Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Ihr einen Einspännigen, oder sind ihrer Mehrere mit ihm?«
»Er ist allein und geht wie ein Jungherr gekleidet.«
»Das Letzte will mir wohl stimmen, jedoch das Erste nicht. Es ist mir ein feines Junkherrlein auf einem guten Fuchsen, aber ohne Waffen begegnet; er trug eine geschlitzte Leibjacke und ein schwarzes Barret mit rothen Futterecken.«
»Das ist er, den ich suche. So war er also nicht allein?«
»Nein, sondern es ritt ein Anderer an seiner Seite, der gar gut und herrlich anzuschauen war.«
»So war es ein Ritter?«
»Nein, ein Jüngling in der Tracht eines fahrenden Edelknappen.«
»War er wohlberitten?«
»Das will ich meinen! Und dazu schaute er so wacker drein, als hätte er soeben den Gottseibeiuns erschlagen.«
»Und sind sie weit von hier entfernt?«
»Mit nichten, sondern wenn man einen Trab reitet, so kann man sie gar bald zu sehen bekommen.«
»Ich danke Euch. Lebt wohl!«
»Ade! Nehmt Euch vor dem Jüngling in Acht, wenn Ihr vielleicht feindlich an ihn wollt!« Und mit einem schlauen Augenblinzeln setzte er hinzu: »Der wäre vielleicht selbst dem ›starken Dietz‹ gewachsen.«
Dietrich hatte schon sein Pferd wieder in Gang gesetzt, bei den letzten Worten aber zog er es rasch wieder herum und bohrte sein Auge in das lachende Gesicht des Andern.
»Was wißt Ihr von dem Dietz?«
»Gar viel weiß ich von ihm; ich war bei ihm auf Plaue und Friesack und weiß auch von dem Kremmer Damme zu erzählen.«
Erstaunt trieb Dietrich sein Pferd näher herbei.
»Welches Ritters Mann seid Ihr da gewesen?«
»Eines Ritters Mann?« frug der Andere in wegwerfendem Tone. »Das war ich ebenso wenig, als Ihr es jemals gewesen seid!«
»Ich? Was wißt Ihr von mir?«
»Mehr, als Ihr von dem Claus von Köppen zu wissen scheint, den Ihr ganz vergessen habt.«
»Claus Köppen?« rief Dietrich. »Wahrhaftig, Ihr seid es! Wie vermag doch diese Tracht Euch zu verstellen! Sagt doch geschwind, Ritter, was Ihr verkleidet hier an des Landes Grenze thut!«
»Ich komme aus der Mark, wohin ich eine Botschaft zu bringen hatte.«
»Von wem?«
»Von den Herzögen Casimir und Otto von Pommern und dem Herrn Wratislaff von Wolgast.«
»An wen?«
»An den Herrn Dietrich von Quitzow. Ich habe ihn nicht mehr im Lande angetroffen und kehre nun heim mit einer unverrichteten Sache. Könnt Ihr mir nicht vielleicht sagen, wo ich mich meines Auftrages entledigen kann?«
»Thut es sogleich! Ich habe keine Zeit zu langer Plauderei!«
»Sogleich?« klang es mit verstelltem Erstaunen zurück. »Ist Herr Dietrich vielleicht hier nahe zur Stelle?«
»Treibt keinen Mummenschanz! Ihr habt mich gar wohl erkannt. Was bringt Ihr mir für Kunde?«
»Also habe ich mich nicht geirrt. Es war gefahrvoll für mich, Euch in das Land zu gehen, d’rum seht Ihr mich in diesem Habitus. Ich habe stets ein gutes Glück gehabt und bringe auch jetzt wieder alles Erwarten meine Botschaft noch an den rechten Mann.«
Bei den letzten Worten zog er einen Faden aus den Aermelpuffen seiner Jacke und brachte zwischen Futter und Oberzeug ein zusammengelegtes Stück Pergament hervor, welches er Dietrich übergab.
»Da, lest. Möge Euch die Schrift erfreuen!«
Dietrich faltete die Schrift auseinander und las sie; dann riß er sie in Stücke und streute dieselben in den Wind.
»Eure Herren haben schlecht ihr Wort gehalten,« sprach er bitter; »doch will ich ihrem Rufe folgen und die mir gebotene Freistatt annehmen. Wollt Ihr mich geleiten?«
»Wenn Ihr es erlaubt, so reiten wir selbander nach Stettin. Vier Fäuste sind besser als zwei in dieser schlimmen Zeit!«
»Dann müßt Ihr mir vorerst ein Weniges nach rückwärts folgen. Ich habe mit den Beiden, denen Ihr begegnet seid, ein Wort zu sprechen.«
»Was für ein Wort?«
»Nicht mit dem Munde, sondern mit diesem da!« Er schlug an das Schwert Johanns, welches an seiner Seite hing.
»Wer sind die Leute? Darf man ein Weniges mitsprechen, wenn die Rede eine ehrliche ist?«
»Glaubt Ihr, daß der Dietrich von Quitzow jemals eine unehrliche Rede führen wird?« rief der Genannte aufbrausend. »Der Eine ist ein gar edles Wild, welches mir entgangen ist, und die Herren in Pommern würden mir großen Dank wissen, wenn ich es ihnen zugeführt brächte. Den Anderen kenne ich nicht und weiß auch nicht, wo und auf welche Weise er zu ihm gekommen ist.«
»Welches Wild meint Ihr?«
Dietrich raunte ihm den Namen des Entflohenen entgegen. Claus von Köppen fuhr erschrocken zurück.
»Ist es möglich,
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