Der beiden Quitzows letzte Fahrten
unter ihrem Schutze stehenden Sendung aufmerksam machen muß? Nein, Freunde, das will mir nicht einleuchten!«
»Wenn ich Euch aber noch einmal sage,« nahm Ritter Heyso von Steinfurth erregt das Wort, »daß meine Kundschafter in Berlin mir als ganz bestimmt mitgetheilt haben, der Markgraf erwarte in nächster Zeit bereits die Geldsendung und habe auch schon sichere Leute aus seiner Umgebung nach Hamburg gesandt, welche den Transport begleiten sollen, dann dächte ich doch wahrhaftig, es wäre an der Zeit, Zweifel in die Richtigkeit meiner Nachrichten aufzugeben!«
»Weshalb aber kehrt Pater Eusebius nicht zurück?« fragte Herr Claus bedächtig. »Der schlaue Pfaffe weiß sich doch sonst überall durchzuhelfen. Sollte ihn hier sein gewöhnliches Glück verlassen haben und er verunglückt sein?«
»Das glaube ich weniger,« erwiderte der alte Boldewin. »Viel wahrscheinlicher scheint es mir, der Pater ist nicht vorsichtig genug gewesen und in die Gewalt irgend eines unserer Gegner gerathen.«
»Beim Teufel!« brauste Heyso von Steinfurth ungeduldig auf. »Wenn ich Euch nicht so genau kennte und wenn ich nicht wüßte, daß Furcht Euch unbekannt ist, dann würde ich behaupten, Ihr bangtet vor den Säbeln der Markgräflichen! Der Gedanke aber, Ritter Boldewin von dem Kruge scheue vor einem Kampfe zurück, ist zu – zu – sonderbar, als daß ich ihn nicht sofort unterdrücken müßte. Sprecht offen, alter Freund, was flößt Euch Besorgnisse ein? Weshalb sucht Ihr die Möglichkeit von Gefahren hier besonders hervorzuheben, die uns bei jedem Strauße bedrohen? Erinnert Euch doch daran, daß wir in weit gefährlicheren Fällen als hier unbedenklich zum Angriff geschritten sind und in diesen stets so glänzend gesiegt haben, daß es geradezu unklug wäre, den Markgräflichen gegenüber zu zagen!«
»Habt Ihr vielleicht auch Kunde erhalten, ob und welche Herren der Ritterschaft dem Markgrafen zur sicheren Ueberführung des Schatzes behilflich sein werden?«
»Außer dem Bischof wird er schwerlich fremde Hülfe aufgeboten haben.«
»Ihr meint Herrn Johannes von Waldow auf Ziesar, den Bischof von Brandenburg?«
»Denselben! Nun, ich denke, mit dem Herrn werden wir auch noch fertig werden!«
»Ohne Zweifel wird der Bischof den Stiftshauptmann von Röder mit der Aufgabe, für sicheres Geleit zu sorgen, betrauen oder meinetwegen auch betraut haben. Röder aber ist ein gar schlauer Cumpan und wird uns, wenn wir nicht die äußerste Wachsamkeit hegen, sicher hinter’s Licht führen. Es ist Euch doch wohl Allen bekannt, in welcher Weise der tapfere Caspar Gans zu Putlitz in die Gewalt des Bischofs gerieth?«
»Gewiß! gewiß!«
»Wißt Ihr denn aber auch,« fuhr Heyso ingrimmig fort, »daß Herr Caspar, der ehemalige Freund der Quitzowe und einer der tapfersten und gefürchtetsten Ritter im ganzen Lande durch die höllischen Ueberredungskünste des gewandten Johannes von Waldow zu einem Anhänger des einst von ihm so sehr wie von uns gehaßten Markgrafen gemacht worden ist?«
»Hölle und Teufel!« brüllte der junge Boldewin und schlug mit der Faust auf die starke Eichenplatte des Tisches, daß die Krüge in’s Schwanken geriethen.
Ritter Claus von Quitzow aber starrte Heyso von Steinfurth sprachlos an. Diese Nachricht schien sein Blut erstarren gemacht zu haben, denn er ließ die halberhobene Hand, mit welcher er den Krug ergreifen wollte, ein paar Augenblicke in derselben Haltung, gleich als sei er unfähig jeder Bewegung.
Bald indeß kam mit erneuter Kraft Leben in den Ritter.
Mit bei seiner erstaunlichen Körperfülle auffallender Schnelligkeit erhob er sich und stieß glühend vor innerer Erregung hastig hervor:
»Hrrr! Hm! Wer hat Euch diese teuflischen Lügen erzählt? Nennt mir den Schuft, damit ich ihm den Lohn für seine Verleumdung auszahlen kann. Wie heißt der Hallunke, der sich an der Ehre meines Freundes zu vergreifen wagt? Sprecht, oder ich binde mit Euch an!«
»Ruhig, Freund Claus,« erwiderte Herr Heyso ernst, »an der Ehre Eures Freundes, der ja auch der meinige war, makelt Niemand, Ihr werdet Eure Drohung jedenfalls zurücknehmen, wenn Ihr hört, daß ich durch keinen Geringeren als den Schwiegersohn des Herrn Caspar, Herrn Wichard von Rochow, die Nachricht von dem Uebergange Caspar’s in das Lager der Markgräflichen erhalten habe!«
Längere Zeit herrschte jetzt ein dumpfes Schweigen. Ritter Claus sah finster vor sich hin. Er zweifelte nun selbst nicht mehr an der Wahrheit der
Weitere Kostenlose Bücher