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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mittheilung Heyso’s, wagte aber, trotzdem ihm noch unerklärlich war, durch welche Umstände der seitherige erbitterte Gegner des Markgrafen bewogen worden sein könne, seine Gesinnung vollständig zu ändern, nach ausführlicheren Nachrichten zu fragen.
    »Was wird Dietrich dazu sagen?« murmelte er endlich kopfschüttelnd, erhob sich und trat an das Fenster.

    »Eure Mittheilung hat auch mich trübe gestimmt!« brummte Herr Thomas, »denn wenn solche Leute in ihrer Gesinnung wankend werden, und der Zoller versteht, einen Caspar Gans zu Putlitz für sich zu gewinnen, dann –«
    »Nun, was wolltest Du noch sagen?« fragte der alte Boldewin, aus seinem Sinnen emporfahrend.
    »Dann scheint es mir Pflicht zu werden, noch vorsichtiger zu handeln, als dies seither der Fall war!«
    »Ha! Ha! Ha!« lachte der jüngere Boldewin ingrimmig auf; »ich verstehe, was das heißen soll. Leider kommt der Rath zu spät. Was nützt es uns, jetzt alle mögliche Vorsicht beobachten zu wollen, nachdem es möglich geworden ist, Gefangene uns hier aus dem Gefängnisse zu holen, ohne daß wir das Geringste von dem Eindringen Fremder bemerken!«
    »Gegner sind hier eingedrungen, ohne daß Ihr diesen Einbruch wahrgenommen hättet?« fragte Heyso erstaunt. »Erzählt mir doch diesen interessanten Fall!«
    Der ältere Boldewin kam dieser Aufforderung nach und theilte nun dem Fragenden die Befreiung Henning von Bismarcks und der übrigen Gefangenen durch einige in räthselhafter Weise in das feste Schloß eingedrungene Männer mit, wobei er indeß selbstverständlich das Vorhandensein eines geheimen Ganges übersah und aus Scham weiter auch verschwieg, daß der Befreier des Herrn von Bismarck ihn selbst in das Verließ gesperrt habe, aus dem er erst einige Stunden später, nachdem sein Ausbleiben aufgefallen, befreit worden sei.
    »Hat man denn später nichts von den Befreiern und den Befreiten gehört?«
    »Mehrere zu ihrer Verfolgung ausgesandte Männer sollen ihnen nicht weit von hier begegnet, von diesen aber unbegreiflicher Weise in die Flucht geschlagen worden sein!«
    Heyso von Steinfurth sah Herrn Boldewin ungläubig lächelnd an.
    Diese Geschichte mochte ihm doch zu unwahrscheinlich klingen.
    Herr Boldewin bemerkte dies und verstand auch, weshalb Herr Heyso dieser Erzählung wenig Glauben beizumessen schien. Er fuhr deshalb fort:
    »Eure Zweifel werden wohl schwinden, wenn ich Euch sage, daß Balthasar und die besten meiner Knechte auf dem Kampfplatze gewesen sind. Henning von Bismarck ist durch einen Kämpen befreit worden, von dem selbst der unerschrockene Balthasar behauptet, er hätte ihm so zugesetzt, daß er, nachdem alle Anderen die Flucht ergriffen, zu seiner eigenen Rettung zum Rückzug gezwungen worden sei!«
    Ritter Claus hatte dieser Unterhaltung wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Seine Gedanken weilten ohne Zweifel bei dem aus Gott weiß welchem Grunde zu den Feinden übergegangenen Freunde, und die Kräftigung der Markgräflichen durch einen Ritter vom Schlage eines Caspar Gans zu Putlitz erfüllte ihn mit so hoher Bitterkeit und beschäftigte sein Denken in so bedeutendem Grade, daß er sogar das Trinken vergaß.
    Erst als der Name seines Leibknappen genannt wurde und Herr Boldewin von der Flucht desselben sprach, horchte er aufmerksamer und wandte sich langsam zu den am Tische sitzenden Herren:
    »Ich habe, was nicht gerade oft vorkommt, viel über diesen Vorfall nachgedacht und bin zu dem Schlusse gekommen, daß, wenn nicht etwa gar einer der Knechte, dann sicher der heillose Pfaffe hier seine Hand im Spiele gehabt hat!«
    »Nein, Bruder!« fiel ihm der ältere Boldewin in’s Wort. »Dem Pater Eusebius thust Du mit diesem Verdacht entschiedenes Unrecht. Bedenke doch, daß er einer der erbittertsten Gegner des Markgrafen ist und daß er seinem ganzen seitherigen Verhalten nach einer der Letzten sein dürfte, die ihre Hand zur Befreiung Hennings von Bismarck, des Freundes des Zoller, bieten würden. Nein, nein! Pater Eusebius steht zu sehr auf unserer Seite, als daß wir ernstlich Verdacht gegen ihn hegen dürfen. Er ist zwar ein Pfaffe, hält aber doch treu zu uns!«
    »Weshalb wollen wir uns um etwas streiten, was längst abgethan ist?« murrte Herr Thomas. »Dafür, daß uns ein gleicher Streich nicht ein zweites Mal gespielt werden kann, ist, wie ich denke, gesorgt, und wir können demnach in dieser Beziehung vollkommen unbesorgt zu erforschen suchen, wie stark die Leute sind, welche Herrn Friedrich das Geld

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