Der beiden Quitzows letzte Fahrten
was Ihr mir da sagt? Das wäre ja ein Fang, dessen Werth wir gar nicht bemessen könnten! Wie ist es damit vorher ergangen?«
Der Gefragte erzählte ihm mit wenigen kurzen Worten das Geschehene, und frug dann, zum Zügel greifend:
»Wollt Ihr mein warten; oder kehrt Ihr um mit mir zur edlen Jagd?«
»Ich gehe mit Euch. Der Andere ist wohl nur zufällig auf ihn getroffen und wird gewiß so klug sein, sich nicht in unsere Sache zu mischen. Thut er es doch, so werfen wir ihn nieder!«
Claus von Köppen war ein Ritter, dessen Name in ganz Pommerland und auch darüber hinaus einen guten Klang hatte. Er war bei den Herzögen gar wohl angesehen, und wenn es eine schwierige Sache gab, so wurde sie ganz gewiß in seine Hände gelegt. Sein Sinn war gern auf das Abenteuerliche gerichtet; seine Klinge hatte noch niemals ihren Dienst versagt, und da ihm das Dreinschlagen besser behagte als das lange Grübeln und Sinnen, so drehte er auch jetzt sein Thier herum und hielt sich an der Seite Dietrich’s, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.
»Sie können uns nicht entgehen, wenn wir es recht beginnen,« meinte er.
»Wie sollen wir es besser beginnen,« antwortete Dietrich, »als daß wir ihnen folgen, sie einholen und den Prinzen wieder an uns nehmen! Um den Andern brauchen wir uns nicht sehr zu kümmern.«
»Erlaubt, Herr Dietrich, daß ich anders denke! Wenn sie uns sehen und Euch erkennen, so werden sie wohl davonzukommen suchen. Da nun ihre Pferde besser sind als unsere edlen Thiere, so wird es uns dann nicht gelingen, sie einzuholen. Ich meine, daß es besser sei, wenn ich voranreite; setze ich mich auf Euern Gaul, so werden sie mich wohl nicht sofort wiedererkennen. Dann fange ich mit ihnen einen Handel an und halte sie auf, bis Ihr hinzu kommt.«
»Euer Rathschlag ist gut. So kommt und laßt uns die Pferde wechseln!«
Es wurde gethan, und dann trabte Köppen wohlgemuth voran. Dietrich folgte ihm. Die Nachricht, daß Johann nicht allein sei, hatte ihn überrascht, doch schien ihm dieser Umstand nicht anders erklärlich, als daß das Zusammentreffen ein rein zufälliges sei, und da sie sich gegenwärtig noch auf Pommerschem Gebiete befanden, so war wohl anzunehmen, daß der Prinz seinen Namen und Stand gegen den Begleiter nicht genannt habe. Zwar stand grad’ in diesem Augenblicke Pommern mit Brandenburg nicht in offener Fehde, aber das Verhältniß zwischen beiden war ein gespanntes, und eine unvorsichtige Offenheit konnte hier also von den schlimmsten Folgen sein.
Unterdessen verfolgten Johann und Detlev ihren Weg. Trotz der eifrigen Unterhaltung, in welcher sie sich befanden, richteten sie ihre Blicke oft nach rückwärts, da sie sich von dieser Richtung her nicht sicher fühlten, trotzdem Detlev geglaubt hatte, den Ritter Dietrich erwürgt zu haben. So bemerkten sie jetzt auch, daß ein Reiter hinter ihnen her kam, der sein Pferd zur Eile trieb und ihnen also immer näher rückte.
»Wer es wohl sein mag?« frug Johann. »Wir befinden uns noch jenseits der Grenze und müssen also vorsichtig sein.«
»Wäre das Pferd nicht ein anderes,« lautete die Antwort, »so würde ich glauben, daß es derselbe Gesell ist, welcher uns vorhin begegnete. Habt keine Sorge, Prinz! Es müßten ihrer schon ein ziemliches Häuflein sein, wenn mir um Euch bange werden sollte; einen Einzelnen aber brauchen wir so wenig zu scheuen wie das Eichkätzchen, welches dort von dem Baume springt.«
»Das dürft Ihr sagen, weil Ihr bewaffnet seid; ich jedoch trage nichts, womit ich mich zu wehren vermöchte; darum dürft Ihr mich nicht für muthlos halten, wenn ich mich nicht ohne Besorgniß fühle.«
»Da kann ich helfen. Hier habt Ihr mein Schwert; gürtet es um; es ist eine gute Waffe, die Euch nicht im Stiche lassen wird, so lange Ihr sie fest zu halten vermöget.«
»Aber sie wird nun Euch fehlen, und in Euren Händen würde sie uns wohl bessere Dienste leisten als in den meinigen. Nehmt das Schwert und gebt mir das Messer!«
»Behaltet nur immerhin den Stahl, Prinz,« erwiderte Detlev, welcher wohl wußte, daß der fürstliche junge Mann sich mit dem Degen besser zu vertheidigen vermöge, als mit dem kurzen Messer. »Zwar habe ich Euch noch nicht fechten sehen, aber die Kunde erzählt gar Rühmliches von Eurer Tapferkeit und ich weiß mein Schwert sehr wohl in der richtigen Faust.«
»Was meine Tapferkeit betrifft,« entgegnete Johann düster, »so hättet Ihr wohl gerechten Grund, an ihr zu zweifeln. Denkt nur daran, daß
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