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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pferden zu kommen. Sich an der Stallwand hintastend, fühlte er in einer Mauernische unfern des Einganges Stahl, Stein und Zunderzeug. Er machte Licht, um sich unter den hier stehenden Thieren gehörig orientiren zu können. Es waren ihrer mehrere da, doch erkannte er diejenigen der zwei Reisenden an den Sätteln, welche man ihnen nicht abgenommen hatte; daraus war zugleich zu schließen, daß die Abreise früher als gewöhnlich vorgenommen werden solle. Das Seinige war abgeschirrt worden, doch hing das Sattelzeug ganz in der Nähe. Er legte es dem Thiere an, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Außer der Eingangsthüre des Hauses führte ein breites Hofthor hinaus auf die Straße. Er öffnete dasselbe und lehnte die beiden Flügel nur an; so vorbereitet, begab er sich wieder nach seinem Gemache, um seine Waffen an sich zu nehmen.
    Nachdem er eine Bezahlung auf den Tisch gelegt hatte, begab er sich, den Gnadegott in der Hand, an das Werk. Es gelang ihm, geräuschlos zu öffnen; aber die Thür ließ sich nur so weit nach innen schieben, daß es ihm kaum möglich war, sich durch die entstandene Lücke zu drängen. Der eine der zwei Schläfer hatte sein Lager fast unmittelbar in ihrer Nähe aufgeschlagen, um selbst während des Schlafes den anderen in sicherem Gewahrsam zu haben. Das Fenster hatte eine nur geringe Größe, und es war vollständig unmöglich, daß ein Mensch durch dasselbe das Haus verlassen konnte.
    Der am Eingange Ruhende schlief; ganz gegen Detlevs Meinung war er es, welcher die tiefen Athemzüge ausgestoßen hatte, und das Oeffnen der Thüre war von ihm nicht bemerkt worden. Sich nur auf seinen Tastsinn verlassend, stieg der junge Mann behutsam über ihn hinweg und trat an das andere Lager. Der Inhaber desselben schien wach zu sein, und doch hatte er das Nahen eines Dritten nicht bemerkt, so vorsichtig war dasselbe ausgeführt worden. Da klang es leise neben ihm:
    »Schlaft Ihr?«
    Es verging einige Zeit, ehe eine Antwort erfolgte. Der Gefragte war jedenfalls zu überrascht, als daß er sich sofort hätte in die Situation finden können. Endlich flüsterte es ebenso leise:
    »Ist Jemand hier?«
    »Ja. Wollt Ihr frei sein?«
    »Wer seid Ihr?«
    »Ein Freund aller Bedrängten. Ich war in dem Nebengemache und habe Euer Gespräch vernommen. Seid Ihr ein Markgräflicher?«
    »Ich bin Johann, der Sohn des Markgrafen.«
    »Das ahnte mir! Wer ist der Andere?«
    »Es ist Dietrich von Quitzow, welcher mich übermannt und mit sich fortgeführt hat.«
    »Der Dietz von Quitzow? Prinz, den werden wir fangen!«
    »Nein, laßt ihn!« erwiderte Johann, sich vorsichtig erhebend. »Ich habe wohl mein Wort zurückgenommen, aber in Beziehung auf seine Sicherheit mag es noch gelten. Er hat mir kein körperliches Leid zugefügt, und ich will gar sehr zufrieden sein, wenn es mir nur gelingt, ihm zu entkommen.«
    »Ich thue, was Ihr wollt. Er liegt vor der Thür, welche ein wenig offen steht. Geht voran und steigt über ihn weg; ich werde warten, bis Ihr draußen seid.«
    »Nein, Ihr sollt der Erste sein! Ich darf nicht zugeben, daß Ihr Euch so großen Fährlichkeiten aussetzt.«
    »Geht, Prinz! Ich fürchte ihn nicht.«
    Diese letzten Worte schnitten jeden Widerspruch ab. Johann bewegte sich der Thüre entgegen und kam auch glücklich über den Schlafenden hinweg. Das war aber nicht ohne eine Berührung geschehen. Dietrich erwachte, fühlte an dem kalten Luftzuge, daß die Thüre offen stehe und faßte Detlev gerade in dem Augenblicke an dem Beine, als dieser im Begriffe stand, über ihn hinweg zu steigen.
    »Halt,« rief er; »so haben wir nicht gewettet!«
    Er glaubte, den Prinzen gepackt zu haben, mußte aber diesen Irrthum baldigst erkennen, da sich zwei Kniee auf seine Brust und zwei Hände um seinen Hals legten, deren Kräfte diejenigen Johann’s weit überstiegen. Dieser Angriff und überhaupt das ganze Ereigniß fand ihn vollständig unvorbereitet; noch ehe er den Entschluß der Vertheidigung fassen konnte, hatte er unter dem Drucke, welcher auf ihm lastete und ihn des Athems und aller Kraft beraubte, die Besinnung verloren.
    »Verzeih mir Gott,« flüsterte Detlev; »ich glaube, ich habe ihn erwürgt, und das wäre doch ein gar schmähliches Ende für so einen mächtigen Kämpen, wie er gewesen ist. Kommt, Prinz!«
    Er verschloß die Thür und führte ihn nach dem Stalle. Sie zogen die Pferde heraus und ritten durch das geöffnete Thor davon.
    In Beziehung auf den Zustand Dietrichs von Quitzow hatte sich

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