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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bedeckung reisende Kaufleute oder bei Gelegenheiten, bei denen ein gutes Spürtalent größere Dienste zu leisten vermochte als lediglich Unerschrockenheit, zu verwenden pflegte.
    Seit mehreren Tagen, seit Herr Heyso von Steinfurth mit der Meldung auf Garlosen eingetroffen war, der Transport werde nach den Mittheilungen seiner Kundschafter in Potsdam im Laufe der nächsten Tage schon von Hamburg nach Potsdam abgehen, auf Grund welcher Nachricht hin er seine Mannen bereits mit nach Garlosen gebracht hatte, war Peter auf dem am weitesten in der Richtung vorgeschobenen Posten aufgestellt worden mit der Aufgabe, die Abfahrt eines wichtigen, nach Potsdam bestimmten Transportes von Hamburg auszukundschaften, dann sofort nach Garlosen zurückzukehren und Bericht zu erstatten.
    Jetzt war er, entgegen dem ihm ertheilten Befehl, nicht selbst gekommen, sondern hatte einen der mit ihm die Straße bewachenden Knechte mit einer Botschaft zurückgeschickt, die nicht ganz verständlich war.
    Herr Claus vermochte deshalb der ganzen Meldung wenig Glauben beizumessen und verlangte nach genügender Aufklärung.
    »Hrrr! Hm! Hier ist Etwas nicht ganz in Ordnung. Sollte man vielleicht gar Kenntniß von unserem Vorhaben gewonnen haben und uns in eine Falle locken wollen? Himmel und Hölle, das sollte den Schuften schlecht bekommen!«
    Langsam kehrte er zurück in den Saal, in welchem er den Ritter Werner von Holzendorff zum Aufbruch bereit fand.
    Herr Werner war durch nichts zu bewegen, länger zu verweilen, und er schied in freundlichster Weise von den Rittern, nachdem sie ihm wiederholt das Versprechen gegeben hatten, auf seinen Ruf sofort mit ihren Mannen zu seiner Hülfe nach Bötzow eilen zu wollen.
    Weshalb wurden wohl, als er zum Thore hinaustrat, seine vorher so freundlichen Züge plötzlich ernst und gar finster? War ihm auf Garlosen, dessen Besitzer ihm doch gewiß freundlich entgegengekommen waren, irgend etwas zugestoßen, das ihm Anlaß zum Aerger, zum Verdrießlichsein gab?
    Dies mußte wohl der Fall gewesen sein, denn an der Stelle, wo der Weg in den Wald einbog, richtete er noch einmal einen finsteren Blick auf das Schloß und murmelte halblaut:
    »Welch’ dunklen Zug mag die Gesellschaft heut wieder vorhaben, daß sie es nicht einmal wagte, sich mir zu offenbaren. Doch sei es! Habt Ihr zu mir kein Vertrauen, dann habe ich auch nicht nöthig, Euch zu erzählen, was ich weiß, und überdies würde ich bei größerer Offenheit doch nur in die unangenehme Nothwendigkeit versetzt worden sein, meine Theilnahme zu versagen, denn dem Strauchritterthum wird Werner von Holzendorff nie freundlich gesinnt werden!«
    Garlosen war mittlerweile seinen Blicken entschwunden und in mäßiger Eile ritt er, gefolgt von seinem Knechte, in der Richtung nach Bötzow weiter.
    Als er Garlosen verlassen und die zum gemeinsamen Streifzuge verbündeten Ritter wieder vereint im Saale anwesend waren, nahm Herr Claus von Quitzow das Wort, theilte den Herren die empfangene Botschaft, gleichzeitig aber auch das mit, was er angeordnet hatte, und schloß mit dem Hinweis:
    »Balthasar kann mit Anbruch der Nacht zurück sein. Haben wir dann keine Ursache, an der Wahrheit der Botschaft zu zweifeln, können wir mit Tagesanbruch recht wohl die geeignetste Stellung eingenommen und vorher uns auch noch die Gewißheit verschafft haben, wie stark die Begleitung ist und unter welcher Leitung dieselbe steht!«
    »Das Letztere zu wissen, dürfte uns ohne Zweifel von größerem Vortheil sein,« bemerkte der ältere Boldewin. »Es ist ein sehr großer Unterschied, ob der Stiftshauptmann von Röder oder vielleicht Hans von Uchtenhagen die Führung in den Händen hat!«
    »Uchtenhagen?« fragte Ritter Heyso erstaunt. »Was veranlaßt Euch zu der Annahme, daß der Markgraf gerade den Uchtenhagen hierzu erwählt haben könne?«
    »Der Ritter Hans von Uchtenhagen soll sich, wie ich gehört habe, der besonderen Gunst des Burggrafen von Nürnberg erfreuen. Da nun seine Tapferkeit und Furchtlosigkeit außer Zweifel stehen dürfte, wäre es ja immerhin möglich, daß er zum Führer des Geldtransportes ausersehen worden. Doch warten wir das Nähere ab. In wenig Stunden werden wir ja sehen, wer der Unglückliche ist, der im Nothfalle das Verließ von Garlosen kennen lernen soll!«
    Herr Claus vermochte die einmal verlorene Ruhe noch nicht wiederzufinden und betheiligte sich nicht nur nicht weiter am Gespräch, sondern schränkte sich zum Staunen seiner täglichen Zechgenossen auch

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