Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Stimme dicht neben ihm und zwischen uns dem Ritter zu: das Röslein von Güntersberg sei in Sicherheit gebracht. Wir standen einen Augenblick wie versteinert. Die zornige Stimme des wild um sich schauenden Ritters weckte uns aber bald aus unserer Erstarrung. Doch blieb alles Suchen nach dem Besitzer der geheimnißvollen Stimme vergeblich. Natürlich! wo der Böse seine Hand im Spiele hat, da nützt alles Wüthen nichts!«
»Ihr habt also nichts gefunden, das auf eine Erklärung des sonderbaren Vorfalls schließen läßt?«
»Nein!«
»Na, tröstet Euch nur. Das Traurigste von Allem, was uns in dem Eulenneste da in vergangener Nacht zugestoßen ist, bleibt doch wohl der Kampf, den wir jetzt noch mit Gott weiß wem zu bestehen hatten. Keiner von uns hat den Mann gekannt, welcher das kleine Häuflein führte, das uns so entsetzlich zurichtete. Wie aus der Erde hervorgesprungen, stand der riesengroße schwarze Mann plötzlich vor uns und – doch was soll ich noch viel davon erzählen? Ihr wißt ja Alle, daß der Schwarze mit seiner Handvoll ebenso wunderbar unter uns gerathenen Leute uns in die Flucht geschlagen und Herrn Friedrich einen Denkzettel gegeben hat, an den er jetzt wohl schon gar nicht mehr zu denken vermag.
Wären die beiden, aus leicht erklärlichen Gründen hieb-und stichfesten, gewaltigen Kämpfer zu gleicher Zeit und von Beginn des Kampfes uns gegenüber getreten, dann würde Güntersberg jetzt nicht nur noch unversehrt dastehen, sondern die Mehrzahl von uns sicher entweder todt oder gefangen sein. –
So viel steht fest: mich bringt kein Mensch mehr in die Nähe des Güntersbergs, lieber verlasse ich meinen Dienst!«
Die Reiter, welche längs des Ufers hingeritten waren, hatten ihre Umgebung und namentlich das Ufer des Sees ganz unbeachtet gelassen, also auch nicht bemerkt, daß ein Kopf sich vorsichtig aus dem Schilfe erhob und blitzschnell wieder verschwand.
Langsam ritten sie dahin, ihr Gespräch wurde den beiden Flüchtlingen der wachsenden Entfernung wegen immer unverständlicher und nach einiger Zeit war auch der Hufschlag der Pferde nicht mehr zu hören.
Brunhilde richtete sich jetzt in ihrem Verstecke empor. Kein Wort der Unterhaltung der Reiter war ihr entgangen und ein schwerer Seufzer entrang sich ihrer Brust, als sie noch einmal die Bestätigung der Zerstörung ihres Heimes erhalten.
Was aber bedeutete der Hinweis auf die beiden tapferen Kämpfer, welche den abergläubischen Knechten einen so großen Schreck eingejagt hatten, daß sie noch jetzt sogar nur mit Entsetzen an sie zu denken vermochten?
Aber auch so manches Andere des Gehörten war ihr unverständlich und sie klagte halblaut:
»Wenn doch der Falkenmeister bald wiederkommen wollte!«
»O mein Gott,« fuhr sie nach kurzem Schweigen ängstlich auf, »haben die Reiter nicht denselben Weg verfolgt, den er eingeschlagen hat? Er ist verloren, wenn er diesen Leuten in die Hände fällt, sie nehmen ihn gefangen und wir warten vergebens auf ihn, der – meinetwegen sich in die größte Gefahr begeben hat. Wäre ich doch entschiedener aufgetreten, dann würde er nicht in die Gewalt der Feinde gerathen sein und wäre noch – hier!«
Leicht erröthend brach sie ihre Klagen plötzlich ab und versank, am Fuße der Schlagwand sitzend und den Kopf in die Hand gestützt, in tiefes Sinnen.
Welche Gedanken mochten das junge Mädchen wohl so ausschließlich und in dem Grade beschäftigen, daß der alte Thurmwart ihr mehrmals zurufen mußte:
»Ich höre wieder und diesmal vom Kremzower Gebiet her Pferdegetrappel. Kommt, kommt, edle Jungfrau, und verbergt Euch, ehe der Reiter Eurer ansichtig wird!«
Hastig erhob sie sich und horchte.
Der Reiter – diesmal schien es nur Einer zu sein – näherte sich außerordentlich schnell und Brunhilde hatte kaum ihr voriges Versteck erreicht, als derselbe aus dem Walde hervorkam.
In der Nähe der Schlagwand hielt er an.
»Himmel und Hölle!« hörte Brunhilde ihn rufen, »bin ich doch zu spät gekommen. Ich sehe die Spuren einer Anzahl Reiter, sicher haben diese sie entdeckt und – Armes armes Kind!«
Wohl schien es Brunhilde, als sei diese Stimme ähnlich der des Falkenmeisters; die Furcht bewog sie indeß, von jeder Ueberzeugung, ob sie recht geahnt oder sich geirrt habe, abzusehen.
Der alte Thurmwart war weniger ängstlich.
Vorsichtig kroch er ein paar Schritte in dem Schilfe vorwärts und erhob dann den Kopf ein wenig über das Schilf.
Eben stieg der Reiter wieder auf und lenkte sein
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