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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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immer mehr an Einfluß, und schließlich gab sie nur noch der inneren Stimme Raum, welche ihr sagte: »er meint es gut mit dir!«
    »Was aber wird Frau Hedwig glauben und sagen, daß ich –«
    Sie vollendete den Satz nicht, denn feste Tritte näherten sich der Thüre des Gemachs, in dem sie sich aufhielt. Eine plötzliche Furcht, die Angst, jetzt hören zu müssen, daß sie hier nicht das erwünschte Asyl zu finden vermöge, bemächtigte sich ihrer und scheu sah sie dem Eintritte des sich Nähernden entgegen.
    Die Thür wurde rasch geöffnet und über die lieblichen Züge des geängstigten Mädchens flog ein leichter Schimmer der Freude. Gefolgt von Friedländer, trat eine große, schlanke Frau mit milden, freundlichen Zügen ein, die sich rasch Brunhilde näherte und ihre Hände ergriff.
    »Seid mir herzlich willkommen, Brunhilde,« sprach sie mit weicher, dem Mädchen Muth einflößender Stimme; »nach dem harten Schlage, der Euch betroffen, sollt Ihr hier mit Freuden die Aufnahme finden, die, wie ich hoffe, geeignet sein wird, Euch mit der Zeit zu dem verlorenen Frieden wieder zu verhelfen!«
    Schon die Worte der würdigen Frau, der Ton, in welchem sie zu ihr sprach, erfüllten sie bereits mit einem beruhigenden Gefühl, und mit bebender Stimme dankte sie ihr, während Thränen ihre Augen füllten, für dieses liebevolle Entgegenkommen.
    »Habt Dank, edle Frau, für Eure Güte, die mir in meiner traurigen Lage doppelt wohl thut, und seid –«
    »Ich bitte Euch, Brunhilde,« unterbrach sie Frau Hedwig, »unterlaßt jetzt alles Danken und kommt mit mir. Ich werde sofort für Eure Bequemlichkeit Sorge tragen!«
    Im Begriff, diesem Wunsche nachzukommen und das Gemach zu verlassen, begegnete ihr Auge dem Friedländers, welcher seither schweigsam in der Nähe der Thüre gestanden.
    Einen Moment stockte sie, dann trat sie, während eine helle Röthe ihr Gesicht überflog, schnell zu ihm heran und reichte ihm die Hand.
    »Euch verdanke ich die liebevolle Aufnahme, die mir hier zu Theil wird, Euch, meinem Retter aus der Gewalt der Feinde meines unglücklichen Vaters. Nehmt meinen innigsten Dank!«
    Leicht zog sie ihre von Friedländer mit leisem Druck festgehaltene Hand zurück und fügte dann die Frage an:
    »Was werdet Ihr nun beginnen?«
    Mit bewegter Stimme erwiderte er:
    »Ihr legt dem, was ich bis jetzt für Euch zu thun vermocht habe, einen zu großen Werth bei. Habe ich denn nicht lediglich meine Pflicht, Euch zu retten, gethan und mein Wort, Euch dort ein Heim zu verschaffen, wo ich Euch vor Gefahren geborgen weiß, eingelöst? Noch liegt mir ja ob, Eurem Vater die Freiheit wieder zu verschaffen!«
    »Ihr wollt Euch dieser gewiß sehr schwierigen Aufgabe unterziehen?«
    »Die Befreiung Eures Vaters wird jetzt, nachdem ich für Eure Sicherheit nicht mehr zu bangen habe, meine erste Sorge sein!«
    Brunhilde richtete einen langen, durchdringenden Blick auf den vor ihr stehenden jungen Mann. Welche Gedanken mochten sie in diesem Augenblick bewegen? Weshalb verlor ihr Blick allmälig die Schärfe und ging in Milde, in Weichheit über? Was mußte sie in dem Blicke Friedländers gelesen haben, daß sie ihm noch einmal die Hand reichte und, wahrscheinlich um die aufsteigende Röthe zu verbergen, sich abwendend, flüsterte:
    »Versprecht mir, Euch nicht in Lebensgefahr zu stürzen und – wiederzukehren!« –
    Friedländer machte, als er diese Bitte Brunhildens vernahm, unwillkürlich im ersten Augenblick eine Bewegung, als wolle er das Mädchen an sich ziehen.
    Er besann sich jedoch bald eines Anderen und entgegnete nur mit allerdings bebender Stimme:
    »Euer nur zu berechtigtes, heißes Verlangen, den Vater wiederzusehen, ist mir genügend zu dem festen Entschlusse, Alles, was ich irgend zu thun vermag, anzuwenden, die Thür des Gefängnisses Eures Vaters zu öffnen oder, wenn nicht anders, dann mit Gewalt zu sprengen. Hoffet fest auf Wiedervereinigung mit ihm!«
    Frau Hedwig hatte lächelnd Beide beobachtet.
    Jetzt trat sie zwischen sie.
    »Vertraut nur immerhin dem Versprechen Henning’s, Brunhilde! Er ist wohl geeignet und, wie ich sehe, auch ernstlich gewillt, Euren Willen und seine Zusicherung zu erfüllen, und ich denke, es wird kaum lange Zeit vergehen, bis Ihr von der Wahrheit dieser Worte überzeugt sein werdet. Begleitet mich nur jetzt in mein Gemach. Henning wird vor seinem Aufbruch Euch wohl noch mehrmals sehen und sprechen können!«
    »Verzeiht, edle Frau,« bemerkte Friedländer lächelnd, »ein

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