Der beiden Quitzows letzte Fahrten
liegen geblieben; wenigstens hätte man den Menschen bei Seite geschafft und dem Pferde das Reitzeug abgenommen. Es ist ein ritterliches Geschirr.«
»Du hast Recht!« stimmte Dietz bei, indem er zu dem gefallenen Thiere zurückkehrte und Sattel und Schabracke betastete. »Doch sagt, wo ist der Ritter hingekommen? Ich fühle eine Wappenstickerei hier an der Ecke!«
»Dat möchte ich auch wissen thun, wohin er gekommen is! Er muß noch eben da herum wohl liegen. Vielleicht is er blos verwundet worden und thut noch Leben in seiner Leiche haben.«
»Pruder Schwalpe, Du pist ein Esel! Wie kann eine Leiche nur noch das geringste Pischen Lepen in sich hapen! Komm, wir wollen einmal nach ihm suchen, op er wohl zu finden ist!«
»Höre, Caspar, Du wirst doch mit keenem Esel nich suchen wollen!« antwortete der in seiner Ehre gekränkte Mann; trotzdem aber kam er der ihm gewordenen Aufforderung nach und begann, mit dem furchtlosen Wachtmeister das anliegende Gebüsch zu durchstöbern, während die Brüder ihr Forschen auf die offene Straße richteten. Aber obgleich man mit der größten Aufmerksamkeit und Sorgfalt verfuhr, blieben ihre Bemühungen doch ohne allen Erfolg, so daß Dietz endlich bemerkte:
»Laßt das Suchen sein, denn es versteht sich ja ganz von selbst, daß es nutzlos ist! Wenn man sich Alles genau überlegt, so ist der Vorgang leicht zu errathen: Der Angegriffene ist ein Herr aus adeligem Geschlecht gewesen; die den Ueberfall störten, sind den fliehenden Strauchdieben auf den Versen gefolgt. Und dieses scheint mir nur einen Grund zu haben, nämlich den, daß die Flüchtigen den Edlen, welcher über das Seil gestürzt ist, mit sich fortgerissen haben. Wäre es nicht so dunkel, so könnten wir aus dem Wappen seinen Namen errathen. Und selbst wenn ich mich irren sollte, ist es doch gewiß, daß wir nicht lange hier allein sein werden, wenn wir noch einige Zeit verziehen wollen. Entweder kehren die Verfolger zurück, oder, wenn es gar keine Verfolgung gegeben hat, kommen die Buschklepper wieder, um die Straße zu säubern und den Gefallenen fortzuschaffen. Dieser hat zu ihnen gehört, wie aus Allem zu schließen ist.«
Es vermochte Keiner gegen diese Behauptung Etwas einzuwenden, und Schwalbe erklärte sich nur mit der Vermuthung, noch länger hier zu bleiben, nicht so recht einverstanden.
»Wat thun wir davon haben, daß wir hier warten werden? Erst sollen wir laufen, damit wir den Markgrafen noch in Spandau antreffen thäten, und nun haben wir Zeit, uns an diesem Deiwelsorte todtschlagen lassen zu müssen! Ich für meine Person wollte mir ganz ruhig abthun lassen, aber daß auch Ihr eenen Hieb oder eenen Stich abkriegen sollt, dat is nich nothwendig. Ich denke, es is am besten, wenn wir machen, daß wir fortkommen thäten!«
»Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper Pruder Schwalpe, da soll man wohl nicht pös werden, wenn so ein unfolgsames Heidenkarnickel, wie Du pist, unseren liepen Junkern immer über das Maul purzelt! Wir pleipen da, wenn Herr Dietz es pefiehlt, und wir gehen fort, wenn er es hapen will; das merke Dir! Und wenn Du noch einmal so eine widerspenstige Pemerkung machst, so tupfe ich Dir mit der Faust auf die Nase, daß sie den Schnupfen pekommt und ihre ganze Weisheit herausniesen soll!«
In dieser grimmigen Weise hatte der brave Wachtmeister noch nie mit seinem Spezial gesprochen, und dieser war so erstaunt über die deutliche Zurechtweisung, daß er gar keine Worte zu einem seiner stets bereiten Seitenhiebe fand.
»Richtig ist es, was Du sagtest,« stimmte Cuno dem Bruder bei; »und ich meine, daß es unsere Pflicht sei, hier zu warten, ob wie Jemandem vielleicht unsere Hülfe erweisen können. Die Leichen sind schon längst erkaltet; es ist also wohl eine geraume Weile seit dem Angriffe vergangen, und wenn überhaupt Jemand zurückkehrt, so wird es also so bald geschehen, daß wir nicht lange zu harren brauchen.«
»Gut, so bleiben wir! Wir sind unserer vier, und es müßte schlimm hergehen, wenn wir in Schaden gebracht werden sollten. Trotzdem aber wollen wir so vorsichtig wie möglich sein und uns hinter die Büsche auf die Lauer legen. Da wird uns Niemand bemerken, und wir können Alles beobachten und uns dann darnach richten.«
Dieser Vorschlag wurde angenommen, und bald waren die vier Männer im Gesträuch verschwunden und tiefe Stille herrschte über dem Orte, an welchem es vorher jedenfalls nicht ruhig zugegangen war. Die Worte Cuno’s, daß ihr Harren kein
Weitere Kostenlose Bücher