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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so daß wir Euch lieben und Euch Dank zollen möchten für’s ganze Leben? Nein, fremd seid Ihr nicht, aber die arme, niedrige Tochter Israels darf nicht wagen, ihr Herz frei und ungehindert schlagen zu lassen!«
    »Warum nicht?« frug er, sich zu ihr niederbeugend. Der weiche warme Druck ihres kleinen Händchens, der Klang ihrer süßen Stimme und der Inhalt ihrer zögernd gesprochenen Worte übten einen ganz eigenthümlichen Einfluß auf ihn aus. Dieselben unbekannten Regungen, wie bei dem Austritte aus dem unterirdischen Gange, machten sich in seinem Innern geltend; das Herz ward ihm so groß und doch zu eng für die Gefühle, die jetzt durch dasselbe flutheten, und am liebsten hätte er das herrliche, verlockende Wesen in seine Arme genommen und innig, innig an die Brust gedrückt. Sie schlug das große, dunkle Auge zu ihm empor, und ihr warmer Athem strich über sein zu ihr gebeugtes Angesicht.
    »Es hat bisher geklopft nur für den Vater und die Mutter,« erwiderte sie. »Darf es denn auch für Andere schlagen?«
    »Wer sind diese Anderen?« frug er mit jenem einschmeichelnden Tone der Stimme, welcher bestrickend auf die Sinne wirkt.
    »Es ist nur Einer, und den darf ich Euch nicht nennen!«
    »Warum nicht?«
    »Weil Ihr mir dann zornig sein würdet.«
    »Dir? So bin ich selbst wohl dieser Eine?«
    Sie blieb ihm die Antwort schuldig, aber ihre Hand führte die Seinige an das Herz; er fühlte das Wogen des vollen, weichen Busens, hörte den leisen, verlangenden Hauch ihres Odems und legte den Arm um sie.
    »Sprich!« bat er, sie an sich ziehend.
    »Was soll ich Euch sagen?«
    »Daß Du mich lieb hast!«
    »Darf ich dies denn sagen?«
    »Ja, das darfst Du, Du liebes, holdes Wesen,« flüsterte er. Ihre Lippen brannten zusammen zum ersten heißen Kusse und lange, lange währte es, ehe sie zurückkehrten zur Gesellschaft der Uebrigen.
    An diese Augenblicke dachte jetzt Detlev, aber es war nicht ein Gefühl des Glückes und der Wonne, welches er dabei empfand, sondern es wollte ihm scheinen, als habe er an jenem Abende nicht recht gethan, als habe er nicht so gehandelt, wie er hätte handeln sollen, um sich von späteren Vorwürfen fern zu halten. Er war mit sich unzufrieden, obgleich er lebhaft fühlte, daß das Bild des schönen Mädchens noch immer unverwischt in seinem Herzen wohne.
    Mittlerweile war es vollständig Nacht geworden, und es erschien ihm daher willkommen, als er ein Licht bemerkte, welches in der Ferne auftauchte. Es kam aus einem Fenster der Herberge, in welche er einzukehren beschlossen hatte. Als er dieselbe erreicht hatte, übergab er das Pferd einem Knechte, welcher ihm entgegentrat, und begab sich dann in das Zimmer. Es war leer, da sich außer der alten Wirthin kein Gast in demselben befand. Es war so räucherig und schwül in dem niedrigen Gemache, so daß er nicht lange in demselben verweilte, sondern sich in das Kämmerlein begab, welches ihm für die Nacht angewiesen worden war.
    Er hatte sich noch nicht lange zur Ruhe begeben, so hörte er den Hufschlag von Pferden, welche vor dem Häuschen hielten. Die Neuangekommenen traten in das Haus und kamen nach einiger Zeit nach oben. Sie traten in ein Gelaß, welches neben demjenigen lag, in dem sich Detlev befand. Es mußten zwei Personen, eine ältere und eine jüngere sein, wie er aus den Stimmen vernahm.
    »Ihr sagtet, daß unsere Wanderung morgen ihr Ende erreicht haben würde?« hörte er fragen.
    »Für einstweilen.«
    »So gehen wir später noch weiter fort?«
    »Das wird sich morgen entscheiden.«
    »Und wenn ich Euch nun sage, daß ich Euch nicht weiter folge?«
    »Das ändert nichts. Ihr habt mir Euer Wort gegeben, Prinz, daß Ihr mir ohne Widerstand folgen wollt, wohin ich Euch führe!«
    »Ich glaubte nicht, daß Euer Weg ein so weiter sei; vielmehr dachte ich, Ihr würdet mich auf irgend ein festes Schloß bringen, um dann mit dem Vater über meine Lösung zu verhandeln.«
    »Das wird jedenfalls auch geschehen; doch scheint Ihr mir im Auslande besser aufgehoben zu sein, als in einer Burg, welche Euer Vater berennen lassen würde, um Euch zu befreien. Nun seht Ihr wohl ein, weshalb mein Weg mit Euch ein so weiter ist.«
    »Gut, bis jetzt bin ich Euch ohne Sträuben gefolgt, weil ich Euch mein Wort darauf verpfändet habe. Sobald Ihr mich aber noch weiter mit Euch zwingen wollt, werde ich dasselbe zurücknehmen.«
    »Das steht Euch unbenommen, doch setzt Ihr Euch dadurch strengeren Maßregeln aus, als ich bisher gegen Euch

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