. Aber ich täuschte mich, denn ich kam immer tiefer in das Unglück hinein. O, mein Berlin, wäre ich doch dort geblieben! Ich war immer unzufrieden und wollte es besser haben als ich es hatte. Bei den Pommern sollte gute Zeit sein, und ich ging zu ihnen; aber ich lobe mir die Mark, mein Vaterland, welches ich frevlerweise verlassen habe. Ich wünsche nichts mehr, als daß ich in Ehren zurückkehren könnte!«
    »Vielleicht ist Euch dieses möglich. Vergeßt mein nicht. Wenn ich wieder nach Angermünde komme, werde ich Euch aufsuchen.«
    »Ja, Herr, das werde ich auch thun, immer an Euch denken. Und könnte ich Euch jemals ein Dienstchen erweisen, so würde ich es Euch nicht versagen, sondern froh darüber sein. Vergeßt mein nicht, wenn Euer Weg Euch wieder nach Angermünde führt. Ihr seid ein Brandenburger, und ich halte auf Alles, was aus den Marken kommt, gar große Stücke!«
    Detlev ging. Er hatte die Ueberzeugung, eine gute That vollbracht und sich einen Freund erworben zu haben, dessen Hülfe ihm später einmal von Nutzen sein konnte. Als er nach dem Schlosse zurückkehrte, kam der Fürst soeben von dem Hauptmann zurück und wiederholte seinen Wunsch, ihn noch länger bei sich zu haben. Doch blieb er bei dem einmal gefaßten Vorsatze, sich nicht in Angermünde zu verweilen, nahm Abschied von dem bisherigen Begleiter und ritt noch desselben Tages davon.
    Der Weg, welchen er eingeschlagen hatte, führte ihn über Ziethen, Golzow und Werbellin zurück. Ziethen hatte er noch vor Abend erreicht, und da ihm sein jugendliches Ungestüm nicht rasten ließ, so beschloß er, für heut noch eine Strecke zurückzulegen und in einer Herberge, die man ihm bezeichnete, bis zum nächsten Morgen zu bleiben.
    Einsam und allein seinen Weg verfolgend, sah er es nach und nach dunkler um sich werden, und es stellte sich jene Empfänglichkeit für die Bilder der Erinnerung bei ihm ein, welche sich in der Stunde der Dämmerung vorzugsweise geltend zu machen pflegt. Es war so still und ruhig um ihn her; kein Wanderer ließ sich sehen, und die Vögel des Waldes, sonst immer bis zum hereinbrechenden Abend laut und munter, waren nach dem Süden gezogen, um den Härten und Rauhheiten des nordischen Winters zu entgehen. So störte kein Laut, kein Gruß die Beschaulichkeit, die ihm sein vergangenes Leben vorführte und ihn ganz besonders mit den Begebenheiten der letzten Zeit sich beschäftigen ließ.
    Auf Garlosen hatte er seine erste ritterliche That vollbracht. Ihr Schauplatz war nicht das offene Schlachtfeld, sondern die Verborgenheit unterirdischer Gänge und Gewölbe gewesen, und es hatte zu ihr vielleicht mehr Muth und Verwegenheit gehört als zu einem Kampfe im hellen Lichte des Tages. Der Preis war ihm auch sofort geworden in der Freundschaft des fürstlichen Gefangenen, dessen Kerker er geöffnet hatte. Der hohe Mann hatte seinen Stand den Boldewins gegenüber beharrlich verschwiegen gehabt und ihn erst den Befreiern genannt, als es an das Scheiden gegangen war. Zu angegriffen von den zerstörenden Einflüssen der Gefangenschaft, fürchtete er, eine weite Reise, die immerhin mit den verschiedensten Gefahren verknüpft war, nicht allein unternehmen zu können und hatte deshalb Detlev vermocht, mit ihm zu gehen.
    Der Abschied von den Anderen war ihm nicht so leicht geworden, als man es vielleicht hätte meinen sollen. Herr Bismarck hatte ihn nur ungern ziehen lassen, und die Juden waren dem jungen Mann so dankbarlich gewogen, daß sie in die bittersten Klagen über seine Entfernung ausgebrochen waren. Vor allen Dingen aber hatte die Tochter Itzigs sein Gehen mit Betrübniß aufgenommen.
    Es war am Abende vor der beabsichtigten Trennung gewesen, wo sie sich allein getroffen hatten. Das Mädchen war leise und still an ihn herangetreten und hatte seine Hand erfaßt. Lange hatte sie so neben ihm gestanden, ohne ein Wort zu sagen, als ihr endlich doch das tiefe Schweigen beängstigend vorgekommen war.
    »Ihr wollt von uns scheiden?« fragte sie zagend.
    »Ja, es ist so beschlossen worden.«
    »Und Ihr fragt nicht darnach, ob dies Scheiden Jemandem wehe thut!«
    »Wehe? Wem soll mein Gehen Schmerzen bereiten? Ich bin fremd in der Fremde.«
    »Fremd? O nein, Herr! Habt Ihr uns nicht erlöst aus schwerer Noth und Drangsal,

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