Der beiden Quitzows letzte Fahrten
desselben bemächtigt, noch ehe sein Nahen recht bemerkt worden war. Schnell und ohne Widerstand rückte er vor das Haus, welches ihm bezeichnet worden war, und ließ die davor aufgestellte Schildwache niedermachen. Jetzt eilten die Knechte Caspars herbei, um ihrem Herrn zu Hilfe zu kommen, aber sie waren zu Fuß und wurden von den Reitern gar bald übermannt.
Als Herr Gans von Putlitz so plötzlich den Lärm und Tumult des Kampfes vernahm, sprang er eiligst an das Fenster, um nach der Ursache desselben zu forschen; jedoch die kleinen, rund gegossenen Scheiben verzerrten alle Bilder und waren außerdem so gefroren, daß er nichts Deutliches zu erkennen vermochte. Nun stürzte er nach der Thür, diese wurde aufgerissen und Hans von Röder mit einigen Gewappneten stand vor ihm, setzte ihm das Schwert gegen den Hals und forderte ihn auf, sich zu ergeben. Putlitz schlug ihm zwar das Schwert auf die Seite und versuchte, sich durchzudrängen, aber es kamen immer neue Feinde hinzu, welche sich auf ihn warfen und ihn zu Boden rissen. Er war gefangen, und seine Knechte entflohen und suchten ihre Heimath zu erreichen.
»Wollt Ihr Euer Mittagsmahl beenden, Herr Caspar,« sprach Hans von Röder, »so soll es Euch wohl vergönnt sein. Ich bedaure, daß ich habe stören müssen. Nur bitte ich Euch, zu eilen, denn wir müssen aufbrechen!«
»Ich danke Euch für diese Güte, doch ist mein Mahl beendet,« lautete die Antwort. »Ihr werdet mir hoffentlich ein ritterlich Gefängniß geben und mich auf Treu und Glauben entlassen!«
»Ich bedaure, daß es mir nicht zusteht, darein zu willigen. Für jetzt muß ich Euch zu meinem Herrn, dem Bischof von Brandenburg, nach Ziesar bringen; dieser mag sodann über Euch verfügen. Ist es Euch gefällig, so sitzen wir auf.«
Man brachte die Pferde, und der Zug setzte sich in Bewegung.
Die Gefühle, welche während dieses Rittes Caspars Seele durchstürmten, waren keine freundlichen. Alle seine kühnen Pläne waren jetzt gescheitert, denn auf das Unglück, gefangen zu werden, hatte er gar nicht gerechnet. Wuth und verbissener Ingrimm kochten in seinem Herzen, aber sie waren ohnmächtig, denn seine Hände waren gebunden. Er biß die Zähne zusammen und hatte Mühe, unmännliche Zeugen seines Aergers zu unterdrücken. Noch hoffte er immer, seine Leute würden einen Versuch machen, ihn zu befreien, aber so weit auch der Weg war, auf welchem der Zug sich dahinbewegte, es ließ sich keiner von ihnen sehen.
Man nahm nicht den nächsten Weg über Brandenburg, und das hatte seinen guten Grund. Der Ritter Wichart von Rochow nämlich, welcher ein treuer Verbündeter der Quitzows und Herrn Caspars Schwiegersohn war, hatte von der Stadt das Oeffnungsrecht erhalten, und zwar in Folge der Dienste, welche ihr von seinem Vater geleistet worden waren. Kraft dieses Rechtes konnte er Kriegsvolk in die Stadt legen, und hierdurch war sie genöthigt, stets seine Partei zu ergreifen. Wichart hatte nicht versäumt, sich der Gesinnung Brandenburgs dadurch zu versichern, daß er eine nicht unbedeutende Zahl von Kriegsknechten dort einquartierte. Da er nun sowohl dem Markgrafen, als auch dem Bischofe feindlich gesinnt war, so schien es gerathen, den Brandenburgern nicht ein zu großes Vertrauen zu schenken. Das war eben auch der Grund, warum der Bischof jetzt gar nicht in der Stadt, sondern auf seinem Schlosse zu Ziesar wohnte, und auch Friedrich von Zollern hatte Brandenburg schon seit längerer Zeit gemieden. Dieser Umstand veranlaßte auch Hans von Röder, mit seinem Gefangenen einen Umweg zu machen, denn wer konnte dafür stehen, daß Wicharts Leute nicht den innigsten Freund, den Schwiegervater ihres Herrn aus den Händen der Sieger zu befreien suchten. Er nahm daher seinen Weg über Tremmen, Bagow, Görz, Marzahn und Pritzerbe, wo er übernachtete, ging am anderen Morgen über die Havel, zog dann durch Knoblauch, Bensdorf, Woltersdorf, Groß-Wusterwitz und Rogäsen und gelangte so endlich nach Ziesar.
Die Freude des Bischofs über den Fang des gefürchtetsten seiner Feinde war natürlich keine geringe; er belobte den Stiftshauptmann wegen der Klugheit und Umsicht, mit welcher derselbe gehandelt hatte, und ließ sich Caspar Gans von Putlitz vorführen.
»Es thut mir leid, Herr Caspar,« sprach er, »daß wir uns in dieser Weise sehen. Ich bin Euch stets zum Frieden und zur Versöhnung geneigt gewesen, aber Ihr habt es nicht anders gewollt.«
»Spart die Worte,« antwortete Putlitz kurz und rauh. »Es wird
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