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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dinge schweige, denn –«
    Der Capitän machte eine ungeduldige Bewegung, die ihn sofort verstummen ließ.
    »Ich frage, und Ihr habt zu antworten. Beliebt es Euch aber, zu schweigen, so bekommt Ihr nie wieder Gelegenheit, zu sprechen. Also, von wannen seid Ihr?«
    »Von Garlosen.«
    »So seid Ihr also der Caplan der Ritter, welche den Beuteantheil verlangen?«
    »Dreier von ihnen.«
    »Haben sie Euch zu mir geschickt?«
    »Nein. Sie gaben mir die Erlaubniß, nach eigenem Ermessen zu handeln.«
    »Was that Euch der Markgraf?«
    »Nichts.«
    »Und der Engländer?«
    »Nichts.«
    »Wer verrieth Euch die Sache?«
    »Das weiß ich nicht. Ich erfuhr sie erst von den Rittern.«
    »Ihr seid fertig mit Eurer Botschaft und habt mir blos noch zu sagen, wie der Engländer heißt, welches Schiff er benutzt und zu welcher Zeit er kommt.«
    »Erlaubt, gestrenger Herr, daß ich dieses nicht eher sagen kann, als bis Ihr unsere Bedingungen angenommen habt.«
    »Bedingungen? Ihr mir?! Glaubt Ihr, daß der Rolf Vendaskiold der Mann ist, der mit Euren Strauchrittern überhaupt verkehrt? Und Bedingungen wollt Ihr mir machen?«
    »Es sind hohe Summen, um welche es sich handelt, und mein Geheimniß ist also kostbar. Wenn ich schweige, so werden Euch die Schätze entgehen.«
    »Du wirst überhaupt gar nicht schweigen! Siehe diesen Sand im Glase; wenn er abgeronnen ist, muß ich hören, was ich wissen will, sonst lasse ich Dich hängen!«
    Es befand sich des Sandes so wenig in der Uhr, daß er in höchstens zwei Minuten abgelaufen sein mußte und der Capitän hatte schon die Hand an der Schnur, um den Vollstrecker seines Willens herbei zu rufen. Der Pater verwünschte den Augenblick, welcher ihn auf den »Wiking« gebracht hatte. Wollte er sein Leben retten, so mußte er sein köstliches Geheimniß preisgeben, ohne für sich und seine Ritter auch nur den kleinsten Vortheil zu erlangen. Er zögerte bis zum letzten Augenblicke, dann aber öffnete ihm, als er die Unwiderruflichkeit des ausgesprochenen Urtheils in den Zügen des Capitäns las, die Todesangst den Mund.
    »Die Zeit ist um! Nun?«
    »Der Engländer ist der Graf von Warwick, welcher kommen wollte, sobald das Wasser vom Eise frei sei; den Namen des Schiffes kenne ich nicht.«
    »Gut. Dein Leben hing an einem Haare. Jetzt kenne ich Dich zur Genüge. Du wirst Deinen Lohn finden!«
    Er zog an der Schnur und bald stand einer seiner Leute unter der Thür.
    »Dieser Mann ist gefangen. Schicke den Schiffer herab!«
    Pater Eusebius wollte in eine Klage ausbrechen, der Mann aber ergriff ihn beim Schopfe und verschwand mit ihm. Als der Schiffer eintrat, frug Rolf:
    »Wie weit seid Ihr mit der Galeote?«
    »Die Mannschaft ist herüber und die Ladung zum größten Theile durchgesehen.«
    »Worin besteht sie?«
    »Es ist nicht Handelswaare. Der Däne ist in Holstein eingefallen und hat geplündert. Was ihm gut erschien, das hat er mitgenommen.«
    »Untersucht das Fahrzeug genau und bestimmt den Werth desselben sammt der Ladung. Es ist ein schlechter Segler und darum für uns nicht zu gebrauchen. Wir verkaufen es daher mit Allem, was er enthält.«
    »Und die Mannschaft?«
    »Werden später sehen. Hört, was ich Euch noch sage! Ein Graf von Warwick geht von England nach Hamburg. Ich muß den Mann haben. Wir nehmen also Gegencours nach dem Canal hin und lassen uns kein Schiff, welches aus England kommt, entgehen. Andere Nationen werden nur ausgesucht, die Engländer aber springen über die Klinge. So! Meldet mir das Ergebniß, wenn Ihr mit der Galeote fertig seid!«
    Der Schiffer ging; der Capitän fiel von Neuem in tiefes Sinnen. Vergangene Zeiten zogen an ihm vorüber mit ihren lichten und dunklen Gestalten; Personen und Thatsachen, die er längst vergessen gewähnt hatte, traten klar und deutlich aus seinem Gedächtnisse hervor und längst verhallte Stimmen ließen sich aus den Tiefen seines Herzens hören. Solche Stunden der Erinnerung sind heilige Momente im menschlichen Leben; sie lehren die Ohnmächtigkeit des Menschen und die Unwiderstehlichkeit eines göttlichen Waltens erkennen. Man giebt sich ihnen hin unwillkürlich und vollständig, und ihr Segen legt sich weich und beruhigend um das erregte Gemüth, es stimmend zur milden Versöhnlichkeit.
    »Capitän!«
    Er blickte auf. Er hatte die Wiederkehr des Schiffers gar nicht bemerkt.
    »Was bringt Ihr?«
    »Es ist ein Gefangener auf der Galeote gefunden worden, ein Herr von Dönaborg, den die Dänen aus irgend einem Grunde mit sich

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