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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lieblichen Mädchen die ihn beseelenden Gefühle nicht hier schon zu verrathen.
    Mit vor innerer Bewegung bebender Stimme suchte er ihr die Haltlosigkeit ihrer Angst zu beweisen, und in der That schien es ihm auch zu gelingen, als er schließlich hervorhob:
    »Erinnert Ihr Euch wohl der Begegnung mit dem Eurem Vater feindlich gesinnten Ritter während der letzten Jagd?«
    »Gewiß. Auf Euer Verlangen hin gab sich ja Herr Friedrich von Wedel bei meinem Vater mit einem, wie er sagte, sehr geringen Lösegelde zufrieden. Ihr habt, wenn anders ich recht verstand, dem Ritter einst einen sehr großen Dienst geleistet.«
    »Zur Vervollständigung dessen will ich nur noch bemerken, daß, wie ich gelegentlich dieses Vorfalles gesehen habe, Herr Henning von Kremzow ein Freund des Ritters von Wedel ist. Werdet Ihr mir nun glauben, wenn ich behaupte, ich habe schlimmstenfalls nicht viel zu fürchten?«
    Brunhilde schüttelte leicht das Köpfchen. Sie mochte wohl aber einsehen, daß jeder fernere Versuch, den Falkenmeister von seinem Vorhaben abzubringen, nutzlos sei und bat deshalb nur:
    »Ihr werdet mich aber auch nicht zu lange Eurer warten lassen. Gleichviel, ob Ihr das Gewünschte erhaltet oder nicht, kommt nur recht bald zurück!«
    »Das verspreche ich Euch fest!«
    Raschen Schrittes entfernte er sich jetzt und war bald dem ihm folgenden Blicke Brunhildens entschwunden.
    Eine Stunde, die ihr aber unendlich lang geworden, mochte seitdem vergangen sein. Die Kälte nahm zu und Brunhilde hüllte sich fester in ein vorsorglich mitgenommenes warmes Tuch ein.
    Der Thurmwart aber lehnte an der Schlagwand und spähete mit angestrengter Aufmerksamkeit umher.
    Es herrschte vollständige Stille ringsum und er vermochte selbst in einiger Entfernung jedes leise Geräusch zu hören.
    Plötzlich horchte er auf.
    In der Richtung von Güntersberg wurde ein Lärm, ähnlich demjenigen, der durch den Hufschlag mehrerer galoppirender Pferde hervorgebracht wird, vernehmbar. Die Reiter hatten, wie aus dem immer näher kommenden Geräusch deutlich hervorging, die Richtung nach dem kleinen See eingeschlagen, an dessen Ufer die beiden Flüchtlinge versteckt lagen, und beide schwebten, wenn die Reiter nicht schließlich noch von dieser Richtung abbogen, in größter Gefahr, entdeckt zu werden.
    Noch ehe der Thurmwart zu einem festen Entschluß kam, über das, was er nun thun solle, um seine Herrin und sich vor der drohenden Gefahr möglichst zu sichern, hatte Brunhilde, welcher das sich nähernde Geräusch nicht entgangen war und die sich ebensowenig wie der Thurmwart die hierdurch erwachsende erhöhte Schwierigkeit ihrer Lage verhehlte, sich erhoben.
    »Wir wollen uns dort in dem dichten und hohen Schilf so lange verbergen, bis die Reiter vorüber sind. Ich glaube nicht, daß man uns dort zu sehen vermag!«
    Gesagt, gethan!
    Wenige Augenblicke später bahnten sie sich vorsichtig einen Gang in das dichtstehende und hohe, zu einem Versteck vollkommen geeignete Schilfmeer und harrten nun klopfenden Herzens des Weiteren.
    Die Ritter waren inzwischen nähergekommen und die Flüchtlinge vermochten schon einige Worte der laut geführten Unterhaltung der Männer zu verstehen, welche, am Ufer des See’s angekommen, links abbogen und den Lauf der Pferde mäßigten.
    »So wunderbar, wie in vergangener Nacht,« begann aber der eine Ritter, »ist mir es weiß Gott noch nie ergangen.«
    »Glaub’s wohl!« bemerkte ein Anderer. »Kaum haben wir die Knechte des Güntersberger und des Stegelitzer überwältigt, so erschien der Gottseibeiuns in Gestalt eines Knappen und schlug Alle nieder, die ihm in den Weg kamen. Keiner von uns vermochte ihm Etwas anzuhaben und er hätte uns sicher alle erschlagen, wenn der lange Matthias nicht gefallen wäre. Hast Du nicht gesehen, daß er in demselben Augenblicke, als der ungeschlachte Kerl fiel, verschwand?«
    »Freilich! freilich! Daß der Böse aber auch die Tochter des Güntersberger entführt haben soll, will mir nicht einleuchten!«
    »Wo soll sie denn sonst hingekommen sein? Sie ist, während wir im Hofe kämpften, noch am Fenster gesehen worden, dann aber, als der Herr Ritter mit uns das ganze Gebäude nach ihr durchforschte, nicht mehr zu finden gewesen. Der Ritter war ja darüber so wüthend, daß er Pechkränze werfen ließ.«
    »Das ist noch lange nicht das Tollste,« fiel hier ein Anderer ein. »Als wir die Treppe herab kamen und der fluchend uns voranschreitende Herr Friedrich der Thüre zu schritt, rief eine hohle

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