Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Vertheidigungsmaßregeln bedacht sein.
Oestlich von dem Dorfe Knobloch liegt einzeln und frei eine mäßige Höhe, welche eine weite Aussicht über das hohe und niedere Havelland gewährt. Sie war in jenen Zeiten mit einer Warte besetzt und trägt jetzt ein Belvedere, welches diesen Namen mit wirklichem Rechte führt, da die Aussicht weit mehr Reize entwickelt, als der hier nicht Einheimische vermuthen sollte. Jene Warte war mit mehreren Wächtern besetzt, welche von dem Domcapitel zu Brandenburg besoldet wurden und stets gute Ausschau halten mußten, damit kein Feind das Land überrasche. Sie hatten das Herannahen der Gans von Putlitz bemerkt und waren davongegangen, um den Einfall der feindlichen Horden an der geeigneten Stelle zu melden. Herr Caspar bestieg, als er die Anhöhe erreicht hatte, die Warte, um den Umkreis zu überschauen und seinen Kriegsplan zu entwerfen.
Er wußte, ja er ahnte nicht, daß er getäuscht worden sei. Wie der Markgraf Friedrich von Brandenburg bei allen seinen kriegerischen Maßregeln die Klugheit in den Dienst der Tapferkeit stellte und eben darum so glückliche Erfolge aufzuweisen hatte, so war auch der Bischof Johann von Waldow ein Mann, welcher gar wohl erkannte, daß die rohe Kraft der Muskeln nicht allein genüge, einen mannhaften Feind auf das Haupt zu schlagen, sondern daß die List oft mehr vermöge als das Schwert und die riesigste Donnerbüchse. Darum hatte er die Führung seiner Schaaren einem Manne übergeben, welcher sich ebenso sehr durch Gewandtheit in der Waffenführung, als auch durch eine Klugheit auszeichnete, die den kleinsten Vortheil zu benutzen verstand und sich Hilfsmittel zu erfinden oder zu verschaffen wußte, wo für einen Anderen keine solchen vorhanden waren. Dieser Mann war der Stiftshauptmann Hans von Röder.
Dieser hatte Zweierlei eingesehen, nämlich daß er mit seinen Schaaren, die meist aus bloßen Söldnern bestanden, den rauhen und kriegsgewohnten Mannen des Putlitz’schen Heeres nicht gewachsen sei, und daß dem Bischof vor allen Dingen daran liegen müsse, den feindlichen Anführer selbst in seine Hand zu bekommen. Gelang das Letztere, so war die Fehde so gut wie beendet und es mußten aus der Gefangennahme Herrn Caspars Vortheile erwachsen, welche auch in gar mancher anderen Beziehung von Einfluß sein konnten. Daher hatte er einen schlauen Boten abgefertigt, welcher sich absichtlich aufgreifen ließ und, scheinbar gezwungen, die Aussage that, daß Hans von Röder mit dem Stiftsherrn von Tremmen heranrücke.
Caspar Gans von Putlitz schenkte den falschen Worten Glauben und hielt es demzufolge am rathsamsten, sich in derjenigen Richtung, in welcher der Feind sich näherte, zurückzuziehen. Er ließ seine Schaar sich sammeln und führte sie auf Karpzow zu. Die Leute hatten, wie die Kosaken, alles Mögliche, was durch die Plünderung in ihre Hände gerathen war unter und auf den Sätteln der Pferde aufgehäuft und befanden sich daher wenig in der Lage, sich frei und ungehindert einem Kampfe hinzugeben. In Karpzow angekommen, ließ er einige Reiter auf einer Anhöhe halten, die ihn sofort benachrichtigen sollten, wenn sie die Annäherung der Brandenburger bemerken würden. Er selber zog sich weiter gegen Osten durch den Wald zurück und gelangte so bis zu dem Dorfe Dalgow unweit Spandau.
Hier wurde abgesattelt, denn sowohl Menschen als auch Pferde waren müde und vom Froste angegriffen. Er fühlte sich vollständig sicher, denn die Wachtposten bei Karpzow konnten wenigstens eine Weile weit sehen, und da sie sehr gut beritten waren, so eilten sie dem feindlichen Heere sicherlich zwei Meilen weit voraus, und man hatte nach ihrer Ankunft ganz gewiß noch Zeit genug, sich zu rüsten.
Gans von Putlitz war in dem besten Hause des Dorfes abgestiegen, und seine Leute hatten sich in den übrigen Häusern einquartiert, natürlich gegen eine Entschädigung, denn Dalgow war nicht bischöflich und durfte also auch nicht feindlich behandelt werden.
Während nun die aufgestellten Posten sich die Augen anstrengten, um die Brandenburger zu entdecken, und Putlitz bei dem Mittagsmahle saß und es sich trefflich schmecken ließ, nahte Hans von Röder von einer ganz anderen Seite, nämlich von Spandau her. Unterwegs begegnete ihm ein Bauer, welcher ihn nicht nur über die Stellung der Putlitzschen Mannen unterrichtete, sondern ihm sogar mittheilte, in welchem Hause Herr Gans zu finden sei. Vorsichtig jede Deckung benutzend, nahte er sich dem Dorfe und hatte sich
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