Der beiden Quitzows letzte Fahrten
der Dietz mich aus der Mitte meiner streitbaren Leute herausgeholt und mit sich fortgeschleppt hat, bis Ihr kamt und mich befreitet. Das ist ein Makel, welcher sich für ewige Zeiten an meinen Namen heften wird.«
»Laßt Euch das nicht verdrießen! Dem Dietz ist wohl noch Keiner gewachsen gewesen, und Ihr waret ja durch Euer Wort gebunden, ihm ohne Widerstand zu folgen. Und übrigens glaube ich von der Weisheit Eures Herrn Vaters, daß von der schlimmen Sache so wenig wie möglich verlautet worden ist. – Aber, da kommt der Mann; ha, seht, daß ich recht hatte, es ist derselbe, welchen wir schon vorhin sahen, nur hat er sich anders beritten gemacht! Das kommt mir besonderlich vor, und jedenfalls führt er Einiges im Schilde, ob gegen uns oder gegen Andere, das werden wir bald sehen.«
Er hielt sein Roß an und erwartete den Kommenden.
»Was verlegt Ihr mir die Straße?« frug dieser, auch sein Pferd parirend.
»Wir sperren Euch den Weg mit nichten, vielmehr ist Platz genug für Euch, vorüber zu kommen; nur wunderten wir uns über Eure Kunst, aus einem Falben einen Braunen zu machen.«
»Wollt Ihr diese Kunst vielleicht von mir lernen? Es würde wohl nicht großer Zeit bedürfen, sie Euch beizubringen.«
»Seid bedankt für Euren guten Willen; wir haben Anderes zu thun. So, hier ist Raum, wenn Ihr vorüber wollt!«
»Seht nur immer auf Euren eigenen Weg! Ich finde den meinen schon selbst und werde reiten, wie es mir gefällt.«
»Ganz wie Ihr wollt!« antwortete Detlev, weiter reitend; Johann hielt sich, wie vorher, ihm zur Seite, und Köppen folgte ihm hart auf dem Fuße.
So hatten sie eine kurze Strecke schweigend zurückgelegt, als hinter ihnen von Neuem Huftritte erschallten. Johann blickte sich zuerst um und rief, den Nahenden erkennend:
»Das ist der Dietrich; jetzt heißt es kämpfen!«
»Jawohl heißt es jetzt kämpfen,« antwortete Köppen, indem er zu dem Schwerte griff.
Aber schon war es zu spät. Detlev hatte sofort die Lage der Sache erkannt, sein Pferd herumgeworfen und hart an dasjenige des Pommern gedrängt. Ehe dieser es sich versehen konnte, riß er ihm das Schwert aus der Scheide und lachte:
»Darum mögt Ihr mir Euren Degen auf eine kurze Zeit leihen. Wartet hier, bis ich ihn nicht mehr brauche!«
Die auf diese Art errungene Waffe in der Faust, wandte er sich Dietrich entgegen, welcher den Vorgang gesehen hatte und einsah, daß er es mit keinem gewöhnlichen Gegner zu thun habe.
»Was habe ich mit Euch zu schaffen,« rief er. »Geht auf die Seite!«
»Später, später vielleicht, Herr Dietrich; jedenfalls aber nicht eher, als bis ich weiß, wie Eure Klinge schneidet!«
»Gut, so sollst Du sie fühlen!« klang es, und zu gleicher Zeit sauste die Waffe durch die Luft. Detlev fing den Hieb mit seinem Schwerte auf, und nun entspann sich ein Kampf, wie ihn Dietrich von Quitzow wohl noch selten ausgestritten hatte, trotzdem ein reiches, gefahrvolles und abenteuerliches Leben hinter ihm lag. Sein Gegner saß kalt und ruhig wie ein aus Erz gegossenes Bild auf dem Rosse, und jede, auch die kleinste seiner Bewegungen geschah mit einer solchen Sicherheit und Kraft, daß es vollständig unmöglich erschien, ihm auf irgend eine Weise beizukommen. Trotz der meisterhaften Geschicklichkeit und riesigen Körperkraft Dietrichs, waren all’ seine Anstrengungen vergebens; er sah sich einem Mann gegenüber, der trotz aller Jugendlichkeit ihm wenigstens gewachsen war; dies erregte seinen Zorn und raubte ihm den notwendigen inneren Gleichmuth, so daß seine Streiche rascher und kräftiger, dabei aber weniger vorsichtig geführt wurden und er immer mehr in die Gefahr kam, sich eine verhängnißvolle Blöße zu geben.
»Hütet Euch, Herr Dietrich,« rief ihm Detlev zu. »Der Zorn ist ein gefährlich Schild.«
»Sei ruhig, Laffe, oder ich stopfe Dir das freche Maul!« antwortete der Ritter grimmig, indem er zu einem fürchterlichen Streiche ausholte. Da aber prallten die Pferde zusammen, die Faust des Feindes fuhr ihm mit mächtigem Stoße unter den erhobenen Arm, und im nächsten Augenblicke lag er unter seinem Gegner am Boden, er wußte gar nicht, wie das gekommen war und möglich sein konnte.
»Laffe? Seht Ihr denn nicht, daß der Laffe Euer Leben nur deshalb schont, um Euch lebendig in seine Hand zu bekommen? Schließt ab mit der Freiheit, Herr Dietrich von Quitzow; Ihr seid jetzt mein!«
»Meinst Du?« keuchte er in der Anstrengung, sich loszumachen. »Laß gehen, oder ich zermalme Dich!«
Wie
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