Der beiden Quitzows letzte Fahrten
zu dem Gemache, in das Brunhilde und der Fremde eingetreten waren.
»Was habt Ihr mir jetzt mitzutheilen?« hörte er die Erstere fragen und den Fremden bald antworten:
»Ich bedaure, Euren Vater nicht selbst angetroffen zu haben, denn ich habe Verschiedenes mit ihm zu sprechen, das von Wichtigkeit ist.«
»Wer seid Ihr?«
»Vielleicht habt Ihr meinen Namen schon einmal gehört; ich heiße Dietrich von Quitzow.«
»Ihr seid der mächtige und gefürchtete Ritter, der mit dem Markgrafen von Brandenburg in harter Fehde liegt.«
»Ja, der bin ich. Wer aber hat Euch von dieser Angelegenheit gesprochen?«
»Heut’ erst habe ich sie meinen Vater erzählen hören. Er wird sich freuen, Euch hier zu sehen. Wollet in diesem Gemach nur so lange weilen, bis er von seinem Ausfluge mit Herrn Janeke von Stegelitz zurückgekehrt ist. Inzwischen darf ich Euch wohl einen Imbiß und einen Trunk hierher senden.«
Herr Dietrich von Quitzow folgte dieser freundlichen Einladung und Brunhilde eilte aus dem Gemache, vor dessen Thür sie den Falkenmeister antraf.
»Euer Gedächtniß hat Euch nicht getäuscht. Der Fremde ist in der That der Ritter Dietrich von Quitzow. Wenn nur jetzt mein Vater bald zurückkäme!«
»Auch ich wünsche dies,« erwiderte Friedländer ernst. »Falls ihm aber wider unser Erwarten ein Unfall zugestoßen sein sollte, dürfte es wohl gerathen erscheinen, Herrn Dietrich von Quitzow, diesen mächtigen Kriegshelden, von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen. Oder habt Ihr dies vielleicht schon gethan?«
»Noch nicht. Für alle Fälle bitte ich Euch, hier zu bleiben. Sollte mein Vater zu lange ausbleiben und der Ritter ungeduldig werden oder gar noch einmal nach mir verlangen, dann sprecht nur mit ihm und erzählt ihm, was Euch gut dünkt.
Ich vertraue Euch ja vollständig!«
»Ihr habt zu befehlen, Jungfrau, und ich werde diesen Befehl pünktlich erfüllen.«
Brunhilde eilte fort, um den dem Ritter versprochenen Trunk nebst Imbiß zu beschaffen und der Falkenmeister blieb in der Nähe des Gemachs, von Zeit zu Zeit horchend, ob der Ritter noch nicht laut würde.
Stunde um Stunde verrann, die Nacht brach an, die Herren Simon und Janeke waren nicht nur noch nicht zurückgekehrt, sondern auch noch keine Botschaft von ihnen da, und der Falkenmeister, welcher recht wohl wußte, weshalb keiner der beiden in die Gewalt ihrer erbittertsten Gegner gefallenen Ritter etwas von sich hören ließ, fing allgemach an zu bereuen, Brunhilde, die, je mehr die Zeit vorrückte, desto ängstlicher, besorgter wurde, nicht längst die volle Wahrheit unumwunden bekannt zu haben, als die Thür des Gemaches aufging und Ritter Dietrich heraustrat.
»Herr Simon ist noch nicht zurück?«
»Noch nicht, Herr Ritter.«
»Dann ist er wohl nach einer der benachbarten Burgen geritten und kehrt vielleicht morgen erst heim?«
Während Henning Friedländer noch überlegte, ob er den Fragenden in die Sachlage ganz einweihen solle, fing dieser noch einmal an:
»Ich habe Dich übrigens heut’ bereits auf dem Wege hierher gesehen. Die Tochter des Herrn Simon war wohl mit ihrem Pferde verunglückt? Welche Stellung nimmst Du hier ein, daß die Jungfrau Dir gestattet, sie vor Dich auf Dein Pferd zu nehmen?«
»Ich bin als Falkenmeister in Diensten des Herrn Simon und stehe der Jungfrau, welche die Jagd liebt, zu Befehl. Ihr habt übrigens richtig vermuthet, daß ihrem Pferde ein Unglück zugestoßen war. Die ganz absonderlichen Verhältnisse, welche in diesem Falle obwalteten, werden übrigens entschuldigen, falls ich, was ich im Augenblick noch nicht glaube, in meiner Bereitwilligkeit, der Jungfrau zu helfen, zu weit gegangen sein sollte.«
»Ich möchte diese absonderlichen Verhältnisse kennen lernen.«
Henning Friedländer erzählte nun, daß Herr Simon und Herr Janeke die Jungfrau zur Jagd begleitet, während des Jagdzuges einen Fehdebrief erhalten hatten und unversehens während der Jagd auf das Gebiet eines der Ritter gekommen waren, welche den Brief unterzeichnet hatten.
Auf der Rückkehr von der Jagd wären sie mit den Herren Henning von Wedel und Heinrich von Bork zusammengetroffen und er, der Falkenmeister, sei sofort beauftragt worden, die Jungfrau sicher nach Güntersberg zurückzugeleiten.
Er habe sich doch aber verleiten lassen, vor der Flucht verstohlen noch einen Blick auf den Kampfplatz zu werfen und die Herren Simon und Janeke bereits in der Gewalt der Gegner gesehen, nunmehr mit der Jungfrau auf Umwegen den Rückweg nach
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