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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und erhob sich.
    »Seid willkommen, Herr Dietrich von Quitzow!« spottete Nymand von Löben. »Wir sind Eurer Spur gefolgt, ohne erst nach Hause zurück zu kehren. Steht auf, der Sitz ist zu niedrig für einen stolzen Rittersmann von Eures Gleichen!«
    Er sollte den Spott sofort bezahlen. Kaum sah Dietrich sich von der Umschlingung befreit, so schnellte er empor und stürzte sich, noch ehe Jemand ihn fassen und halten konnte, auf den Sprecher.
    »Für mich zu niedrig, doch für Euch wohl nicht,« knirschte er und rannte ihm die beiden Fäuste vor die Brust, daß er schwer hintenüber schlug. »Versucht es nur!«
    Der Schecken stand in der Nähe und Dietrich schnellte sich mit einem einzigen Schwunge in den Sattel.
    »Laßt ihn jetzt fahren; er ist uns nun sicher und kann uns nicht mehr entgehen!« hohnlachte er.
    Das Thier bäumte sich unter dem Drucke seiner Schenkel und schoß gerade in dem Augenblicke davon, als Detlev nach dem Zügel faßte, um es zurück zu halten. Rasch raffte dieser sein Schwert vom Boden auf, sprang zu seinem Rosse und sprengte im vollen Laufe dem Fliehenden nach, noch ehe die Anderen, welche alle abgesessen waren, nach ihren Pferden gegriffen hatten. –

Elftes Kapitel
Ein Leu im Käfige
    Im jetzigen Regierungsbezirke Magdeburg liegt südöstlich von Genthin und südwestlich von Brandenburg, gleichweit von beiden Städten entfernt, das Städtchen Ziesar, dessen Schloß einst als eines der festesten im ganzen Lande bekannt war und zu der Zeit, von welcher wir erzählen, dem Bischof von Brandenburg, Johann von Waldow, gehörte.
    Früher hatte Herr Henning von Bredow auf dem bischöflichen Stuhle zu Brandenburg gesessen und trotz seines frommen Amtes gar manchen tüchtigen Strauß geführt und ausgekämpft; aber in der letzten Zeit seines Lebens war ihm ein Gegner erwachsen, dessen er sich nicht erwehren konnte und der ihm mehr zu schaffen machte, als alle, mit denen er vorher in Fehde gelegen. Das war Herr Caspar Gans von Putlitz, der treueste und gefürchtetste Freund der Quitzow’s, denen zu Liebe er sich mit dem Bischöfe überwarf, um so indirect den Markgrafen Friedrich von Brandenburg in Schaden zu bringen. Dieser Streit brachte dem geistlichen Herrn so großen Verdruß, daß er ihm die letzten Tage seines Lebens arg verbitterte; er starb von Verdruß und Unmuth gequält.
    Natürlich lag dem Markgrafen sehr viel daran, die hohe Stelle des Verstorbenen mit einem Manne besetzt zu sehen, auf dessen Treue und Anhänglichkeit er sich verlassen konnte. Er bemühte sich daher, die Wahl des Capitels auf einen solchen zu lenken, und wirklich wußte er es auch durch seinen Einfluß so weit zu bringen, daß Johann von Waldow, der Bruder des gleichnamigen Propstes von Berlin, vorgeschlagen und vom Papste auch bestätigt wurde. Die Familie dieses Mannes war eine der ältesten und angesehensten des Landes, und Friedrich hatte seine Ergebenheit schon in vielfachen Diensten erprobt.
    Von dem Augenblicke an, an welchem dieser Mann die geistliche Regierung seines Bisthums übernahm, wurden die Quitzow’s von ihrem bisherigen Glücke verlassen, und auch Herr Caspar Gans von Putlitz gerieth in arge Noth, die endlich gar mit seiner Gefangennahme endigte. Und dies ging folgendermaßen zu:
    Obgleich die Gänse sonst nicht sehr großer Ehre und Auszeichnung genießen, war die Gans von Putlitz doch von jeher ein gar berühmter und gefürchteter Vogel gewesen, um dessen Freundschaft die Parteien sich stets sorgsam bemüht hatten. Besonders hatte Herr Caspar es stets verstanden, sich in Ansehen und Würde zu setzen, so daß selbst der Kaiser ihn mit Aufmerksamkeiten bedachte und auch der Markgraf sich bemühte, seine Freundschaft zu erwerben; aber er war ein gar hainebuchener Charakter, der die höfischen Sitten und Gebräuche nimmer leiden mochte und auch seinen alten, langjährigen Verbündeten die Treue nicht brechen wollte. Deshalb hielt er zu ihnen gegen den Landesherrn und fiel dem Bischofe von Brandenburg in dessen Gebiet.
    Zunächst plünderte er das Dorf Ketzin, welches an Stelle des jetzigen Fleckens Ketzin an der Havel lag, und brannte es vollständig nieder. Sodann führte er seine Schaaren nach dem nicht weit davon gelegenen Dorfe Knobloch, wo man sich begnügte, zu plündern, insbesondere aber das Vieh aus den Ställen zu ziehen. Hier erhielt Herr Caspar die Nachricht, daß die bischöflich-brandenburgischen Schaaren über Tremmen her gegen ihn heranzögen, und er mußte also auf

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