Der beiden Quitzows letzte Fahrten
ist, wird ohne Zweifel bald vollstreckt werden, denn ich habe keinen Einspruch erhoben und vermochte auch abgesehen davon, daß ich dem Freunde das ihm gegebene Versprechen, mein Möglichstes zu seiner Rettung zu thun, gehalten habe, in der That der Klage nichts entgegenzustellen. Das Urtheil lautet auf Entsetzung von den Lehensgütern – ein Entscheid, der mich wenig anzufechten vermag, denn Herr Friedrich wird sich wohl nur schwer entschließen, mich mit Gewalt von Bötzow zu vertreiben. Er weiß zu gut, daß ich in diesem Falle erst dann der Uebermacht weichen würde, wenn Bötzow vor meinen Augen in Trümmer geht. Inzwischen hat sich aber etwas ereignet, das den Nürnberger Burggrafen zur höchsten Wuth gereizt haben muß und mir gerathen erscheinen läßt, mich bald nach Hilfe umzuschauen!«
»Hrrr! Hm!« räusperte sich Claus, »Werner, rechnet auf mich!«
»Auch ich biete Euch meine Hilfe an, Ritter Werner!« rief Heyso von Steinfurth und die Herren von dem Kruge versicherten dem bedrängten Ritter nicht minder entschieden ihre Bereitwilligkeit, ihre Mannen zu seinem Gunsten aufbieten zu wollen.
»Ich danke Euch, Freunde,« erwiderte Werner von Holzendorff, wobei ein Schimmer der Freude seine wetterharten Züge überflog, »Euer Anerbieten ermuthigt mich, auf dem betretenen Wege fortzugehen und in dem sich nun entspinnenden Kampfe, dessen Ausgang nur Sieg oder Tod sein kann, festzustehen. Doch vernehmt, was ferner vorgefallen und wodurch der Burggraf in besondere Wuth gebracht worden ist. Dietrich hatte in seinem Versteck auf Neumühl eines Tages Gelegenheit, zu hören, daß er dort nicht mehr sicher vor Verräthern sei; der vom Burggräflein auf Dietrich’s Kopf gesetzte Preis drohte, selbst Knechte zu elendem Thun zu verleiten, und ich brachte deshalb unsern unglücklichen Freund nach Grabsdorf, wo ich ihn, falls er sich nicht selbst verriethe, sicher vor Entdeckung wußte.
Dort begegnete er eines Tages, während er in der Kleidung eines Knechtes zur Verbringung der Zeit auf dem Felde beschäftigt war, einer Jagdgesellschaft, die vom rechten Wege abgekommen sein mochte, denn sie zwang Dietrich, sie eine Strecke weit zu führen.
Keiner der Reiter hatte Dietrich erkannt, dieser aber mußte aus dem lautgeführten Gespräch derselben entnommen haben, daß und welcher der Herren der Sohn des Burggrafen, Prinz Johann, sei. Welche Gedanken unsern Freund in dem Augenblicke beseelt haben müssen, als er den Sohn seines Todfeindes in nächster Nähe vor sich erblickte, läßt sich nur ahnen, und Jeder, der Dietrich von Quitzow kennt, wird es erklärlich finden, daß er sofort, und selbst in der bedenklichen Lage, in welcher er sich befand, einen Plan erwog, in welcher Weise er diese günstige Gelegenheit, einen Hauptschlag gegen seinen Gegner zu führen, am zweckmäßigsten benutzen könne.
Der Bauer, in dessen Behausung ich Dietrich untergebracht hatte, will den ganzen Vorfall von einem Verstecke aus angesehen haben und erzählt mir weiter Folgendes:
Wenige Schritte von Grabsdorf entfernt sei ein Ritter, gefolgt von mehreren anderen Herren und Knappen, aus dem Walde hervor und der Jagdgesellschaft entgegengesprengt, habe, bei diesem angekommen, plötzlich sein Pferd angehalten und ein paar Worte, die dem Horcher aber unverständlich geblieben sind, gesprochen, worauf Dietrich sich blitzschnell auf das Pferd des einen Ritters geschwungen und mit diesem davongeritten sei.
Die übrigen Reiter seien durch diesen kühnen Streich einen Augenblick so verblüfft geworden, daß sie dem Flüchtling starr nachgeschaut hätten. Wohl wären sie im nächsten Moment ihm, so schnell die Pferde zu laufen vermochten, nachgeeilt. Dietrich habe aber inzwischen einen zu bedeutenden Vorsprung erreicht, als daß an seine Ergreifung durch die Verfolger ernstlich zu denken gewesen!«
»Und der überrumpelte Reiter, den der wackere Dietz auf dessen eigenem Pferde aus der Zahl seiner Freunde herausnahm und entführte, hieß?«
»Prinz Johann, der Sohn des Burggräfleins!«
»Donnerwetter!« schrie Heyso von Steinfurth, »das war ein Meisterstück!« und Ritter Claus rief:
»Hrrr! Hm! Unserm Dietz kommt doch bei allen Teufeln so leicht Keiner gleich. Es ist ein Satanskerl, den ich jetzt hier zu sehen wünschte!«
Auch der alte, bedächtige Boldewin stimmte in die lauten Lobeserhebungen ein, die dem kühnen, verwegenen Dietrich von Quitzow gezollt wurden, und fragte, nachdem die freudige Erregung sich weniger laut zu äußern
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