Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ein Drache unter dem tödtlichen Griffe des Riesen, so wand er die mächtigen Glieder gegen die unauflösliche Umschlingung der Arme, welche ihn gefangen hielten; er reckte, streckte und bäumte sich, versuchte empor zu schnellen und drehte und krümmte sich am Boden, von welchem er sich unmöglich zu erheben vermochte. Die Schwerter lagen neben den Ringenden, denen sie jetzt nichts mehr nutzen konnten, und nur die bloße, unbewaffnete Muskelkraft hatte hier den Ausschlag zu geben.
    Währenddessen hatte sich Klaus von Köppen auf den Prinzen Johann geworfen, aber in diesem auch einen anderen Gegner gefunden, als er erwartet hatte. Zwar entging dem fürstlichen Jünglinge, der kaum erst fünfzehn Jahre zählte, die ausgereifte Mannesstärke, aber die besten Lehrer hatten ihn schon frühzeitig in dem Gebrauche der Waffen unterwiesen und ihm eine Gewandtheit beigebracht, welche das Mangelnde vollständig ersetzte, so daß sein Name auch über die höfischen Kreise hinaus als der eines jugendlichen und vielversprechenden Helden galt. Dazu kam die Erbitterung über die erfahrene und unverschuldete Unbill und das heiße Verlangen, die erlittenen Demüthigungen, welche seinem Rufe Schaden bringen konnten, durch ritterliche Tapferkeit so viel wie möglich auszugleichen. Auch war ihm der Umstand günstig, daß Detlev seinem Gegner das Schwert entrissen hatte und er diesem Letzteren also in Beziehung der Waffen überlegen war. Es gelang ihm in Folge der nicht blos, ihn erfolgreich von sich abzuhalten, sondern er ging schließlich selbst zum Angriffe über und machte ihm derart zu schaffen, daß es dem verkleideten pommerschen Ritter je länger desto schwerer wurde, sich seiner Haut zu wehren. Die Beiden trieben einander auf der Straße hin und zurück; sie hatten nur auf einander Acht und bemerkten demzufolge nicht, daß ein Trupp Reiter aus der brandenburgischen Richtung des Weges daher kam und bei dem Anblicke der Kämpfenden von fern die Pferde zügelte.
    »Ein Zweikampf auf der Straße!« rief der Vorderste von ihnen, welcher auf einem großen Schecken saß. »Wer mögen doch die Männer sein?«
    »Es sind ihrer vier, Herr Nymand,« antwortete ein Anderer. »Seht Ihr die Beiden dort am Boden? Das sind zwei ganz gewaltige Recken, die sich auf Leben und Tod in einander verbissen haben, und es mag nicht sehr herrlich sein, zwischen ihre Fäuste zu gerathen. Und die Anderen, die haben – – – bei Gott,« unterbrach er sich, »das ist der Prinz, der sich so tapfer mit dem Manne dort herumschlägt. Gott sei Dank, wir haben ihn endlich doch gefunden!«
    »Der Prinz?« rief es im Kreise. »Ja, er ist es. D’rauf!«
    »Halt!« gebot der Anführer. »Noch haben sie uns nicht bemerkt. Sobald sie uns aber sehen, werden sie die Flucht ergreifen, und wir müssen sie doch haben, denn Einer von denen dort auf der Erde ist der Quitzow, wie mich dünkt. – Steigt vom Pferde,« wandte er sich an einige von seinen Begleitern, »und eilt zu Fuße durch den Busch, um ihnen den Weg zu verlegen. Wir werden warten, bis Ihr sie überflügelt habt!«
    Diesem Befehle wurde schleunigst Folge geleistet. Die Leute theilten sich; die Einen stiegen ab, banden ihre Pferde an die Bäume und eilten dann in das Dickicht; die Anderen hielten sich noch eine kurze Zeit verborgen und galoppirten dann, als sie den rechten Augenblick gekommen glaubten, dem Kampfplatze zu.
    Wie der Wind fuhr Der auf dem Schecken über Köppen her und zog ihm das Schwert über die Schulter, daß der Getroffene einen lauten Weheruf ausstieß.
    »Herr Nymand von Löben!« rief auf das freudigste überrascht Johann. »Willkommen hier beim Tanze; aber Ihr nehmt mir die Ehre des Sieges aus den Händen.«
    »Verzeiht, Herr Junker; aber ich muß doch gut machen, was meine Unachtsamkeit verschuldet hat. – Reißt ihn von der Mähre herab und bindet ihn!« gebot er, sich zu den Leuten wendend, welche sich nach ihm auf den Pommer geworfen hatten. Dann wandte er sich auf die andere Seite und warf einen bewundernden Blick auf Detlev, welcher seinen Widerpart noch immer fest an der Erde hielt. Rasch war er vom Pferde, Johann ebenso, und zugleich eilten die Vorausgegangenen von der Seite herbei.
    »Laßt ihn jetzt fahren!« rief der Prinz. »Er ist uns nun sicher und kann uns nicht mehr entgehen.«
    Detlev zauderte und warf einen besorgten Blick im Kreise herum. Als er jedoch Köppen gebunden und eine genügende Anzahl kräftiger Männer um sich stehen sah, nahm er die Arme von Dietrich weg

Weitere Kostenlose Bücher