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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mehrmaliges Begegnen vor meinem Weggange wird schwerlich angehen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich morgen früh mit Tagesanbruch die Burg verlassen und die Erledigung meiner Aufgabe in Angriff nehmen werde!«
    »Nun, ich will in diesem Falle nicht hindernd in den Weg treten!«
    In diesem Augenblicke wurde vom Burghofe aus ein starker Lärm hörbar.
    Ein Blick durch das Fenster zeigte Friedländer, daß der Jagdzug, welcher ihnen am Nachmittage begegnet war, soeben im Burghofe anlangte, und Frau Hedwig verließ mit Brunhilde, welche Friedländer noch einmal Gelegenheit gab, in ihren Augen lesen zu können, das Gemach.
    Der junge Mann befand sich in einer ihm selbst nicht recht erklärlichen Stimmung, der er nun selbst Worte zu geben versuchte.
    »Was geht denn eigentlich mit mir vor?« rief er, in dem Raume auf-und abschreitend. »Ich gewinne das Mädchen immer lieber und weiß von diesem Augenblicke an, daß ich auch Ihr nicht gleichgültig bin. Sie ist, wie ich längst erkannt habe, jeder Verstellung unfähig und ich vermochte ohne Schwierigkeit zu erkennen, daß sie mir zugethan ist, und doch kann ich das unbehagliche Gefühl nicht los werden, das mich beschleicht, sobald ich Ursache zu haben glaube, unzufrieden mit mir zu sein. Aber konnte ich ihr mich denn anders als in Verkleidung nahen? War es denn nicht möglich, auf geradem Wege mich dem herrlichen Kinde nahen zu dürfen? Nein! Nein! Und da ich mir keiner unrechten Handlung ihr oder ihrem Vater gegenüber weiter bewußt bin, als daß ich meinen wahren Namen nicht genannt und meinen Stand nicht verrathen habe, denke und hoffe ich, daß sie mir diese Täuschung verzeihen wird. Ich trage ja keine Schuld an den unglückseligen Verhältnissen, die zwischen den Meinigen und dem Vater des geliebten Mädchens bestehen!«
    Mit diesem Selbsttrost begab er sich auf den Weg zu Herrn Hans von Wedel, welcher inzwischen in den Saal getreten und sich jetzt unwillig nach dem Eintretenden umwandte.
    »Was giebt’s?« rief Herr Hans, einen flüchtigen Blick auf diesen richtend.
    Henning Friedländer trat einen Schritt näher.
    »Erkennt Ihr mich nicht mehr, Ohm?«
    Der Ritter blickte jetzt schärfer auf.
    »Henning, bist Du es wirklich? Alle Teufel, Junge, bist Du es denn auch?«
    »Freilich bin ich es, Ohm!«
    »Sei mir herzlich willkommen!«
    Herr Hans zeigte eine so herzliche Freude, daß Henning, welcher seinem Ohm in ziemlicher Beklemmung gegenübergetreten war, freier aufathmete.
    »Seit wann bist Du nach Friedland zurück?«
    »Ohm, ich bin jetzt noch gar nicht dort gewesen!«
    »Du kommst also auf Deiner Reise nach Hause zuerst zu mir? Das freut mich sehr!«
    »Auch das stimmt nicht ganz, denn ich war bereits auf Altenwedel!«
    »Und von Altenwedel kommst Du hierher? Obwohl es mir recht lieb ist, daß Du mich sofort besuchst, vermag ich doch ein Staunen über Deinen sonderbaren Reiseplan nicht zu unterdrücken. Erzähle mir doch näher, was Dich zu diesen Reisen im Zickzack bewegt?«
    »Gern will ich Eurem Verlangen entsprechen. Hört denn: Vor einigen Tagen war ich auf der Reise nach Friedland bis an die Grenze des Güntersberger Gebiets gelangt und dort am Ufer eines Teiches einem Jagdzuge begegnet, ohne daß dieser auf mich aufmerksam geworden. Die Hauptperson dieses Jagdzuges, eine wunderliebliche Jungfrau, nahm mich nun auf den ersten Blick derart für sich ein, daß ich beschloß, ihr in jedem Falle mich zu nähern!«
    »Dann war diese wunderliebliche Jungfrau sicher die Tochter Simon’s von Güntersberg!« bemerkte lachend Herr Hans.
    »Ja, Ohm. Ich kannte aber das zwischen den Unsrigen und Herrn Simon bestehende feindliche Verhältniß zu gut, um nicht zu wissen, daß ich einen sehr schlechten Empfang gehabt haben würde, wenn ich meinen Namen genannt hätte, und beschloß deshalb, ein, wie ich offen gestehe, gewagtes Spiel zu beginnen. Ich ritt nach dem zunächst gelegenen Altenwedel, weihte Ohm Friedrich in mein Vorhaben ein, bepackte mich mit einer Cage voll Jagdfalken und wanderte als Falkenhändler nach Güntersberg –«
    Der Erzähler war hier gezwungen, mehrere Minuten inne zu halten. Herr Hans war durch diesen Streich seines Neffen in eine so heitere Stimmung versetzt worden, daß durch Lachen ihm erpreßte Thränen über seine dicken Backen herabliefen.
    »Alle Teufel,« stieß er endlich hervor, »das ist ein gelungener Witz, Junker Henning als Falkenhändler in Güntersberg! Was wird Dein Vater zu dieser Geschichte sagen! Ha! Ha! Ha! Und wie wird

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