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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stapenow kein festes Verließ giept, in welchem man Jemanden sicher halten kann.«
    »Wo hat man ihn denn einstweilen hingesteckt?«
    »Er sitzt open in der Kammer, in welcher die peiden Wenden wohnen, und die kauern nun pei ihm und lassen ihn nicht aus den Augen.«
    »Wen wird man mit seiner späteren Bewachung betrauen?«
    »Mordelement, wen denn anders als mich? Der Wachtmeister Caspar Liepenow pesitzt auf Garlosen epen so viel Vertrauen wie pei Eurem Herrn Vater, und da wird man den armen Deiwel in keine anderen Hände gepen, als in die meinigen.«
    »Das wollen wir Dir gern glauben, Caspar, denn Du und der Schwalbe, Ihr seid doch stets die treuesten und zuverlässigsten von allen unseren Mannen gewesen, und so werden die Boldewins und der Vetter Claus Euren Werth wohl auch zu schätzen wissen. Aber g’rad aus dem angegebenen Grunde hoffen wir, daß Ihr uns treu bleiben und in allen Stücken zu uns halten werdet, in denen wir Eures Beistandes und Eurer Hülfe bedürfen!«
    »Wat Diesesjenige betreffen thut,« fiel hier Schwalbe eifrig ein, »so mögt Ihr Euch immer auf uns verlassen dürfen!« Er bemerkte in seinem Diensteifer gar nicht, daß in dem Ansinnen des Junkers eigentlich eine Verführung zur Untreue gegen seine jetzigen Herren liege. Dies entging auch dem Wachtmeister, welcher sich breitspurig vor Dietz hinstellte und, an den langen Degen klopfend, ausrief:
    »Mohrenplitz, wer daran zweifeln wollte, dem sollte es gar nicht sehr wohl pekommen. Ich hackte ihn in so viel Stücke, daß er sie selper nicht mehr zählen könnte! Sagt uns nur, mein lieper Junker, was wir machen sollen, und das Ueprige wird sich dann schon finden!«
    »Es ist nichts Großes, was wir uns jetzt von Euch wünschen. Wir wollen nur den Klosterbruder einmal sehen und sprechen, welcher nach Garlosen geschafft werden soll.«
    »Das ist nicht schwer; Ihr dürft Euch nur hinaufpegepen zu den Wenden; die werden wohl Nichts dagegen hapen, daß Ihr den Mann einmal in Augenschein nehmt.«
    »Nein, so nicht; es soll Niemand wissen, daß wir mit ihm sprechen.«
    »Ach so,« meinte er nachdenklich. »Das ist etwas Anderes. Aber wie soll das angestellt werden?«
    »Wer wird ihn heut Abend nach Garlosen geleiten?«
    »Wäre es ein gewöhnlicher Gefangener, so würde ich ihn fortzuschaffen hapen: hier aper muß Etwas dahinter stecken, was mir noch nicht pekannt geworden ist. Darum denke ich, daß Herr Claus ihn den peiden Wenden üpergepen wird.«
    »Jedoch seine Bewachung auf Garlosen wirst Du trotzdem zu besorgen haben?«
    »Das will ich wohl meinen! Und wenn Ihr pis dahin warten wollt, so werde ich Euch gern in seine Zelle führen, wo Ihr mit ihm sprechen könnt, so viel es Euch peliept.«
    »Bis dahin kann gar Manches passiren, was man nicht vorhersehen kann. Ist es denn nicht möglich zu machen, daß die Wenden an dem Geleite verhindert werden?«
    »Hm!« machte Liebenow, indem er sich die Stirne rieb. »Da müßt Ihr Euch selper Etwas aussinnen; ich will lieper drei Riesen oder ein halpes Dutzend Löpen todtschlagen, als meine zwei armen Gedanken in eine so große Verlegenheit pringen! Pruder Schwalpe, weißt Du es nicht, was hier zu machen ist? Du pist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen und weißt in solchen Sachen immer guten Pescheid!«
    »Ja, dat is wahr; wenn Du nich mehr fortkönnen thust, so muß allemal ich herhalten wollen. Aber wat ich mich bei diese Sache denken thue, dat is Folgendes: Heut is eene große Feierlichkeit von wegen dem Geburtstage des Herrn Claus; da thut man nich blos essen, sondern da thut man ganz besonders auch gehörig trinken. Bei dieser Gelegenheit werden die Wenden herunter in die Mannenstube kommen mögen, und wenn sie dat Ihrige genossen haben, so thun wir sie wilde machen und fangen eene Prügelei an. Dat Uebrige is nachher Deine Sache, Caspar; denn wo Du hinhauen thust, da braucht een Anderer niemals nich nachhelfen zu können.«
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper, Pruder Schwalpe, wenn sonst Niemand helfen kann, Du weißt doch immer den pesten Rath. Ja, das wird gehen. Mohrenplitz« – hierbei streckte er seine gewaltigen Fäuste nach vorn und besah sie sich mit liebevollen Augen – »diese peiden Hände hapen seit langer Zeit nichts Rechtes mehr zu thun gehapt. Ich werde den Wenden einmal zeigen, was ein Hiep von dem Wachtmeister Caspar Liepenow zu bedeuten hat!«
    »Nein, so nicht,« warnte Cuno, welcher bisher geschwiegen hatte. »Durch ein solches Verhalten könnten wir uns

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