Der beiden Quitzows letzte Fahrten
sie mögen dafür sorgen, daß Ihr auch wirklich mit nach Stavenow geht!«
»Soll das etwa heißen, daß Ihr uns zwingen wollt, mit Euch zu gehen, daß wir Eure Gefangenen sind?«
»Zwingen? Hrrr! Hm! So kleine Leute zwingt man nicht; die laufen aus Angst recht gern und willig mit.«
»Meint Ihr, Herr Ritter?«
Er nahm bei dieser kurz und herausfordernd ausgesprochenen Frage den Knotenstock fester in die Hand und trat einige Schritte zurück. Der Gefährte folgte seinem Beispiele. Herr Claus hielt den Schimmel an und warf einen erstaunten Blick auf die Beiden; dann wandte er sich an das mittlerweile herbeigekommene Gefolge:
»Schließt mir diese zwei Männlein doch einmal in Eure Mitte! Hrrr! Hm! Caspar, was giebt es denn zu gaffen?«
Der ehrliche Wachtmeister staunte mit offenem Munde und weit aufgerissenen Augen die jungen Männer an und rief dann hoch erfreut:
»Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper der Deiwel soll mich auf der Stelle als Gänsepraten fressen, wenn das nicht meine liepen peiden Junker sind! Pruder Schwalpe, was pesinnst Du – – –«
Die beabsichtigte Aufforderung an Schwalbe kam zu spät, denn dieser hatte die Jünglinge schon bei den Händen ergriffen und jauchzte:
»Nee, wat ich verschrocken bin vor lauter Freude! Ich kann mich gar nich zu denken vorstellen, wo Ihr so plötzlich hergekommen sein thut. Dat is een blaues Wunder, wieso Eure Frau Mutter Euch fortgelassen haben wird.«
Herr Claus von Quitzow schien höchlichst überrascht zu sein. Er hörte aus den Worten der beiden Diener, wen er vor sich habe; seine strenge Miene klärte sich langsam auf, und nachdem er die Jünglinge einer eingehenden Musterung unterzogen hatte, rief er, ihnen die Hände entgegenstreckend:
»Hrrr! Hm! Das ist etwas Anderes! Warum sagt Ihr Blitzbuben denn nicht gleich, wem Ihr eigentlich angehört? Seid willkommen bei Eurem alten Vetter, der sich freut, Euch bei sich zu sehen. Hrrr! Hm! Ihr Herren von dem Kruge, hier seht Ihr die Söhne des Herrn Dietrich von Quitzow; ich habe sie selbst noch nicht gekannt, aber ich denke, daß wir uns gut zusammenfinden werden!«
Die Ritter gaben ihre Freude über diese Begegnung zu erkennen und hatten tausend Fragen nach den verschiedensten Dingen auf den Lippen; doch machte Claus dem Forschen ein Ende, indem er mahnte:
»Hrrr! Hm! Laßt es jetzt sein; dazu haben wir auf Stavenow noch genugsam Zeit; jetzt aber wollen wir sehen, daß wir weiter kommen!«
Da sprang Caspar Liebenow vom Pferde und führte es Dietz entgegen.
»Wollt Ihr nicht aufsteigen, mein lieper Junker? Meine Peine sind länger als die Eurigen, und Ihr hapt vielleicht schon einen weiten Weg gemacht. Pruder Schwalpe, steige doch herunter von Deinem alten Ziegenpocke, daß Herr Cuno ihn pei den Hörnern nehmen kann!«
»Wat geht Dir mein Ziegenbock an?« antwortete Schwalbe, indem er vom Pferde sprang. »Bekümmere Dir doch nich so viel um Deinesgleichen! Ich thue auch noch wissen, wat ich unsern jungen Herrn schuldig sein werde. Steigt auf, lieber Junker; der Schwalbe is auch een Kerl, der zu leben verstehen gelernt haben thut!«
Auf diese Weise sahen sich die Fußwanderer beritten gemacht, und nun ging es von Neuem und bei reger Unterhaltung auf Stavenow los, welches man baldigst erreichte. Dort angekommen, suchten die Ritter zunächst ihre gewohnten Gemächer auf, und auch Dietz und Cuno bekamen eine Stube angewiesen, welche ihnen für die Zeit ihres Aufenthaltes bei dem Vetter als Wohnung dienen sollte.
Dort blieben sie für einige Zeit sich selbst überlassen und fanden also Gelegenheit, sich ungestört die Eindrücke mitzutheilen, welche die heutige Begegnung auf sie hervorgebracht hatte. Ihre Theilnahme wurde ganz besonders von dem Geheimnisse angeregt, welchem sie auf die Spur gekommen zu sein glaubten, und sie beschlossen in jugendlicher Unternehmungslust, es so viel wie möglich bis auf seinen Ursprung zu verfolgen. Das konnte aber ohne Hülfe nicht gut geschehen, und so kamen sie auf die jedenfalls nicht unglückliche Idee, sich ihren beiden treuen Bekannten anzuvertrauen. Die Ausführung dieses Vorhabens fiel ihnen nicht schwer, denn kaum hatten sie den Entschluß gefaßt, so nahten sich Schritte ihrer Thür, und das breite, ehrliche Gesicht Liebenow’s ließ sich sehen.
»Erlaupt, meine jungen Herrn,« sprach er, »daß ich einmal zuspreche. Gott straf mich, wenn ich fluche, aper ich hape mich noch immer nicht zurecht gefunden von wegen Euch in Stapenow.
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