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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fuchsspuren kreuzten sich im Schnee, ja, zuweilen wurde die Umgegend sogar durch die Kunde aufgeschreckt, daß sich ein Bär sehen lasse, den der Hunger in die Nähe der bewohnten Orte führte. Und neben den wilden Thieren trieb mancherlei unordentliches Gesindel dort sein Wesen. Die vielen Streitigkeiten und Fehden, welche zwischen den Herren, Rittern und Städten untereinander geführt wurden, machten es diesen Leuten leicht, sich außerhalb der Gesetze zu stellen; sie kamen und gingen wie es ihnen beliebte, thaten was sie wollten, dienten bald Diesem, bald Jenem und nahmen alle Vortheile mit, welche die ungeordneten Verhältnisse jener Zeit ihnen boten. Daher sah sich Jeder, der von Golzow über Ragosen, Wollin und Glienicke nach Ziesar wollte, gar wohl vor, nahm die nöthigen Waffen mit sich und suchte, den Weg wo möglich in guter und sicherer Gesellschaft zu machen.
    Daher wunderte sich der Wirth des Golzower Kruges nicht wenig, als eines Tages zwei Reisende bei ihm einkehrten, welche ihm sagten, daß sie heute noch, und zwar ohne alle Begleitung, nach Ziesar zu kommen gedächten, wo sie Verwandte besuchen wollten. Es war ein alter, graubärtiger Gesell und ein junges, den Kinderjahren kaum entwachsenes Mädchen, welches bei der Kunde von der Unsicherheit des Weges fröhlich die Hände zusammenschlug und dabei ausrief:
    »Märten, mach, daß die Pferde ihr Futter bekommen! Das wird eine gar lustige Sache, wenn ich dem Ohm erzählen kann, welch’ ein grausames Abenteuer wir unterwegs erlebt haben.«
    Märten Stelzer zog die dichten Brauen bedächtig in die Höhe, kraute sich mit den Händen bedenklich hinter den Ohren und meinte dann:
    »Mit Verlaub, allerliebwerthes Jungfräulein, nach dem Abenteuer will mich nicht sehr gelüsten. Ihr seid ein rasches Vögelein und habt Euch und mich schon in manch’ eine schlimme Verlegenheit gebracht. Wenn die Strauchdiebe über uns herfallen oder wenn wir gar noch von den Wölfen gefressen werden, so mögt Ihr es nachher bei dem Ohm und der Frau Mutter selbst verantworten; ich habe Euch den Willen thun müssen und wasche meine Hände in Unschuld!«
    »Märten, sei doch nicht so unwirrsch!« bat sie schmeichelnd, indem sie ihm mit der kleinen Hand in den struppigen Bart fuhr. »Denke nur, was der Ohm für Augen machen wird, wenn sein ›Wildwasser‹, wie er mich immer nannte, ihm so plötzlich und unvermuthet in das Haus bricht. Paß auf, er schlägt vor Schreck die Hände über dem Kopfe zusammen und ruft sein ganzes Heer von Heiligen zum Zeugen an, daß ich die tollste Wespe bin, die ihm jemals um die Ohren gesummt hat!«
    »Ja, ein klein wenig toll seid Ihr schon, mein liebwerthes Jungfräulein, aber für eine Wespe möchte ich Euch doch nicht halten, sintemalen die Wespen wenigstens im Winter zu Hause bleiben und fein hübsch warten, bis der Sommer da ist, ehe sie aus ihrem Neste fliegen. Ihr aber habt keine Ruh’ weder bei Tag und Nacht, noch zur Winters-oder Frühlingszeit, und der alte Märten Stelzer muß trotz seiner morschen Glieder mit Euch herumsausen und hat am Ende weiter nichts davon, als daß er die Suppen auslöffeln muß, die Ihr ihm und Euch einbrockt. Was wird Eure gestrenge Frau Mutter gesagt haben, als sie bemerkt hat, daß wir ihr auf und davon gegangen sind! Ich mag die Litaney gar nicht hören, und bin deshalb froh, daß wir uns aus dem Staube gemacht haben.«
    »Na, siehst Du!« lachte die Kleine. »Erst zankst Du über mich, und dann bist Du froh über das, was ich gethan habe. Halte Dich nur immer nach meinem Willen, dann wirst Du stets die helle Freude an Dir haben!«
    »Das hat sich was mit der hellen Freude, mein werthes, liebes, junges Fräulein! Wer möchte wohl vergnügt und fröhlich sein, wenn er hört, daß ihn die Wölfe verspeisen und ihm die wilden Katzen in das Gesicht springen werden! Wir wollen doch hier bleiben, bis etliche Leute beisammen sind, denen wir uns anvertrauen können.«
    »Aber Märten, mir kannst Du Dich wohl nicht anvertrauen? Glaubst Du etwa, daß ich Dir ein Leid zufüge, wenn Du keinen andern Schutz bei Dir hast?«
    Der alte Knappe machte ein höchst verzweifeltes Gesicht; das Mädchen war ihm jedenfalls zu spitzfindig, als daß er von einem Dispute mit ihr viel Ehre und Vortheil davonzutragen vermochte.
    »Ja, ja, mein werthes Liebfräulein, mit Euch ist nicht gut streiten, und ich thäte wahrhaftig besser, zu handeln, ohne Euch gar viel zu fragen. Darum werdet Ihr wohl mit mir warten, bis eine größere

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