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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bötzow gerade unter den jetzt obwaltenden Umständen Verwirrung dort gar zu leicht entstehen!«
    »Das verstehe ich nicht!« brummte Herr Heyso. »Ist Euer Wachtmeister nicht auf dem Platze?«
    »Gewiß. Mir scheint jedoch, oder vielmehr mir wird immer klarer, daß von den Markgräflern versucht wird, meine Knechte zur Untreue, zur Falschheit gegen ihren Herrn zu verleiten, und wenn ich selbst auch Keinem rathen möchte, sich soweit zu vergessen, daß er mir einen festen Anhalt giebt, von seiner Verrätherei überzeugt zu sein, so kann ich doch mich andererseits auch der Wahrnehmung nicht verschließen, daß es fortan besser sei, die Knechte sorgfältig unter Aufsicht zu halten und vorläufig jede längere Entfernung von Bötzow und ohne die mir vorzugsweise verdächtig gewordenen Mannen möglichst zu vermeiden! Ihr staunt über das, was ich Euch soeben mitgetheilt habe, und glaubt wahrscheinlich, ich übertriebe. Wenn Ihr aber bedenkt, daß der Burggraf jetzt mehr denn je Alles aufbietet und aufbieten wird, mich, wenn möglich, ganz unschädlich zu machen, dann werdet Ihr auch einsehen, daß ich der Schlauheit des Herrn Friedrich im Augenblick nichts Anderes als erhöhte Wachsamkeit gegenüber zu stellen vermag!«
    »Recht habt Ihr unter diesen Umständen sicherlich!« erwiderte Heyso von Steinfurth; »doch glaube ich, einer Ueberraschung durch die Feinde könnt Ihr selbst in dem Falle vorbeugen, daß Ihr noch kurze Zeit hier bleibt!«
    »Wie sollte das geschehen?«
    »Wenn Ihr sofort einen Boten nach Bötzow absendet und – doch was bedeutet das?«
    Der Lärm der im Hofe sich aufhaltenden Kriegsleute verstummte plötzlich, doch wurde die Stille durch laute, freudige Ausrufe erst Einzelner, dann aber einer immer größer werdenden Anzahl der Mannen unterbrochen, und Junker Boldewin trat zum Fenster, um die Ursache dieser auffallenden Wahrnehmung zu ergründen.
    In diesem Augenblick wurden laute Tritte vor der Thür des Saales hörbar und Balthasar, der bekannte Leibknappe des Herrn Claus, trat ein.
    Hoch erstaunt sah Letzterer auf.
    »Hrrr! Hm! Was willst Du hier?«
    »Einer der ausgesandten Boten ist soeben zurückgekehrt und bringt, wie er sagt, wichtige Nachrichten!«
    Herr Heyso sprang erregt auf. Ritter Claus, welcher sich gleichzeitig erhoben hatte, schien von der Aufregung, in welcher Herr Heyso sich befand, wenig erbaut zu sein, denn er bemerkte ziemlich scharf:
    »Hrrr! Hm! Da mein Balthasar die Mittheilung bringt, wird sie zunächst wohl nur für mich von Interesse sein. Sollte ich mich in der Annahme wider Erwarten geirrt haben, dann verspreche ich Euch, daß Ihr der Erste sein werdet, den ich von dem, was ich jetzt erfahren soll, unterrichten werde!«
    Der alte Boldewin verstand, was Claus von Quitzow mit seiner Abfertigung sagen wollte, und rief, um den, den Letzteren mit finsteren Blicken messenden Ritter Heyso zu begütigen, lachend:
    »Mag Freund Claus seine Geheimnisse nur ruhig draußen oder wo er sonst will besprechen und berathen. Ich weiß ja doch, daß das Geheimniß in dem Augenblick aufhören wird, ein solches zu sein, in welchem er in den Saal zurückgekehrt. Bruder Claus kennt uns gegenüber keine Geheimthuerei!«
    Als Claus von Quitzow zur Thür hinaustrat, kam ihm einer seiner Knechte rasch entgegen, an dessen, an mehreren Stellen zerrissenen und arg beschmutzten Kleidern man es deutlich wahrzunehmen vermochte, daß er einen weiten und beschwerlichen Weg zurückgelegt haben müsse.
    »Hrrr! Hm! Nun?«
    »Herr Ritter, Peter hat mich beauftragt zu melden, daß der Transport morgen Hamburg verlassen und aller Voraussicht nach gegen Abend schon an der Grenze angelangt sein wird.«
    »Hrrr! Hm! Peter schickt Dich? Weshalb kommt er nicht selbst, wie ich es ihm doch befohlen habe?«
    »Er ist bald, nachdem er mir den Auftrag gegeben hatte, wieder weggeritten!«
    »Hrrr! Hm! Balthasar!«
    Der am Ende des Ganges stehende, des Rufes gewärtige Leibknappe kam eilig heran.
    »Hrrr! Hm! Balthasar, reite mit dem Knechte zu Peter und lasse Dir genau Alles mittheilen, was er bis jetzt über den Transport erfahren hat, den wir erwarten. Beeile Dich aber, denn ich glaube, unsere Zeit wird knapp!«
    Balthasar eilte mit dem Knechte fort und Herr Claus blieb eine Zeit lang sinnend und das Gehörte überlegend auf derselben Stelle stehen.
    Peter war einer der wenigen Knechte, welche Herr Claus neben Balthasar besonders zu bevorzugen und bei gefahrdrohenderen Anlässen, bei Angriffen auf mit überaus starker

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