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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gewichtigen Gründe, es zu verschweigen, und ich würde also gegen seinen Willen handeln, wenn ich seinem Beispiele nicht folgte. Aber Ihr dürft mir wohl glauben, daß ich dem Markgrafen nicht gar wohlgesinnet bin. Ich hätte also gern nach besten Kräften zu Eurem Vater gestanden, wenn er in der rechten Weise zu mir gekommen wäre, und die Ritter und Mannen, welche ich ihm zuführen konnte, wären gar wohl geeignet gewesen, ihm eine gute Hülfe zu leisten. Doch, das ist nun vorüber. Wißt Ihr vielleicht, wo er sich hingewandt hat?«
    »Wir meinen, daß er zu den Herzögen von Pommern gegangen sein wird, um die Hülfe derselben in Anspruch zu nehmen.«
    »Hrrr! Hm! So! Und wo befindet sich Frau Elisabeth, Eure Mutter?«
    »Sie ist von Schloß Teupitz, auf welchem wir eine erste Zufluchtsstätte fanden, mit uns zu dem Großvater und Oheim nach Burg Seida gezogen. Von dorther kommen wir zu Euch, Vetter. Wir haben nur ungern die trauernde Mutter verlassen; aber sie selbst schickte uns fort, weil sie meinte, daß die Einsamkeit auf Seida nicht vortheilhaft für uns sei, die wir uns doch in allen ritterlichen Künsten üben und ausbilden sollen. Sie glaubte, daß uns dazu bei Euch die beste Gelegenheit geboten werde und hat uns befohlen, Euch Ihren freundlichen Gruß zu bringen.«
    »Hrrr! Hm! Die Zeiten sind schlecht, und gar mancher wackere Rittersmann muß sich jetzt auf seiner Burg verstecken, wie der Dachs im Baue, wenn er nicht den Pelz verlieren will. Trotzdem aber könntet Ihr wohl noch Manches bei mir erfahren und lernen. Es giebt einen guten Trunk auf Garlosen und Stavenow, und selten vergeht eine Woche, die uns nicht einen Strauß oder sonst ein fröhliches Abenteuer bringt. Es ziehen immer Vögel mit guten Federn vorüber, welche gerupft werden müssen, und da könnt Ihr recht gut zeigen, wie Ihr mit dem Schwerte umzugehen versteht.«
    Dietz schüttelte nachdenklich mit dem Kopfe, und über das jugendlich frische Gesicht Cuno’s zog eine brennende Röthe.
    »Verzeiht, Vetter!« bemerkte der Erstere etwas verlegen, aber doch mit sicherer Stimme. »Zu solchen Dingen werden wir unser Schwert Niemandem leihen. Es ist Ritterpflicht, dem Bedrängten beizustehen und Recht und Gerechtigkeit zu üben gegen Jedermann; nicht aber ziemt es uns, die Wehrlosen zu überfallen und den Reisenden seiner wohlerworbenen Habe zu berauben. In jeder guten und gerechten Sache wollen wir lustig mit dreinschlagen, und Ihr sollt Eure Freude an uns erleben, denn der Vater hat dafür gesorgt, daß wir uns seiner Lehre nicht zu schämen brauchen. Unter die Zahl der Strauchritter und Wegelagerer aber wollen wir uns niemals rechnen lassen; das ist unser festes und unerschütterliches Sinnen!«
    Bei diesen Worten hatte sich Claus von Quitzow halb in seinem Sessel erhoben. Sein Mund öffnete sich vor Erstaunen und seine kleinen Aeuglein begannen zu funkeln.
    »Hrrr! Hm! Das sagst Du mir!« rief er. »Einen Strauchritter und Wegelagerer nennst Du mich? Du wagst es, mich, Deinen eigenen Vetter, also zu beschimpfen? Wärst Du nicht ein dummer Knabe und befändest Du Dich nicht als Gast in meinem Hause, so würde dieses Wort das letzte sein, welches Du sprichst! Ich könnte Dir Dinge sagen, die Dich auf der Stelle verstummen machten, aber ich mag mir die Mühe gar nicht geben, Deine Naseweisheit klüger zu machen. Du sollst trotz Deiner beleidigenden Rede unangefochten bleiben; aber erlaube Dir nicht ferner Bemerkungen, die Dich in Schaden bringen könnten!«
    »Halt, Vetter,« fiel Dietz hier in die Strafrede ein; »es ist mit nichten meine Absicht gewesen, Euch zu beleidigen oder gar Euch über das zur Rede zu stellen, was Ihr zu thun für gut befindet. Wie könnte ich es wagen, Euch über Euer Thun und Treiben Belehrung ertheilen zu wollen, da ich doch selbst gar sehr der Zurechtsetzung bedarf; wenn ich bei Euch bleiben soll, so könnt Ihr verlangen, daß ich Euch meine Gedanken und Gefühle nicht vorenthalte, sondern über dieselben aufrichtig mit Euch rede. Nur wenn ich so thue, ist es möglich, daß ich von Euch lerne und wir in Liebe und Freundschaft bei einander wohnen.«
    »Hrrr! Hm! Du magst da nicht ganz unrecht haben, und wer weiß, von wem Dir so ein Floh in das Ohr gesetzt worden ist. Ich bin ein wenig schnellhitzig; aber Du wirst auch nicht leicht einen Andern finden, der zu solchen Reden schweigen mag. Du scheinst nicht auf den Kopf gefallen zu sein und wirst einsehen und wissen, daß der Mensch leben muß. Und wir Ritter sind

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