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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der alte Strauchdieb, der Simon, gewettert haben, als er hinter Deine Teufeleien gekommen ist! Ha! Ha! Ha!«
    Henning ließ den in außergewöhnliche Heiterkeit versetzten Ritter seiner Freude ohne Einspruch Ausdruck geben und fuhr dann in seiner Erzählung der den Lesern bereits bekannten Ereignisse fort.
    Die Heiterkeit des Ritters ging allmälig, und als Henning von der Erstürmung von Güntersberg sprach und einiger Einzelheiten der Flucht erwähnte, in Ernst über, und als der Erzähler geendet, sprang Herr Hans auf und maß dröhnenden Schrittes den Saal.
    »Die Gefangennahme Simon’s und des alten, von Dir ja recht gründlich abgeführten Prahlhanses Janeke ist mir heut bereits bekannt geworden. Von der Zerstörung Güntersbergs weiß ich aber noch kein Wort. Hält man es denn in Altenwedel oder in Kremzow nicht der Mühe werth, mich von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen? Zu billigen vermag ich allerdings die hier verübte Art Rache nicht. Simon mag gehaust haben, wie schlimm es nur möglich ist, er war und ist ein Ritter, der bis vor Kurzem noch und bis er dem elenden Großmaul, dem Janeke ganz in die Hände fiel, treu zu uns gehalten hat. In der Weise, wie es geschehen ist, durfte man nicht gegen ihn vorgehen. Hast Du denn die Leute nicht erkannt, die bei diesem Ueberfall betheiligt waren?«
    »Nur zu gut, Ohm. Es waren Kremzower und –«
    »Nun? und –?«
    »Altenwedeler!«
    »Alle Teufel, das ist stark!«
    Ritter Hans blieb vor Henning stehen.
    »Du hast also das arme Röslein hierher gebracht in der Hoffnung, ich würde ihr Aufnahme gewähren?«
    »Ja, Ohm, ich bin zu Dir gekommen, weil ich weiß, daß, wenn überhaupt ein Mensch, dann vor Allen Ihr ein Herz für unschuldig Leidende habt!«
    »Henning,« rief der Ritter und reichte diesem die Hand, »ich sehe, daß Du ein Edelmann nach meinem Sinne bist. Du sollst Dich in mir auch nicht getäuscht haben. Das Röslein soll hier eine Aufnahme erhalten, wie ich sie Deiner Schwester, wenn Du eine hättest, nicht besser zu bieten vermöchte!«
    »Ich danke Euch aufrichtig für diese mir zur Beruhigung dienende Zusage, Ohm!« entgegnete der junge Mann mit bewegter Stimme und sein Auge schien dabei feucht geworden zu sein, denn der ihn beobachtende Ritter bemerkte lächelnd:
    »Mir scheint, das Röslein steht Dir näher, als Du zugeben willst. Nun, nun; sie wird keinen Anlaß erhalten, über ihr Leben auf Betow bei Dir Klage führen zu dürfen! – Du wirst nun wohl nach Friedland gehen?«
    »Einen, höchstens zwei Tage werde ich jetzt dort allerdings zubringen, dann aber an die Erledigung meiner Aufgabe gehen!«
    »Welche Aufgabe ist Dir denn in der kurzen Zeit Deines Hierseins schon gestellt worden?«
    »Brunhilde soll ihren Vater wiedersehen!«
    »Alle Teufel!« rief Ritter Hans erstaunt, »Du legst Dich ins Zeug, doch kann ich Dir im Ernste nicht so sehr unrecht geben. Du willst dem alten Simon begreiflich machen, daß der ehemalige Falkenhändler Henning Friedländer ein Mann sei, dem er ohne Zögern sein Töchterlein zur Frau geben dürfe, und willst das Eisen schmieden, so lange es warm ist. Ich denke, Du wirst Dein Vorhaben auch glücklich durchzuführen wissen! Für alle Fälle will ich Dir aber jetzt schon sagen, daß, wenn Du an irgend einem Fußeisen hängen bleiben solltest, Du mich nur zu Hilfe rufen darfst! Jetzt komme nur und stelle mir das – wie sagtest Du gleich? – das – das – richtig, so war’s – wunderliebliche Mädchen vor. Ich bin begierig, Brunhilde kennen zu lernen!«
    Beide Herren schritten den Frauengemächern zu und Henning sah zu seiner unverhohlenen Freude nicht nur, daß Herr Hans wie auch Frau Hedwig Alles aufboten, dem armen Kinde den Aufenthalt auf Betow möglichst angenehm zu machen, sondern daß auch Brunhilde ihre Scheu vor der ihr fremden Umgebung allmälig verlor.
    Als Henning sich erhob, um sein Gemach aufzusuchen, und er Brunhilde mittheilte, daß er mit Tagesanbruch die Burg verlassen werde, um an die Erledigung der letzten der ihm gestellten Bedingungen zu gehen, sah sie ihn so wehmüthig, so flehend, bittend an, daß nur die Gegenwart des sie lächelnd beobachtenden Herrn Hans ihn vor dem Selbstvergessen zu behüten im Stande war.
    »Wollt Ihr mir die Worte nicht vergeben, welche ich auf der Flucht leider zu Euch sprach? Ich habe sie ja schon so bitter bereut und beklage tief, Euch gekränkt zu haben!«
    »Ich bitte Euch dringend, laßt doch das, was längst vergessen war, ruhen. Sagt mir vielmehr,«

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