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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Sache nur verderben. Wenn Herr Claus das Geleite einmal Niemandem weiter, als den Wenden, anvertrauen will, so wird er auch dabei verharren und den Mönch so lange auf Stavenow behalten, bis sie sich von den Schlägen wieder erholt hätten. Es wird wohl das Beste sein, zu warten, bis wir einmal nach Garlosen kommen.«
    »Ich muß Dir beistimmen,« antwortete der Bruder, »obgleich ich eine eigenthümliche Ahnung in mir trage, welche mir keine Ruhe läßt. Es ist mir, als risse mich eine geheimnißvolle, innere Macht hin zu dem Mönche, und als dürfe ich keine Zeit versäumen, mit ihm zu sprechen. Und dabei fühle ich doch, daß ich nichts Gutes von ihm zu erwarten habe, sondern daß die Begegnung mit ihm uns Etwas bringen werde, was uns zum Unsegen gereichen mag. Durch Dreinschlagen ist hier allerdings Nichts zu erlangen, und darum wollen wir lieber warten. Trotzdem aber können wir immer die Augen offen halten, ob sich nicht vielleicht eine unvermuthete Gelegenheit findet, zum Ziele zu gelangen.«
    Damit war die Unterredung beendet. Schwalbe und Liebenow entfernten sich und die beiden Brüder befanden sich wieder allein. Die Worte Dietzens hatten auf den sonst weniger nachdenklichen Cuno doch einen sichtbaren Eindruck hervorgebracht, und es war, als ob auch in ihm Ahnungen und Gedanken aufstiegen, durch welche er ernst und zur Schweigsamkeit gestimmt wurde. Es giebt ja im Leben Augenblicke, die auch ohne äußere Begebenheiten inhaltsschwer für den Menschen sind und sein Herz mit dunklen Bildern beleben, welche ihm die Zukunft als wirkliche, dem Leben angehörende Gestalten später hell und klar auch vor das körperliche Auge stellt.
    So saßen sie längere Zeit bei einander, in tiefes Sinnen versunken, aus welchem sie erst durch die Nachricht geweckt wurden, daß Herr Claus sie zu sprechen wünsche.
    Als sie sein Gemach betraten, fanden sie ihn allein. Der dicke Herr hatte es sich bequem gemacht und alle nur einigermaßen entbehrlichen Kleidungsstücke von sich gelegt. So saß er in einem hochgepolsterten Lehnsessel am flackernden Kaminfeuer und ließ die kleinen, listigen Aeuglein neugierig über die jungen Vettern gleiten.
    »Hrrr! Hm!« empfing er sie, indem er die fetten Hände sorgfältig um den wohlgerathenen Vorderleib legte. »Da sind wir nun auf Stavenow und wollen zunächst einmal sehen, was Euch zu dem Ritter geführt hat, der sich schon längst von Euch vornehmen Leuten ganz vergessen glaubte.«
    »Vergessen seid Ihr uns nie gewesen,« antwortete Dietz, indem er mit dem Bruder neben Herrn Claus Platz nahm; »vielmehr haben wir Eurer immer in Liebe und Freundschaft gedacht, obgleich die Zeitläufte uns nicht erlaubten, Euch einmal heimzusuchen. Ihr wißt doch, daß unser Vater sogar auf Eure Hilfe gegen den Markgrafen rechnete und Euch deshalb zu mehreren Malen zu einer Besprechung einlud. Selbst zu Euch zu kommen, war ihm unmöglich; einen Boten zu Euch zu senden, um durch denselben die nothwendigsten kriegerischen Verhandlungen abzuschließen, dazu war die Sache zu wichtig, und da Ihr auch nicht selbst kamet, so glaubten wir mehr als Ihr Ursache zu haben, uns von Euch vergessen zu meinen.«
    »Hrrr! Hm! Ja!« machte Herr Claus, indem es finster über sein rundes und sonst so helles Gesicht zog. »Ihr wißt es jedenfalls nicht, was zwischen mir und Eurem stolzen Herrn Vater gelegen hat, so daß ich es darauf ankommen ließ, ihn bei mir auf Stavenow zu sehen. Habt Ihr jemals Etwas von dem ›schwarzen Dietrich‹ gehört?«
    »Warum sollen wir nicht! Mutter hat uns immer mit ihm gedroht, wenn wir als Knaben einer Einschüchterung bedurften. Warum fragt Ihr nach ihm?«
    »Weil er der Grund zu einer Entzweiung ist, die zwischen mir und Herrn Dietrich von Quitzow stattgefunden hat.«
    Sowohl bei seiner vorhergehenden Frage, als auch bei der jetzt erfolgenden Antwort hatte er den Namen Dietrich mit einer gewissen Betonung ausgesprochen, welche die Jünglinge hätte aufmerksam machen müssen, wenn sie auch nur die leiseste Ahnung von der Identität des gefürchteten Räubers gehabt hätten. Aber der scharfe Blick, mit welchem er sie dabei in das Auge nahm, entdeckte nicht die Veränderung in ihren Zügen, vielmehr meinte Cuno erstaunt:
    »Ihr seid mit dem Vater entzweit gewesen? Davon haben wir nicht ein Wörtlein vernommen! Und wie konnte ein solcher Mensch, wie der schwarze Dietrich, der Grund dazu sein?«
    »Hrrr! Hm! Wenn Ihr noch Nichts darüber erfahren habt, so hatte Herr Dietrich wohl seine

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