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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lange währendes sein werde, erfüllten sich in kurzer Zeit, denn noch war kaum eine Viertelstunde vergangen, so knackten in der Ferne die Zweige des Unterholzes, das Geräusch kam immer näher, und endlich ließen sich eilige Schritte vernehmen. Es war nur eine einzelne Person, welche eine Strecke oberhalb des Ortes, an welchem die Versteckten lagen, den Wald verließ und dann schnellen Laufes die Straße verfolgte.
    »Der hat nothwendig,« raunte Liebenow den Andern zu. »Gept Acht; er wird gleich über den Deiwelsstrick hinwegkugeln!«
    Kaum waren diese Worte gesprochen, so geschah das Vorhergesagte: der Mann stürzte über den Strick.
    »Ah, hier haben sie ihn heut befestigt!« meinte er halblaut, doch immerhin so deutlich, daß sie die Worte bei der tiefen, nächtlichen Ruhe leicht vernehmen konnten. »Sie haben noch keine Zeit gefunden, zurückzukehren, um ihn zu entfernen. – – Hier liegt das Pferd des Ritters!« fuhr er nach einer Pause, während welcher er den Platz einer raschen Untersuchung unterworfen hatte, fort. – – »Und wer ist das?« Er bog sich zu dem Todten nieder, den er jetzt bemerkte. »Das ist der Ulrich. Der hat hier endlich seinen wohlverdienten Lohn gefunden!«
    »Hört, Ihr Herren,« wisperte Schwalbe; »dat thut mich scheinen, als ob dieser Mann eener von die Räuber sein thäte, die uns todtschlagen werden, oder wir sie!«
    »Ja, Pruder Schwalpe, das ist ein Räuper, wie wir gehört hapen. Soll ich mich an ihn machen, Herr Dietz, und ihn pei der Gurgel nehmen?«
    Der Gefragte befand sich schon nicht mehr neben dem Wachtmeister, und als dieser verwundert nach ihm suchte, vernahm er einen kurzen, unterdrückten Schrei und dann den halblauten Ruf des Junkers:
    »Hierher! Ich habe ihn.«
    Die drei Andern eilten zu ihm. Er hatte so geräuschlos gehandelt, daß sein Erheben selbst von ihnen nicht bemerkt worden war. Jetzt kniete er am Boden und hielt den Mann fest unter sich, welchen er, um ihn am Rufen zu verhindern, fest bei der Kehle gepackt hielt. Liebenow griff sofort mit zu.
    »Haltet ihn noch ein wenig, mein lieper Junker! Ich hape hier einen festen Riemen für seine Hände, und um die Peine werde ich ihm seinen eigenen Gürtel schnallen. So, mein guter Raupmordspitzpupe, jetzt pist Du unser und wir brauchen Dich nicht mehr festzuhalten!«
    »Wer seid Ihr und was wollt Ihr von mir?« frug jetzt der nach Luft haschende Gefesselte.
    »Wer wir sein thun, und wat wir von Dich wollen werden? Das wirst Du gleich hören sollen, Du Deiwelsracker, Du!« antwortete Schwalbe in seiner steten Redefertigkeit.
    Bei diesen Worten schnellte der Mann überrascht mit dem halben Oberkörper in die Höhe, fiel aber in Folge seiner Banden gleich wieder zurück.
    »Wer ist das?« frug er erregt. »Diese Stimme sollte ich kennen! Wie heißest Du?«
    »Wie ich heiße? Dumme Frage! Ich werde doch wohl wissen, wie ich heißen muß! Schwalbe is mein Name.«
    »Schwalbe? Heinrich Schwalbe aus Siwersdorf? Und Du leidest es, daß Jobst, Dein Bruder, hier gebunden vor Dir liegt!«
    »Jobst, wahrhaftig Du thust es sein!« rief Schwalbe lauter, als es die Situation eigentlich gestattete. »Ich habe Dir seit unserer Kindlichkeit nur een eenziges Mal gesehen, und dat war vor neun Jahren in Pasewalk; aber ich thue Dir an der Stimme wieder erkennen. Komm an mein Herz, alter Junge, und sei mich willkommen in meinen Armen!«
    Er zog den so unverhofft Gefundenen zu sich empor und küßte ihn wiederholt und herzhaft auf den Mund.
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper, Pruder Schwalpe, so thue ihm doch erst die Riemen von dem Leip! Du pist ein glücklicher Schweinepelz, daß Du hier in dunkler Mitternacht und mitten auf der Straße einen Pruder findest! Ich hape auch einen, und der heißt Peter; ich glaupe, er ist in Engeland, und ich pin neugierig, op ich ihm auch noch einmal pegegnen werde!«
    »Ja, binde ihm die Fesseln ab,« gebot jetzt Dietz, welcher mit Cuno bisher verwundert geschwiegen hatte. »Wenn es wirklich Dein Bruder ist, so können wir ihn ja nimmermehr feindlich behandeln!«
    »Dat thut er wirklich sein, Herr Junker! So, da is der Riemen ab und auch der Gürtel. Und nun thue Dir erheben und meine jungen Herren begrüßen. Es sind Herr Dietz und Herr Cuno, die Söhne des Ritters Dietrich von Quitzow, bei dem ich in Dienst gewesen haben werde, wie Du schon damals wissen thatest.«
    Jobst erhob sich.
    »Das war ein Wiederfinden zur rechten Zeit, sonst hättet Ihr mir wer weiß was Uebles

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