Der beiden Quitzows letzte Fahrten
bereits in hohem Grade erworben zu haben.
Um nun aber Etwas zu erwidern, bemerkte er:
»Euer Vater wird mit Herrn Janeke ohne Zweifel erst später zurückkehren. Das Zusammentreffen mit den Feinden überraschte auf beiden Seiten und der Waffentanz wird weniger blutig als langwierig geworden sein. Wenn – Alle Wetter!«
Diese plötzliche Unterbrechung und der Ausruf des Unwillens veranlaßten Brunhilde, dem Blick des Falkenmeisters zu folgen.
Soeben kam ein Reiter auf dem vorerwähnten Wege aus dem Walde hervorgesprengt und hielt an der Stelle, wo beide Wege sich kreuzten, an, offenbar um den langsam näher kommenden Falkenmeister zu erwarten.
Der Fremde war ein großer, starker Mann, mit starkem, schwarzem Bart, und wenn er auch im Augenblicke nur die Kleidung eines Landmannes trug, so war es dem kundigen Blick des Falkenmeisters doch nicht entgangen, daß der angebliche Bauer einer höheren Klasse angehörte. Diese Annahme wurde sofort bestätigt durch die Sprache des Fremden selbst.
»Wie heißt der Herr dieses Schlosses?« fragte er kurz, mit barscher Stimme und den Gruß des Falkenmeisters nur flüchtig erwidernd.
»Herr Simon von Güntersberg ist der Besitzer desselben.«
»Gehörst Du zu seinen Leuten?«
»Ja.«
»Führe mich zu ihm!«
»Wird im Augenblick schwer angehen. Doch reitet nur, wenn Ihr wollt, voraus; ich folge etwas langsamer!«
Der Fremde richtete einen forschenden Blick auf den, nicht minder wie er selbst, kurz angebundenen Falkenmeister und auf Brunhilde und ritt rasch voraus.
»Kennt Ihr den Fremden?« fragte jetzt Brunhilde, diesem neugierig nachschauend. »Ihr antwortetet so außerordentlich scharf!«
»Fast möchte ich dies behaupten. Doch ist es immerhin zu lange her, daß ich den Mann in anderen Verhältnissen gesehen zu haben glaube.«
»In welchen Verhältnissen glaubt Ihr den Mann gesehen zu haben?«
Der Falkenmeister fing den bei diesen Worten forschend auf ihn gerichteten Blick Brunhildens auf und diese senkte leicht erröthend das Auge.
»Er hat große Aehnlichkeit mit einem weit und breit bekannten und gefürchteten Ritter aus den Marken!«
»Sein Name?«
»Dietrich von Quitzow.«
Das Gespräch gerieth wieder in’s Stocken und der Falkenmeister schien, als er, am Thore angekommen, vom Pferde stieg, selbst nicht recht zu wissen, ob das Gefühl des Aergers, daß er Brunhilde nun aus seinem Schutze entlassen solle, oder der Freude darüber, daß die Rettung des geliebten Mädchens nunmehr gelungen, im Augenblick die Oberhand besitze.
Die im Schloßhofe zur Bedeckung zurückgebliebenen Knechte wunderten sich nicht wenig, als sie Brunhilde auf dem Pferde des Falkenmeisters, diesen aber zu Fuß zurückkehren sahen.
Der Falkenmeister stand jedoch in Folge seiner im Schloßhofe bewiesenen Fechtkunst in ihrer Achtung bereits so hoch, daß sie nicht wagten, ihn mit neugierigen Fragen zu belästigen.
Dieser selbst schnitt ihnen übrigens auch die Gelegenheit hierzu ab.
Nachdem er Brunhilde vom Pferde gehoben, fragte er kurz:
»Sind die Ritter zurück?«
»Noch nicht!«
»Wo ist der Fremde, welcher vor wenigen Minuten hier angekommen ist?«
»Dort tritt er eben aus dem Stalle.«
Brunhilde zog sich nach einigen Worten des Dankes, wobei sie indeß vermied, dem Falkenmeister in’s Auge zu sehen, in das Haus zurück, und dieser näherte sich dem Fremden, welcher ihn bemerkt hatte und stehen blieb.
»Ihr habt Herrn Simon von Güntersberg noch nicht gesprochen, und werdet, wenn anders Ihr ihn durchaus sprechen wollt, wohl auch noch einige Zeit hier bleiben müssen.«
»Weshalb? Wo ist er?«
»Herr Simon ist mit Herrn Janeke von Stegelitz weggeritten.«
»Ich werde warten.«
»Dann folgt mir.«
Schweigend schritt der Falkenmeister voran und führte ihn in das Haus.
Dort begegnete ihnen Brunhilde.
»Jungfrau,« redete der Henning Friedländer sie an, »dieser Mann verlangt Herrn Simon von Güntersberg zu sprechen und will die Rückkehr des Herrn Ritters abwarten.«
»Mein Vater ist, wie Ihr gehört habt, nicht hier,« wandte Brunhilde sich zu dem Fremden. »Wollt Ihr dennoch warten, dann mag Euch der Falkenmeister ein Gemach anweisen.«
»Ihr seid die Tochter Simon’s?«
»Ja, doch –«
»Verzeiht die Bitte, mich nur ein paar Worte mit Euch allein sprechen zu lassen.«
»Dann kommt mit mir.«
Der Falkenmeister mußte wohl verstanden haben, was Brunhilde mit dem Blicke sagen wollte, den sie ihm in diesem Augenblicke zuwarf, denn er folgte ihnen langsam bis
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