Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
die Spur derselben gebracht worden sein.
    In gerader Richtung kam er ihnen nachgesprengt.
    Mittlerweile hatte der Wald sie wieder aufgenommen und Brunhilde, welcher der Falkenmeister, um sie nicht noch mehr zu beunruhigen, seither verschwiegen hatte, daß sie nicht nur von Fußgängern, sondern auch durch einen Reiter verfolgt würden, schien von dem anstrengenden Ritt bereits ermüdet zu sein.
    »Ist es denn noch immer nothwendig, daß wir so rasch fortreiten?«
    »Fühlt Ihr Euch ermüdet?«
    »Ja, doch sorgt deshalb nicht.«
    »Nur noch eine kurze Strecke bitte ich Euch, das Pferd in der bisherigen Gangart weiterlaufen zu lassen. Wenn ich mich recht entsinne, kommen wir bald auf Güntersberger Gebiet, dann habt Ihr nichts mehr zu fürchten.«
    Wider Willen mußte er jedoch bald selbst langsamer reiten. Der Boden wurde immer unebener, das Gestrüpp immer dichter und die Pferde hatten Mühe, sich ungefährdet durchzuarbeiten.
    Noch hatten sie freiere Bahn nicht erlangt, als der Falkenmeister durch ein seine Aufmerksamkeit erregendes, leichtes Geräusch veranlaßt wurde, sich seitwärts zu wenden.
    »Haltet an!« flüsterte er seiner Begleiterin zu. »Dort scheint einer unserer Verfolger zu kommen. Vielleicht bemerkt er uns nicht!«
    Diese Hoffnung bestätigte sich indeß nicht. Der Reiter mußte sie längst gesehen haben und wollte ihnen nur den Weg verlegen.
    Ein rascher Umblick belehrte den Falkenmeister, daß der Reiter allein und von Niemandem gefolgt sei.
    »Bleibt einige Schritte zurück,« bat er die zitternde Brunhilde, »mit dem Burschen werde ich bald fertig sein!«
    Das blanke Schwert in der Hand, ritt er dem Ankommenden langsam entgegen.
    Der Falkenmeister erkannte ihn als einen der Knechte Henning von Wedel’s.
    »Was ist Dein Begehr?«
    »Das wirst Du bald sehen,« lautete die trotzige Antwort des Knechtes, welcher an ihm vorüber zu Brunhilde zu gelangen suchte.
    »Zurück, wenn Dir Dein Leben lieb ist,« donnerte ihm aber der Falkenmeister entgegen.
    Der Knecht schien sich nicht so leicht zurückweisen zu lassen.
    »Oho; Du bist sehr hitzig!« höhnte er und holte zum Schlage mit seiner Waffe aus.
    Der Falkenmeister kam ihm jedoch zuvor.
    Mit einem gewandten Hiebe schlug er dem Knechte die Waffe aus der Hand, ein zweiter Hieb zwang ihn, zurückzuweichen, und nach dem dritten zog er es vor, sein Pferd zu wenden und die Flucht zu ergreifen.
    Lachend kehrte der Falkenmeister zu Brunhilde zurück.
    »Ich denke, Ihr werdet nunmehr unbehelligt nach Güntersberg zurückkommen. Weiter wird unsere Verfolgung schwerlich ausgedehnt werden.«
    »Habt Dank für Eure Hilfe,« erwiderte Brunhilde mit bebender Stimme. »Ohne Euch würde ich, das ist mir in dem Augenblick klar geworden, als der Knecht zu mir vordringen wollte, in die Gewalt der Feinde gerathen sein, und mein Vater – o Gott, wo mag mein Vater jetzt sein? Ob er gesiegt hat oder – doch ich will den Gedanken gar nicht aussprechen. Was soll ich thun, wenn er im Kampfe unterlegen ist?«
    »Macht Euch doch nicht unnöthig Sorge, Jungfrau. Euer Vater wird sicher schon auf dem Heimwege sein. Sollte ich mich aber in dieser Annahme täuschen, wird er Euch gewiß bald Nachricht geben. Wenn wir nur erst aus dem verwünschten Gestrüpp heraus wären. Die Pferde gehen zu unsicher. Wir kommen zu langsam vorwärts.«
    Er fühlte, daß Brunhilde ihn bei diesen Worten beobachtete, und wandte sich ab, um ihr seine Unruhe zu verbergen. Hielt er sich doch fest überzeugt, daß der in die Flucht geschlagene Knecht mit mehreren seiner Genossen zurückkommen und seine Lage dann eine schwierige werden würde.
    Der Hochwald war nicht mehr weit entfernt. Hatten sie diesen bis Güntersberg reichenden Wald erreicht, dann waren sie nahezu geborgen. Bis dahin aber hatten sie noch eine Strecke zwischen niedrigen Sträuchern auf höchst unebenem, mit Wurzeln, Schlingpflanzen und Stämmen bedecktem Boden zu reiten, etwaige Verfolger vermochten sie hier aus ziemlicher Entfernung schon zu sehen und der Falkenmeister hielt fleißig Umschau.
    Eben hatte er sich wieder umgewandt, um den zurückgelegten Weg noch einmal scharf zu beobachten, als Brunhilde laut aufschrie.
    Das Pferd war mit den Vorderfüßen in eine Höhlung gerathen und gestürzt.
    Rasch sprang der Falkenmeister Brunhilde zu Hilfe und suchte dann dem Pferde aufzuhelfen.
    Zu seinem Schrecken mußte er aber bald wahrnehmen, daß die Vorderfüße des armen Thieres gebrochen, an eine fernere Benutzung desselben im

Weitere Kostenlose Bücher