Der beiden Quitzows letzte Fahrten
nicht schon einmal getroffen?«
»O ja, eben jetzt!«
Der auf diese Weise Abgewiesene hatte eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, aber es lag in dem Wesen des Schülers Etwas, was diese Entgegnung nicht laut werden ließ. Der Reiter trabte weiter.
»Wo habe ich diesen Mann nur schon gesehen?« fragte sich jetzt auch der Zurückbleibende. »Ach, jetzt weiß ich es,« klang es nach einigem Sinnen: »Es ist ein Reisiger des Ritters Wichart von Rochow, der mit ihm öfters bei uns auf Lenzen und Wolfshagen gewesen ist, und nun ist mir auch klar, wer die Leute sind, die hier ihr freies Handwerk treiben: es sind Knechte des Herrn Wichart, der jetzt in Potsdam auf Handgelöbniß sitzt; sie haben ihren Herrn verloren und wollen dem Markgrafen nicht zu Diensten sein; darum halten sie es für das Beste, von anderer Leute Zoll zu leben, bis sich die Zeiten geändert haben. Von ihnen habe ich nichts zu fürchten, vielmehr werden sie mir stets zu Diensten sein, sobald ich ihnen nur meinen Namen nenne; aber dann bin ich auch dem Verrathe ausgesetzt, und ich muß ihn also so lange wie möglich geheim zu halten suchen.«
Während er, nun befreit von augenblicklichen Sorgen, seinen Weg weiter verfolgte, wandte er zum Oefteren das Auge zurück, um auszuschauen, ob die Erwarteten noch nicht zu bemerken seien. Endlich erblickte er sie und nahm sich vor, sich ihnen auf jeden Fall anzuschließen, vor der Hand aber den Schein zu vermeiden, als ob er ihre Nähe wünsche.
Darum griff er jetzt mit großen Schritten weit aus, um sich nicht so bald von ihnen einholen zu lassen, und vermied es auch, sich nach ihnen umzudrehen. So verging eine Viertelstunde nach der anderen; er erkannte, daß sie schon längst an ihm vorüber hätten sein müssen, und blieb stehen, um sich über die Ursache ihres Zurückbleibens aufzuklären. Er sah sie nicht mehr. Besorgt um sie, wartete er eine geraume Zeit und faßte schon den Entschluß, zurückzukehren, als er sie endlich in weiter Entfernung erblickte.
Sie kamen jetzt nur sehr langsam vorwärts, ohne daß er die Ursache davon zu erkennen vermochte. Jetzt mäßigte auch er seine Eile und vernahm nun bald an dem Getrappel der Pferde, daß sie dicht hinter ihm seien. Er blieb stehen, wandte sich nach ihnen zurück und griff grüßend an das Barett.
»Ihr seid besser zu Fuße als unsere Thiere,« rief ihm das Mädchen zu, noch ehe er zu einem Worte gekommen war. »Wenn Ihr ein wenig langsamer geht, so möchten wir uns wohl Eurer Gesellschaft freuen!«
»Wenn Ihr es begehrt, so soll mir dieser Wunsch willkommen sein!«
Märten Stelzer gab durch ein freundlich gnädiges Kopfnicken zu erkennen, daß der Wille des Fräuleins auch der seinige sei, und forderte, damit jeder Zweifel darüber unmöglich werde, ihn auf:
»Ja, mein liebwerthes Jungherrlein, nehmt hier an unserer Seite Platz; zu Dreien ist die Gesellschaft größer als zu Zweien, und wenn Ihr die Beine nicht gar zu weit auseinander setzet, so werden wir wohl beisammen bleiben.«
»Was ist denn mit Euren Thieren geschehen?« frug der Jüngling, welcher bemerkte, daß beide Pferde lahmten. »Ich habe doch vor dem Kruge keinen Schaden an ihnen gesehen!«
»Sie haben uns,« antwortete das Mädchen, »auch bis dahin gar wohl und munter getragen; aber vor kurzer Zeit begannen sie, lahm zu gehen, obgleich wir nicht wissen, welch’ einen Grund dies haben mag. Führt Euch Euer Weg noch weit?«
»Der freie Schüler hat kein Ziel; ihm gehören alle Wege und Straßen, und er legt sich da zur Ruhe, wo er eine gastliche Aufnahme findet. Aber ich gedenke, noch vor Abend in Ziesar zu sein.«
»Das ist auch unser Wille. Mich verlangt, den Bischof, meinen Ohm, zu sehen, welcher dort auf seinem Schlosse wohnt. Ist es Euch recht, so bleiben wir zusammen!«
»Wohl soll mir dies recht und willkommen sein,« antwortete er, indem eine freudige Ueberraschung über sein Gesicht erglänzte. »Also der hochwürdige fromme Herr ist Euer Oheim? Das ist ein gar strenger und tapferer Herr, der das Schwert ebenso gut zu führen versteht, wie den Krummstab. Habe ich doch vernommen, daß es ihm sogar gelungen ist, den Caspar Gans von Putlitz in seine Gewalt zu bekommen, und der ist doch einer der Stärksten und Mächtigsten im Lande.«
»Ja, mein liebes, theures Jungherrlein, das ist ihm allerdings gelungen, und Gott sei Lob und Dank dafür. Es ist ein gar großer Segen für die Marken, daß jetzt solche Hände das Scepter ergriffen haben, welche es verstehen, das
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